Für Ernst Rudolf Klumpp war es immer klar: „Ich werde Hausarzt in Baiersbronn.“ Diesen Beruf hat er mit Leidenschaft mehr als 34 Jahre ausgefüllt. Vieles habe sich in dieser Zeit verändert. Doch der Mensch stand immer im Mittelpunkt seiner Arbeit.
Nun ist Klumpp im Ruhestand und blickt zufrieden zurück. „In den vielen Jahren habe ich meine Patienten gut kennengelernt. Den direkten Kontakt und auch die Gespräche werde ich vermissen“, sagt er. Mit einem Schmunzeln erinnert er sich an die Anfänge seiner Arbeit zurück – damals als es noch mehr Hausbesuche gab und er sich ohne Navi und Handy zurecht finden musste.
Bei Wind und Wetter
„Für manche Ortsteile gab es feste Hausbesuchstage, die den Patienten bekannt waren. Auf der Winterseite war es noch üblich, am Haus eine Signalfahne anzubringen, die dem Arzt signalisierte, dass er hier einen Patienten versorgen musste.“ Während der Notdienste, der Bezirk reichte vom Schliffkopf bis Hinterlangenbach, wurden an den Wochenenden oft bis zu 250 Kilometer gefahren, bei Wind und Wetter. „Da die Häuser nachts oft schwer zu finden waren, machten die Notfallpatienten in den Hauseingängen Licht.“ Noch bis zum Beginn der 90er-Jahre waren die Hausärzte 24 Stunden am Tag für ihre Patienten zuständig.
Seine Patienten waren Klumpp immer wichtig. Deshalb freut er sich umso mehr, dass seine Tochter Marie-Juliana Ehret als seine Nachfolgerin einen Teil seiner Patienten der „Hausärzte am Spritzenhaus“ übernommen hat.
Wegweisende Idee
Weitblick bewies er, als er sich schon 2009 Gedanken um den drohenden Ärztemangel machte. „Mir war es klar, dass in absehbarer Zeit die Kollegen in den Ruhestand gehen werden. Ich wollte für Baiersbronn eine Lösung finden“, sagt er.
Wegweisend sei die Idee gewesen, dass die Hausärzte durch einen Zusammenschluss den nachfolgenden überwiegend weiblichen Ärzten die Möglichkeit geben, auch in Teilzeit angestellt arbeiten zu können. Daraus sind die „Hausärzte am Spritzenhaus“ geworden.
In dem Ärztekomplex arbeiten im Moment neun Ärzte und 17 Fachangestellte. Zudem können jährlich rund 30 Studenten ihre Praktika dort absolvieren. „Meinen Wunsch, die ärztliche Versorgung in der Gemeinde Baiersbronn zu sichern, haben wir erreicht.“ Mit den „Hausärzten am Spritzenhaus“, dem Medi-MZV Klosterreichenbach und den Hausarztpraxen Hägele und Beilharz hätten die Patienten eine gut aufgestellte medizinische Betreuung. Klumpp hofft, dass dies so bleibt. „Ein weiterer Wunsch ist es, dass die Allgemeinmedizin eine Hausarztmedizin bleibt, die den ganzen Menschen sieht“, betont er.
Wissenschaftliche Arbeit
Immer an seiner Seite war und ist seine Frau Dora-Luise, mit der er seit 1975 verheiratet ist und drei Kinder hat. Inzwischen gehören elf Enkelkinder zur Familie. „Es wird mir im Ruhestand nicht langweilig. Ich möchte die Heimatgeschichte und die Natur meinen Enkeln näherbringen“, so Klumpp.
In Zusammenarbeit mit der Universität Lübeck ist er mit einer wissenschaftlichen Arbeit beschäftigt, die sich mit dem Rückblick auf 34 Jahre niedergelassener ärztlicher Tätigkeit befasst und die Veränderungen in dieser Zeit aufzeigt. Klumpp will weiterhin die Heimatgeschichte aufarbeiten und im Förderverein der Glashütte Buhlbach tätig bleiben.
Besonders gefreut habe er sich über die persönlichen Verabschiedungen seiner Patienten und die vielen Aufmerksamkeiten vom Hefezopf bis hin zur Handarbeit, die er zum Ruhestand bekommen hat. „Das hat mir gezeigt, dass ich in den letzten Jahren vieles richtig gemacht habe.“
Zur Person
Ernst Rudolf Klumpp
,1951 in Baiersbronn geboren, hatte früh den Wunsch, einmal dort den Menschen als Hausarzt und Freund zur Seite zu stehen. Nach einem erfolgreichen Biologie-Studium studierte er Medizin in Tübingen. Danach war er Truppenarzt in Calw. Anschließend arbeite er in den Krankenhäusern Horb und Freudenstadt in den Fachbereichen Chirurgie und Innere Medizin. Parallel dazu war er als Notarzt im Kreis tätig. 1989 legte er seine Prüfungen als Facharzt für Allgemeinmedizin und Kurarzt ab und übernahm die Praxis von Rudolf Mirus in Baiersbronn. Später war er bis bei den Hausärzten am Spritzenhaus tätig, der Mitbegründer er war. Seit Anfang des Jahres ist er im Ruhestand.