Auf so eine Halle in Holzbauweise, allerdings in abgeänderter Form mit Bodenplatte und Seitenbereichen, hofft jetzt die Stuttgarter Varieté-Truppe. Foto: Ligna Systeme

Aus dem Zelt, das die Varieté-Truppe neben dem Theaterhaus auf dem Pragsattel errichten wollte, würde zu viel Lärm zu den Anwohnern dringen. Darum planen die Künstler jetzt mit einer Holzhalle in Fertigbauweise. Noch fehlen ihnen dafür 300.000 Euro. Die Stadt wird ihnen wahrscheinlich helfen.

Aus dem Zelt, das die Varieté-Truppe neben dem Theaterhaus auf dem Pragsattel errichten wollte, würde zu viel Lärm zu den Anwohnern dringen. Darum planen die Künstler jetzt mit einer Holzhalle in Fertigbauweise. Noch fehlen ihnen dafür 300.000 Euro. Die Stadt wird ihnen wahrscheinlich helfen.

 

Stuttgart - Die Repräsentanten des Varietétheaters Friedrichsbau haben am Mittwoch mit neuem Mut das Rathaus verlassen. Zuvor hatten Stadtverwaltung und Stadträte im Verwaltungsausschuss signalisiert, dass die Stadt bei der Errichtung einer neuen Spielstätte helfen will – vielleicht sogar die bestehende Finanzlücke von 300.000 Euro stopfen hilft.

Noch am Dienstag hatte der Leidensweg der Varieté-Truppe eine neue Wendung gegenommen. Das lag daran, dass mit dem zunächst vorgesehenen Zelt die Lärmgrenzwerte am Standort neben dem Theaterhaus bei weitem nicht eingehalten werden könnten. Deswegen dachte man daran, für Künstler und Zuschauer eine Art von großer Holzkiste ins Zelt einzubauen. Dadurch wäre aber am Rand des Zeltinnenraums viel Platz verloren gegangen. So kam letztlich die Idee auf, das Varieté gleich in einer großen Holzhalle unterzubringen. Deren Haupttrakt wäre 20 mal 44 Meter groß, zusätzlich würden zwei niedrigere und jeweils sechs Meter breite Seitenbereiche zur Verfügung stehen, sagt Christoph Gutmann von der belgischen Firma Ligna systems. Von ihr liegt ein Angebot für eine Halle in Fertigbauweise vor, die so oder ähnlich oft als Sport- oder Veranstaltungshalle verkauft wird.

Woher soll das Geld kommen?

Timo Steinhauer, stellvertretender Geschäftsführer des Friedrichbau Varietés, bezifferte die Kosten dieser Lösung auf 1,3 Millionen Euro – rund 300.000 Euro mehr, als man für das Zelt, für dessen Ausrüstung und für zusätzliche Container aufbringen müsste. Aber es ist weniger, als für das Zeltlösung mit zusätzlicher Lärmdämmung nötig wäre. Mit der Holzhalle, für die lärmdämmende Holz-Beton-Seitenwände verfügbar sind, könnte unzulässiger Lärm in der Nachbarschaft vermieden werden. Die bisherigen Zusagen der Stadtverwaltung gelten weiter: Mit bis zu einer Million Euro könne die Stadt gegenüber den Banken für das Varieté bürgen, sagte Finanzbürgermeister Michael Föll (CDU). Mehr gehe auf der Grundlage des Finanzkonzepts, das für die Zeltlösung schlüssig war, nicht. Das Gelände wolle man dem Theater fünf Jahre mietfrei überlassen. Gegenwert: mindestens 60.000 Euro im Jahr. Auch für Wasser- und Stromanschlüsse sowie für die Vorbereitung des Baugeländes (80.000 bis 100.000 Euro) wolle man sorgen. Das Problem ist nur, woher die zusätzlichen 300.000 Euro kommen sollen.

An dem Punkt kündigte Jürgen Sauer an, die CDU wolle den Überlebenskünstlern des Varietés helfen – und damit auch ihre tollen Eigenbemühungen honorieren. Man solle in den Etatberatungen kommende Woche möglichst einen Knopf dran machen, sagte Sauer unserer Zeitung. Ziel sei es, dass die Stadt ganz oder teilweise die Lücke stopfe.

Weg vermutlich frei für Projekt in der neuen Form

Auch andere Fraktionen signalisierten Hilfsbereitschaft. Andreas Winter (Grüne) warf die Frage auf, ob das Varieté – trotz bereits erhöhter Preise – für einige Zeit einen Solidaritätsbeitrag der Besucher von je vier Euro erheben könnte.

Föll versuchte, einen möglichen Überschwang bei der Varieté-Truppe zu verhindern. „Das Ergebnis in den Haushaltsberatungen ist offen“, sagte er. Die Varieté-Macher gingen aber in der Erwartung, dass die Stadt ihnen bei den 300.000 Euro hilft. „Für uns war heute ein guter Tag“, sagte Pressesprecherin Mascha Hülsewig am Abend – zumal die Baurechtsamtschefin Kirsten Rickes angekündigt hatte, dem Projekt in der neuen Form stünden wohl keine Schwierigkeiten im Weg, sofern dem Lärm- und Brandschutz genüge getan werde. Außerdem hat das Varieté lang vor dem geplanten Zeitpunkt schon neun von 25 Gesellschaftern für eine Genossenschaft gefunden, die künftig Trägerin sein soll. Die Zeichen für die Truppe, die die Rotunde der L-Bank aufgeben muss, stehen also günstig.