"Das Ärztehaus muss her!!!", steht auf einem Kreuz, das auf einen Traktor montiert wurde. Foto: Steinmetz

Die Starzacher wollen das Ärztehaus haben, und dafür sind sie am Samstagvormittag in Bierlingen auch auf die Straße gegangen. Rund 300 Leute kamen zu der "stillen Zusammenkunft" auf dem Gelände unterhalb der Grundschule.

Starzach-Bierlingen - Initiatorin dieser Demonstration war Birgit Pfeffer. Nach dem Fernsehbeitrag der Abendschau über die ärztliche Versorgungssituation mit Praxisinhaber und Hausarzt Ares Klöble sowie dem Bierlinger Miniatur-Fasnetsmaskensammler Gerold Weschenmoser dachte sie, da müsse etwas getan und ein Zeichen gesetzt werden. Innerhalb kurzer Zeit organisierte sie die Veranstaltung, für die sie mit Weschenmoser einen Mitstreiter fand.

Bürger aus ganz Starzach vor Ort

"Das Ärztehaus muss kommen – für Jung und Alt", betonte sie. Sie forderte die Starzacher Bevölkerung dazu auf, sich für das Ärztehaus einzusetzen und darum zu kämpfen. Aus ganz Starzach waren am Samstag Bürger gekommen, die das auch so sehen. Eltern haben sogar ihre Kinder mitgebracht. Die Resonanz war für die beiden Initiatoren überwältigend: "Ich bin begeistert. Es ist so, wie wir es uns vorgestellt haben", freute sich Weschenmoser.

Der Bau des Ärztehauses an der Hauptstraße im Bereich unterhalb der Schule ist fraglich geworden. Der Grund: Der Gemeinderat hatte beschlossen, dem Arzt Ares Klöble das Grundstück für das geplante Projekt zu einem Preis von 10.000 Euro und damit deutlich unter Wert zu verkaufen. Bei der Gemeinderatssitzung Ende September teilte Bürgermeister Thomas Noé mit, dass sich ein Gremiumsmitglied an das Regierungspräsidium (RP) gewandt habe. Daraufhin habe das Landratsamt auf Anweisung des RP den Beschluss zum Ärztehaus kassiert. Dass das Bauvorhaben deswegen scheitern soll, ist nicht nur für Weschenmoser unverständlich.

"Man muss Flagge zeigen"

"Man muss Flagge zeigen, wenn man dran bleibt, findet das Landratsamt vielleicht eine Lösung", hoffte ein Teilnehmer. "Ich war so geschockt, dass das Ärztehaus auf der Kippe steht", sagte eine Frau. Wenn es die Hausarztpraxis nicht mehr gebe, so ein Familienvater, "fahren wir in der Gegend herum und suchen Ärzte. Warum der Landkreis sein Veto eingelegt hat, verstehe ich nicht. Starzach braucht das Ärztehaus", betonte auch er. Ein anderer meinte: "Man kriegt keine Ärzte aufs Land." Ares Klöpple sei es jedoch gelungen, ein Ärzteteam in Starzach aufzubauen. Der Allgemeinmediziner hatte die Praxis von Wolfgang Vees in der Bahnhofstraße übernommen und sie personell erweitert. Für die künftige Ausrichtung der medizinischen Versorgung ist der Standort allerdings nicht mehr geeignet.

Dass so viele Leute zusammengekommen sind, wertete Weschenmoser auch als Würdigung der jahrzehntelangen Leistung von Vees. Mit der Veranstaltung sollen die Ärzte sehen, dass die Bevölkerung hinter ihnen stehe.

Aufmerksamkeit erweckte ein Traktor mit einem aufmontierten Kreuz. Darauf stand: "Das Ärztehaus muss her!!!", verbunden mit einem "Danke Doktor Wolfgang Vees". Reden waren eigentlich nicht vorgesehen. Birgit Pfeffer ergriff dann aber doch noch kurz das Wort. Sie hoffte, dass die Demonstration ein Anstoß und ein Zeichen für das Landratsamt sei.

Medizinischer Notfall

Ein Notfall während der Veranstaltung zeigte, wie wichtig ein Arzt vor Ort ist. Wolfgang Vees, der ebenfalls anwesend war, kümmerte sich sofort um den Patienten.