Der Festgottesdienst mit Bischof Gebhard Fürst war der Höhepunkt des Jubiläums „300 Jahre Barockkirche St. Maria“, das die Katholiken in Unterdigisheim am Sonntag gekrönt haben. Dabei hatte der Bischof selbst einen Jahrtag zu feiern: den 23.
Auf den Tag genau 23 Jahre zuvor war Gebhard Fürst als Bischof des Bistums Rottenburg-Stuttgart eingesetzt worden. Pfarrer Safi Powath freute sich deshalb besonders, den Festgottesdienst zum 300-jährigen Bestehen der katholischen Dorfkirche St. Maria mit Fürst und dem vormaligen Pfarradministrator Hans-Joachim Fogl zelebrieren zu dürfen. Musikalisch gekrönt haben ihn die Bläser des Musikvereins Unterdigisheim, die unter der Leitung von Peter Wäschle alles gaben, um den Tag zu veredeln.
Der hätte – bei herrlichem Sonntagswetter – schöner nicht sein können, und so strahlte Fürst mit der Sonne, die durch die Altarfenster hereinfiel, um die Wette, als er allen gratulierte, „die hier ihren Glauben leben“ – in einer Kirche, in der die „Nähe unseres guten Gottes“ spürbar sei.
Der Bischof erinnerte daran, dass die Kirche ihren Ursprung im „freien ‘Ja‘ Mariens zur Botschaft des Engels“ habe und durch die Berufung der zwölf Apostel – sie zieren die Balustrade der Empore – gegründet worden sei. Der Gekreuzigte gegenüber der Kanzel zeige, dass alle Verkündigung auf Jesus hin ausgerichtet sei, und über der Kanzel throne der Heiland der Welt, so Fürst: „Dieses Ensemble ist eine Verkündigung des Glaubens.“
In der schwersten Stunde steht Maria zu Jesus
Gebhard Fürst blickte aber auch zum Altargemälde von Johann Achert, das die Himmelfahrt Mariens zeigt, die in Liebe und Treue zu Jesus stehe – in dessen schwerster Stunde am Kreuz, das darunter steht. „Maria zeigt uns, dass wir uns auf Jesus verlassen können“, betonte Fürst mit Blick auf die gegenwärtige Zeit, in der viele nach Sinn und Orientierung suchten.
„Gott wird in Jesus Christus Mensch, so kommt er uns ganz nahe“, fügte der Bischof tröstend hinzu und erinnerte an die Geschichte von Zachäus, dem Zöllner, der durch Betrug und unlautere Geschäfte reich geworden sei, „aber trotzdem nicht zufrieden war“. Als er von „diesem Jesus von Nazareth“ gehört habe, der sich der Menschen annehme, sei er auf einen Baum gestiegen, um ihn zu sehen, und Jesus habe ihn gebeten, ihn zu bewirten.
„Es ist schön, dass Sie in dieser Zeit treu stehen zu Gott, dass Sie treu sind in Ihrem Leben und in Ihrem Tun“, rief Gebhard Fürst den Gläubigen zu, ehe er mit ihnen das große Glaubensbekenntnis sprach. Daniela Gscheidle als Vertreterin des Kirchengemeinderats dankte Gebhard Fürst für seinen Besuch und wünschte ihm für seinen bevorstehenden Ruhestand „Gottes Segen und noch viele schöne Jahre“, ehe in der Festhalle der Geburtstag der Kirche gefeiert wurde.
„Lassen Sie sich auf die Heimatgeschichte ein“
Dort ermunterte Bürgermeister Frank Schroft die Unterdigisheimer, sich auf ihre Heimatgeschichte einzulassen, zu der die Kirche St. Maria gehöre. Seit 300 Jahren sei sie „der Ort der Stille, des Gebets, der Einkehr, des Trostes und der Geborgenheit“, sagte Schroft und fügte hinzu: „Geborgenheit ist Sicherheit und deshalb Heimat.“
Dabei sei St. Maria mitten im Dreißigjährigen Krieg erbaut worden, der „unvorstellbares Leid“ gebracht habe, während Barockkirchen den sakralen Reichtum bezeugen und die Gläubigen beeindrucken sollten. Dabei stehe Kirche doch eigentlich für den Dienst, sei Christsein „gelebter und praktizierter Humanismus“. In diesem Sinne sei die Kirche St. Maria Teil der Heimat, „wo wir verstanden werden und verstehen“, sagte der Bürgermeister.
Den Film, der die Bedeutung der Kirche St. Maria für die Dorfgemeinschaft in Unterdigisheim zeigt, führte Salvatore Bertolino am Nachmittag nochmals vor. Er ist im Internet kostenfrei zu sehen auf der Plattform Youtube: https://youtu.be/0fiGgRyMJI