"Film ab" hieß es bei der Premiere des neuen Streifens von "Mania Pictures". Foto: Stöß

Im Hirsauer Kurpark wohnten 460 Zeugen einem abscheulichen Verbrechen bei. An einem perfekten Sommerabend zeigte das Calwer Film-Label "Mania Pictures" sein neues Werk "Warlord". Am Ende waren sich wohl alle einig: Diese Open-Air-Premiere gelang trefflich. Drei weitere Aufführungen folgen.

Calw-Hirsau - Es versteht sich von selbst, dass an dieser Stelle nicht einmal der Hauch einer Lösung des Kriminalfalls verraten wird. Immerhin bietet der Veranstalter, das Kommunale Kino Pforzheim, drei weitere Chancen, dieses Filmspektakel in Hirsau zu sehen. Nur soviel verriet Armin Schnürle, der Macher der "Manias": "Die Kommissare Karl Jäger (Stefan Lörcher) und Lola Kraft (Cathrin die Stefano) müssen den brutalen Mord an einem Jäger aufklären. Dessen zerstückelte Leiche wurde mitten im Calwer Wald von kleinen Kindern gefunden. Die Ermittlungen deuten auf illegalen Waffenhandel hin und führen zunächst ins Milieu der Reichsbürger. Zu allem gesellt sich das Geheimnis um eine junge afrikanische Asylbewerberin." Zwei Beamte des internationalen Strafgerichtshofs katapultieren die Story in eine noch höhere Stufe – in die Kategorie massiver Menschenrechtsverletzungen und abscheulicher Kriegsverbrechen. Die Dienstreise von Kommisar Jäger führt nach Uganda.

Wieder einmal bot der Autor und Regisseur Armin Schnürle eine Melange aus Ernsthaftigkeit und Humor. Schnürle wagte sich an ein ganz schwieriges Thema heran. Es wurde deutlich: Unsere Welt, so wie sie funktioniert oder eben auch nicht, endet nicht mehr an nationalen Grenzen. Die Welt ist zusammengewachsen. In vielerlei Beziehung.

"Making of" zeigt, wie viel Arbeit dahintersteckt

Nachdem sich nach der allerletzten Szene der Hirsauer Kurpark kurz verdunkelte und noch ein Hauch Betroffenheit auf dem Publikum lag, wurde der Lichtkegel auf Armin Schnürle und sein Team geworfen. Dieses hatte sich vor der Leinwand aufgestellt. Schnürle fasste seine große Dankbarkeit in Worte. Er, der einmal als filmender Einzelkämpfer gestartet war, dürfe nun auf ein unfassbar großes Team von Helfern zählen. Zwischenzeitlich teilt er die Regiearbeiten mit Alex Bross. Zeitaufwändige Fein- und Kleinarbeit in Sachen Organisation liegt nun in der Hand von Susanne Stoffels. Die Kulissenbilder zaubert Jens Gackenheimer mit großem handwerklichen Geschick. Das obligatorische "Making of" ließ das Publikum ansatzweise erahnen, wie viel Arbeit und welch gigantischer Zeitaufwand hinter solch einer Produktion tatsächlich steckt.

Schnürle zeigte sich auch emotional beeindruckt, als er zurückblickte. Stand doch gerade diese Produktion unter unglücklichen Vorzeichen. Zuerst stoppte ein persönlicher Schicksalsschlag das Ganze von einem Moment auf den anderen. Dann kam Corona. Ein weiterer Tiefschlag machte nicht nur die Calwer "Mania-Filmer-Familie" traurig, sondern schockte ganz Deutschland. Der Dauer-Promi-Gast und beliebte Schauspieler Thilo Prückner starb überraschend. Zuletzt omnipräsent in Deutschlands TV-Produktionen, hatte er dennoch den Calwer Freunden sein Engagement fest zugesagt.

Trotz allem präsentierten die "No-Budget-Filmer" (früheres Zitat Schnürle) wieder einen Streifen, der, würde er im TV landen, die Zuschauer ebenso begeistern würde, wie es die Premierenbesucher zu Hirsau waren. Ein starker Beginn mit Original-Nachrichten über die politische Lage und relevanten Geschehnissen in Uganda elektrisierte sofort. Das Ende mit seiner überraschenden Lösung wühlte innerlich auf. Schnürle wusste Dramaturgie dort zu setzen, wo sie angebracht war. Zwischendrin viel Lokalkolorit, schwäbelnde Darsteller und immer wieder ein Gag zur rechten Zeit. Ein Stefan Lörcher, der mit Mimik und gekonntem Wortwitz die Aufmerksamkeit auf sich zog. Beispielsweise bei den Dialogen im Polizeiauto mit der stets knitz lächelnden Werde-Mutter und Kollegin Kraft. Anders bei seinem Disput mit seinem Kollegen und "Nun bin ich Dein Chef"-Hoffmann (Frieder Pfeiffer) über Karriereverläufe. Da wurde auch ein Lörcher mal ernst.

Für Prückners Gastrolle sprang ein anderer Promi ein: Dieter Landuris. "Mania"-Fans erinnern sich, Landuris war auch schon bei der "Jagd nach dem Nazi-Gold" dabei und gewann die Herzen des Calwer Publikums. Die Stelle des Vorgesetzten der Kommissare wurde von einem weiteren Profi gemimt: Der aktuelle "Rentnercop" Hartmut Volle genoss in Anzug und Fliege sein Heimspiel.

Mit diesem Premiere-Knaller begann die Veranstaltungsreihe "Calwer Sommerkino 2021". Das zog auch Lokalprominenz an. Oberbürgermeister Florian Kling eröffnete die Kinotage: "Wie schön ist es, wieder beisammen zu sein, um gemeinsam Kultur und Natur an einem so schönen Sommerabend erleben zu dürfen?"

Er erntete dafür spontanen Beifall. Kling hob hervor, wie arg die Kulturbranche in den vergangenen Monaten gelitten habe. "Wenn die Stadt Calw sich schon Kulturstadt nennt, ist es für die Stadt auch selbstverständlich, diese Kultur zu fördern." Doch brauche es für ein Gelingen auch geeignete Veranstalter. Deshalb freue er sich über die jahrelange, sehr gute Zusammenarbeit mit dem kommunalen Kino.Für die Betreiber des kommunalen Kinos war nach deren eigenen Worten "der heutige Tag ein Traum". "Denn mit einer Uraufführung solch einen Start hinlegen zu dürfen, ist das Beste was es für uns geben kann."

Nach dem musikalischen Vorprogramm mit der Einmannband "Dollar Bill" (Gitarre, Gesang, Bluesharp) hieß es "Film ab!". Wer nicht dabei sein konnte: Der Streifen wird am 18. und 25. August sowie am 3. September wiederholt.