Seit 2009 steht Ramona Stein den Deichelmäus als Zunftmeisterin vor; der Narrenverein feiert im Februar sein 40-jähriges Bestehen. Foto: Volker Schweizer

Der Unterdigisheimer Narrenverein „Deichelmäus“ feiert am 1. und 2. Februar mit einem Narrentreffen sein 40-jähriges Bestehen. Bis zur Vereinsgründung im Jahr 1985 war es aber ein weiter Weg. Wie kam es dazu? Ein Blick in die Geschichte.

Nicht erst seit 40 Jahren wird in Unterdigisheim die fünfte Jahreszeit gefeiert – die Anfänge des Narrenvereins Deichelmäus reichen viel länger zurück.

 

1938 trafen sich einige Fasnetsverrückte bei „Hofschreiner“ Johann Mayer, um einen Umzug zu planen. Ein Jahr später zog unter Mitwirkung aller örtliche Vereine ein bunter Lindwurm durch den Flecken. Der närrische Bazillus war entfacht.

Die Vereinsgründung musste mehrfach aufgeschoben werden

Die Gründung einer Zunft wurde durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges aber jäh gestoppt. In den 1950er-Jahren traf sich das närrische Volk zu Kappenabenden in den örtlichen Wirtschaften. 1962 fand ein zweiter Fasnetsumzug statt – dabei wurde eine Teufelsmaske vorgestellt und über eine Hexenzunft nachgedacht.

Die Organisation und Durchführung der närrischen Veranstaltungen übernahmen in den 1970er-Jahren die Vereine. Es fanden Kinderumzüge, Bunte Abende und Tänze statt. 1981 kam die Idee auf, einen „Burtelsburggeist“ zu schaffen.

Vier junge Mäuse brachten den Narrenverein auf den Weg

Als jedoch der Initiator Helmut Sauter verstarb, wurde wieder nichts aus einem Narrenverein. Mit der „Deichelmaus“ nahm das Brauchtum aber an Fahrt auf.

Während der Fasnet 1985 traten erstmals vier junge Leute – Iris Butz, Hubert Sonsalla jun., Joachim Steidle und Josef Leute jun. – als Mäuse verkleidet auf. Das Quartett begeisterte die Unterdigisheimer, der Gründung eines Vereins stand nichts mehr im Wege.

Die Geburtsstunde war am 24. August 1985. Schon ein Jahr später präsentierten sich die Deichelmäus auswärts, bei einem Umzug der Hanfertäler Eulenzunft in Sigmaringen. Seit 1990 gehört der Narrenverein dem Narrenfreundschaftsring Zollern-Alb an. 2005 richteten die Unterdigisheimer anlässlich des 20-jährigen Vereinsbestehens das 27. Ringtreffen aus.

Das putzige Tierchen ist besonders bei Kindern beliebt. Denn bei Umzügen verteilen die Narren süße Leckereien in Mausform. Der Name rührt von einer lustigen Episode in der Ortsgeschichte her. So soll es im 18. Jahrhundert vier Brunnen in Unterdigisheim gegeben haben.

Die Leitungen, die man im Altdeutschen „Teucheln“ nannte, bestanden aus zwei bis drei Meter langen Holzstämmen, die von beiden Seiten her durchbohrt waren. Um festzustellen, ob die Stämme für die Wasserversorgung taugten, ließ man, so die Überlieferung, eine Maus durch die Röhre rennen. Kam sie am anderen Ende wieder heraus, herrschte Gewissheit, dass das Loch groß genug war.

1997 gesellte sich zu den Deichelmäusen der Brunnenmacher: Dieser war ein Gemeindebediensteter, der die Aufgabe hatte, die Brunnen im Dorf herzustellen und instand zu halten. Die notwendigen Baumstämme musste er selbst fällen.

Außerdem war es seine Pflicht, neue Deicheln zu bauen, morsche zu erneuern und neue Leitungen auszugraben, um die Deicheln zu verlegen.

„Bischemer Kröten“ sind beim Festumzug auch mit am Start

Am Jubiläumsumzug wirken viele Zünfte und Vereine aus der Nachbarschaft und vom Großen Heuberg, aber auch aus dem Schlichemtal und aus der Raumschaft Hechingen mit.

Außerdem sind die „Bischemer Kröten“ aus Tauberbischofsheim am Start. Ramona Stein, die seit 2009 Vorsitzende des Unterdigisheimer Narrenvereins ist, stammt ursprünglich von dort.