Hat die Polizei in Mühlhausen-Ehingen (Kreis Konstanz) bei der Beschlagnahmung eines Tiertransporters mit 40 Hunden überzogen gehandelt und die Tiere am Ende gefährdet? Das rumänische Transportunternehmen wirft den Beamten genau das vor - und droht sogar damit, vor Gericht zu ziehen.
Mühlhausen-Ehingen/Singen/Konstanz - Zum Hintergrund: Am Samstag, 21. Mai, kontrollierte die Polizei auf der A 81 einen rumänischen Tiertransporter mit 40 Hunden. Nach dem Bericht des Polizeipräsidiums Konstanz waren die Hunde "zusammengepfercht in zu kleinen Käfigen, teilweise eingekotet und verschmutzt." Die Tiere und der Transporter wurden von den Beamten beschlagnahmt. Gegen den Transportunternehmer wurden wegen "zahlreicher Verstöße" 20.000 Euro Sicherheitsleistung angeordnet. Die "Tierrettung Südbaden/Hegau" kümmerte sich um eine provisorische Unterbringung der Hunde.
Nicht alles, wie es scheint?
Solche Tiertransporter werden häufiger gestoppt, weil es schwarze Schafe unter den Unternehmen gibt, die Tiere illegal transportieren. Doch der Betreiber des rumänischen Tiertransportunternehmens "Nova Pet Logistic" wirft der Polizei nun vor, unverhältnismäßig gehandelt zu haben. Nach seiner Aussage handelt es sich bei den polizeilich festgestellten Verstößen um harmlose Versäumnisse. In einem Fall sei ein Hund noch nicht gechippt gewesen, der zu den Papieren passende Chip habe sich aber im Transporter befunden. Ein Versäumnis, aus dem er gelernt habe, versichert der Unternehmer. Im anderen Fall habe die Nummer des Chips nicht mit der in den Papieren übereingestimmt. Das Transportunternehmen argumentiert, es handele sich um einen Zahlendreher. Ein Fehler, der jedem passieren könne.
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Unternehmen fühlt sich schikaniert
Eine Mitarbeiterin des Unternehmens bezeichnet die Polizei im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten als unfreundlich. Die Fahrer seien wie Verbrecher behandelt worden, hätten das Auto nicht verlassen, etwas trinken oder sich erleichtern dürfen. Zudem habe der Transporter samt Hunden auf dem Polizei-Parkplatz mehr als zehn Stunden in der Sonne gestanden. In dieser Zeit habe ein Hund einen anderen verletzt.
Auch während der ersten behelfsmäßigen Unterbringung der Hunde in zwei Tierheimen sei ein Tier bei einer Beißerei verletzt worden. Die Hunde hätten "zwischen den Gitterstäben durchlaufen" können. Mittlerweile seien die Tiere auf bis zu sechs Heime verteilt worden.
Zudem wirft das Transportunternehmen den Behörden Schikane vor. Dabei geht es um die 20.000 Euro Sicherheitsleistung. Diese hätten in Bar hinterlegt werden müssen.
Eine Sprecherin des Veterinäramtes in Konstanz widerspricht dem entschieden. Die Hunde seien eindeutig in zu kleinen Käfigen transportiert worden. Teils seien auch mehrere Hunde in einer Box zusammengesperrt worden. Die Gesetzeslage sei da eindeutig.
Auch die Behauptung, der Transporter hätte in der Sonne gestanden, stimme nicht. Die Polizei könne bestätigen, dass der Transporter die ganze Zeit über im Schatten stand und der Motor zur Klimatisierung des Wagens lief. Allen Hunden gehe es mittlerweile gut, 16 Tiere seien schon freigegeben und an das Transportunternehmen oder neue Besitzer abgegeben worden. Die übrigen Hunde hätten nicht die in Deutschland vorgeschriebenen Impftiter gegen Tollwut und dürften noch nicht freigegeben werden.
Zu dem Vorwurf, dass die 20.000 Euro in Bar zu hinterlegen seien, stellt die Sprecherin klar, dass das Unternehmen das Geld durchaus hätte überweisen können. Auch sei die Sicherheitsleistung mittlerweile deutlich reduziert worden.
Unternehmen und Vereine wollen vor Gericht ziehen
Das Transportunternehmen und mindestens zwei Streunerhilfseinrichtungen, in deren Auftrag Hunde transportiert wurden, wollen nun juristisch gegen die Strafe vorgehen. Das Veterinärsamt Konstanz sieht das gelassen: "Wir werden unseren Standpunkt vertreten, das Recht ist auf unserer Seite," betont die Sprecherin.
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