Die Städtebündnisse werden erneuert und bekräftigt. Foto: Holzer-Rohrer

Unter vielen Gästen feierte die Stadt Oberndorf am Neckar mit den Delegationen aus Thierville-sur-Meuse und Oberndorf bei Salzburg den 40. Jahrestag der Unterzeichnung der Städtepartnerschaften.

Oberndorf - Herzlich aufgenommen in der Klosterkirche wurden die Bürgermeister Claude Antion und Georg Djundja, die mit Bürgermeister Hermann Acker in Verantwortung stehen, diese Bündnisse zu Bausteinen für Frieden in Europa zu formen. Den Rahmen für Rückblicke, Ausblicke, Dank und Ehrung bildeten die Stadtkapelle Oberndorf a. N.ckar, die Liedertafel Oberndorf bei Salzburg, der Gesangverein Frohsinn und die kleine Besetzung der Stadtkapelle aus Thierville.

 

Neben seinen Amtsvorgängern Egon Halter und Klaus Laufer galt der Dank von Acker ebenso den österreichischen und französischen Vorreitern. Den Unterzeichnern der Urkunde vor 40 Jahren, Marceau Maulpoix (Thierville) und Raimund Traintinger (Oberndorf bei Salzburg) galt sein Gedenken für deren damals weitsichtiges Handeln.

Engagiert und verlässlich

Als weitere Väter der Partnerschaft von Oberndorfer Seite bezeichnete Acker die Bürgermeister a. D. Otto Kenntner und Wilhelm Besenfelder. Kenntner habe sich insbesondere für den Auf- und Ausbau der Kontakte mit der österreichischen Partnerstadt eingesetzt, der ehemalige Leiter des Gymnasiums, Wilhelm Besenfelder, habe durch den Schüleraustausch die Verbindung zu Frankreich geschaffen.

Klaus Kirschner habe die Kontakte unter den Sozialdemokraten der beiden namensgleichen Städte hergestellt. Bedacht wurde auch Detlef Hagedorn als treibende Kraft und verlässliche Größe in der Partnerschaft mit Thierville.

Dank für das Mitwirken an den Partnerschaftstagen richtete Acker an den Frohsinn Oberndorf, die Liedertafel, die L’Harmonie Municipal de Thierville, die Stadtkapelle Oberndorf, die Musikkapelle Altoberndorf und den Musikverein Aistaig.

"Freundschaft lässt sich nicht verordnen, sie muss entwickelt und gepflegt werden" – unter dieser Maxime blickte Acker zurück auf den fundamentalen Wandel der seit 1945 stattgefunden habe, wobei er den Städtepartnerschaften maßgeblichen Anteil zuordnete, da sie menschliche Begegnungen auf breiter Ebene fördern.

Verstehen und Verständnis

"Es mag manchmal Kraft kosten, aufeinander zuzugehen, in die Sichtweisen anderer hineinzudenken. Aber nur wer sich aufeinander einlässt, kann voneinander lernen und voneinander profitieren. Das ist es, was ein erfolgreiches Europa ausmacht" – damit bedient sich Acker der Worte von Angela Merkel anlässlich der Gedenkfeier "100 Jahre Schlacht um Verdun", bei der die Oberndorfer Delegation Präsenz gezeigt hatte.

Am Verstehen und Verständnis wurde vielfältig gearbeitet, weshalb Bürgermeister Acker sich darauf beschränkte, einige wenige Veranstaltungen herauszugreifen, um das Funktionieren der Städtepartnerschaften aufzuzeigen.

Werte behaupten

Am Herzen liegt ihm die Weiterentwicklung, deren Notwendigkeit die vergangenen Monate so drastisch aufgezeigt hätten. Jeder kleine Baustein im europäischen Mosaik sei wertvoll, um Werte und Interessen nach innen und außen zu behaupten. Jede weitere Begegnung mit den europäischen Nachbarn sei zur Friedenssicherung wertvoll und festige das westliche Bündnis, das unverzichtbar sei im Kampf gegen Krieg, Terror und Gewalt.

