Eine Nageldesignerin lackiert einer Kundin die Nägel. Derzeit leiden viele durch 3G+ unter Kundenschwund. Foto: Kzenon - stock.adobe.com

Die Corona-Verordnungen ändern sich ständig. Vielerorts gilt derzeit 2G, bei körpernahen Dienstleistungen mittlerweile 3G+ – das heißt, ungeimpfte Menschen brauchen einen PCR-, geimpfte Menschen einen Schnelltest. Wie wirkt sich das auf Kosmetik- und Nagelstudios aus?

Aktuelle Informationen zur Corona-Lage in unserem Newsblog

Sulz - "Momentan habe ich noch die Drogerie, den Verkauf von Kosmetik kann ich offenlassen", berichtet Silke Umbrecht, die seit 24 Jahren ihr Kosmetikstudio "Beauty Pur" in der Schulstraße führt. "So gibt es wenigstens etwas, was funktionieren darf." Anbieter körpernaher Dienstleistungen sind derzeit von 3G+ betroffen – das heißt, auch Geimpfte brauchen einen Test. Umbrecht kann zudem weiterhin auf die medizinische Fußpflege setzen, die sie ebenfalls anbietet – hier brauchen Geimpfte keinen Schnelltest. Bei ihr ist die Lage nicht allzu schlecht. "Ich habe Stammkunden, von daher geht es eigentlich", sagt die Kosmetikerin.

Ein Vorteil ist, dass Umbrecht ihre Kunden selbst testen kann. "Das ist natürlich eine Erleichterung", sagt sie, gibt aber auch zu bedenken: "Es sind immer Einbußen da." Sie stört sich vor allem an den ungleichen Regeln. "Ein Zahnarzt darf normal behandeln, wir nicht, obwohl es bei uns ja genauso hygienisch zugeht", sagt Umbrecht. Mitgefühl hat sie auch für den Teil ihrer Kundschaft, der – realistisch betrachtet – nicht mehr zu ihr kommen kann. "Für die ungeimpften Menschen ist es natürlich sehr schwer."

Geduld mit der Regierung ist am Ende

In einem anderen Sulzer Kosmetikstudio ist die Geduld mit der Regierung am Ende. Die Kundschaft sei hier massiv zurückgegangen, berichtet die Inhaberin. "So gut wie null", sagt sie. "Ich bin froh, dass ich die medizinische Fußpflege habe, aus dem Grund darf ich normal weiterarbeiten." Andere Dienstleistungen, wie etwa Gesichtsbehandlungen, kann sie praktisch nicht mehr anbieten. Seit der Einführung von 3G+ sei es "abgerissen", erklärt die Kosmetikerin.

Doch an Furcht vor dem Coronavirus liege das nicht. "Die haben keine Angst, das ist denen einfach nur zu doof, einen Test zu machen." Ungeimpfte Menschen kämen aufgrund der PCR-Test-Pflicht nicht, und "Geimpfte sehen nicht ein, einen Schnelltest machen zu müssen".

Extrem wütend ist die Kosmetikerin auf die Regierung, die in ihren Augen auf ganzer Linie versagt hat: "In keinem anderen Betrieb könnte so gewirtschaftet werden, wie unsere Politik mit uns umgeht. In jedem Geschäft wird geplant, aber wir werden vor vollendete Tatsachen gestellt. Heute wird ein Drei-Tages-Plan aufgestellt und morgen soll er umgesetzt werden – das ist einfach nicht mehr tragbar."

Ungeimpfte Menschen sind der Sündenbock

Und dabei lenkten die knallharten Maßnahmen nur vom eigenen Versagen der Politik ab. Der Bettenabbau ginge bereits seit 20 Jahren vonstatten, Krankenschwestern gingen auf die Barrikaden, Betten fehlten, weil viele kündigten, Krankenhäuser würden schließen, sagt sie und fragt: "Wie soll das weitergehen?" Die Diffamierung ungeimpfter Menschen empfindet die Kosmetikerin, die selbst geimpft ist, als untragbar. "Die Ungeimpften sind ja sowieso überall schuldig, man braucht ja immer einen Sündenbock", sagt sie und ergänzt: "Ich kenne mittlerweile viele Geimpfte, die Corona haben und auch solche, die, seit sie geimpft wurden, häufig durch Krankheit ausfallen."

Die Pflege wird bereits seit Jahren abgebaut

Auch Natalia Mayer, Inhaberin von "Lifestyle N. Mayer Nageldesign", hat ähnliche Ansichten. Der Staat lasse die Menschen hängen, sagt sie. "Ich habe mich impfen lassen, damit kein Lockdown mehr kommt und ich keine Kunden mehr aussortieren muss – und jetzt hat man das alles wieder an der Backe." Die Pflege werde schon seit Jahren abgebaut. Fluggesellschaften und der Deutschen Bahn schenke man dagegen Milliarden. "Reich bleibt reich und arm bleibt arm – oder wird noch ärmer", bilanziert Mayer.

Auch sie verurteilt den rüden Umgang mit ungeimpften Menschen: "Man lenkt ab. Wenn 70 Prozent der Leute durchgeimpft sind, muss einem der gesunde Menschenverstand sagen, dass es nicht an den Ungeimpften liegen kann." Man hätte "einfach nicht die Testerei aufgeben sollen – egal ob geimpft oder ungeimpft", findet sie. Die derzeitige Situation zerre an den Nerven: "Es macht einen nur noch krank. Die Menschheit wird nur noch gegeneinander aufgehetzt."