Als "großen Tag" bezeichnete der Bürgermeister von Thierville, Claude Antion, die 40. Wiederkehr der deutsch-französichen Jumelage. Es sei eine Mischung aus Rührung und Freude, was seine Delegation empfinde angesichts der Tatsache, dass es gemeinsam gelungen sei, ein so tragfähiges Fundament aus Freundschaft und gegenseitiger Hilfe zu schaffen.

Von Terrorismus geprägt

Wenn Menschen einander schätzen trotz ihrer Unterschiede in Sprache und Kultur, so streben sie gemeinsam nach mehr Menschlichkeit und Frieden, so Antion. Dieses Ideal würden Oberndorf und Thierville teilen, arbeite man doch seit 40 Jahren in diesem Geiste zusammen. Beide Seiten seien davon überzeugt, dass in diesem von Nihilismus und Terrorismus geprägtem 21. Jahrhundert das gegenseitige Kennenlernen und der Austausch ein wirksames Bollwerk gegen Ignoranz und Misstrauen sind.

Auch wenn die Demokratie und die Menschenrechte unbestreitbar Fortschritte gemacht hätten, bleibe die Welt von Elend, Unordnung und Krieg belastet. Angesichts einer beschleunigten Globalisierung, die nach Regeln suche, sei ein vereintes, solidarisch handelndes Europa enorm wichtig. Dabei ordnete er den Städtepartnerschaften eine wichtige Funktion zu als Baustein für den Frieden.

Versagen von Politik

Georg Djundja, der Bürgermeister der Stadt Oberndorf bei Salzburg, rief den Text der 1982 unterzeichneten Partnerschaftsurkunde in Erinnerung und mahnte die Dringlichkeit an, die gegebenen Versprechen auch in schwieriger Zeit umzusetzen. Insbesondere bezog er sich auf die Formulierung: "Wir wollen dazu beitragen, bereits auf kommunaler Ebene die Völkerverständigung zu unterstützen, vor allem im Bemühen um Frieden in Europa und in der Welt".

Krieg sei nie eine Lösung, sondern ein Versagen von Politik und Diplomatie, deshalb könne der Urkundentext angesichts dessen, was sich gerade in Europa abspielt, gar nicht aktueller sein. Denn Friede beginne im Kleinen und sei eine Lebenseinstellung, ausgerichtet auf die Art des zwischenmenschlichen Umgangs und auf den Schutz der Ressourcen der Erde.

Solidarität ist wichtig

Dafür aber brauche es Verständnis für die Komplexität der Welt, den Intellekt, Zusammenhänge und Abhängigkeiten zu begreifen, eine solidarische Gesellschaft, einen sozialen Staat und eine gerechte Steuerverteilung. Vor allem aber brauche es das Gespräch, den Dialog, das Zuhören, Verständnis für verschiedene Ansichten und die Bereitschaft, Lösungen zu finden, die für beide Seiten akzeptabel sind.

Oberndorf bei Salzburg sei der Tradition und der Botschaft des Friedensliedes "Stille Nacht, Heilige Nacht" verbunden. In schwersten Zeiten komponiert, habe es – von der Partnerstadt ausgehend – die ganze Welt erfasst. Die Liedertafel, die mit dem Gesangverein Frohsinn den Grundstein für die deutsch-österreichische Partnerschaft gelegt habe, gedenke jedes Jahr am 24. Dezember bei der Stille-Nacht-Kapelle dieses Liedes.

Zwetschgenbaum als Zeichen

"Leben wir diese Partnerschaft im Zeichen des Friedens – in der Botschaft von Stille-Nacht und in der Verbundenheit über alle Ländergrenzen hinweg" – eindringliche Worte von Georg Djundja, der – noch nicht sehr lange im Amt – in diesen schwierigen Zeiten vorangehen muss, das Partnerschaftsversprechen zu erfüllen.

In die deutsche Erde wollte er sein Gastgeschenk, den österreichischen Zwetschgenbaum gepflanzt wissen als Symbol für das Wachsen, Gedeihen und Früchte tragen, so wie er es sich von der Städtepartnerschaft wünscht.