Die Testmahlzeit der Stuttgarter Nachrichten mit elf Lebensmitteln kostet 3,3 Prozent mehr als vor einem Jahr. Der Anstieg fällt höher aus als die Inflationsrate. Foto: Techniker Krankenkasse (Symbolbild)

Ein ausgiebiges Frühstück kostet heute einiges mehr als vor einem Jahr. Vor allem für Milch und Butter müssen Verbraucher tiefer in die Tasche greifen. Aber auch Brötchen, Eier, Wurst und Obst sind teurer geworden. Kleiner Trost: Die Tasse Kaffee und das Müsli sind etwas günstiger.

Stuttgart - Die Zeiten, in denen Produkte kaum teurer wurden und die Inflationsrate auf einem relativ niedrigem Niveau pendelte, scheinen erst mal vorbei zu sein. Zuletzt stiegen die Preise spürbar; im Mai – neuere Zahlen liegen noch nicht vor – lag die Inflationsrate bei 1,5 Prozent. Das war der erste Anstieg seit einem halben Jahr. Preistreiber waren vor allem Lebensmittel, für die Verbraucher 5,4 Prozent mehr ausgeben mussten als im Vorjahr.

Weil vor allem Milch und Butter teurer geworden sind, beginnt die Inflation bereits am Frühstückstisch, wie eine Testmahlzeit zeigt – ein ausgiebiges Frühstück für zwei Personen mit elf ausgewählten Lebensmitteln. Der Preis für dieses Frühstück ist im Jahresvergleich um 3,3 Prozent gestiegen – also mehr als doppelt so stark wie die allgemeinen Lebenshaltungskosten.

Noch im vergangenen Jahr sorgte eine regelrechte Milchschwemme dafür, dass der Preis für Milch einbrach. Damals gab es den Liter Vollmilch zeitweise für rund 50 Cent. Mittlerweile ist der Preis deutlich gestiegen. Billige Vollmilch vom Discounter kostet derzeit 65 Cent, wer einen Liter Markenmilch kauft, muss sogar mehr als einen Euro zahlen. Wer Biomilch bevorzugt, muss noch mehr drauflegen. Nach Daten des Statistischen Bundesamts ist Vollmilch gegenüber dem Vorjahr um 12,8 Prozent teurer, Butter um 6,7 Prozent.

Ab Juli wird Käse teurer

Käse ist derzeit noch relativ günstig, wie der Testkauf für unser Frühstück zeigt. Für Käse müssen Verbraucher derzeit 3,1 Prozent weniger zahlen als im Vorjahr. Doch das wird sich ändern. Schon ab Juli dürfte der Käse im Supermarkt teurer werden, schätzt Björn Börgermann vom Milchindustrie-Verband. Im Juni laufen Verträge mit dem Lebensmittelhandel aus, die im Vorjahr geschlossen wurden, als der Milchpreis noch günstig war. In den neuen Verträgen würden höhere Preise durchgesetzt. An der Butter- und Käsebörse in Kempten hätten die Käsenotierungen schon deutlich angezogen, sagt Börgermann, auch wenn dies aktuell noch nicht an der Käsetheke spürbar ist. Er spricht vom statistischen Effekt. Der Käsepreis folge zeitverzögert dem Milchpreis.

Vergleichsweise teuer ist auch Obst – der Markt und damit auch der Preis reagieren vergleichsweise sensibel auf Ernte- und Wetteraussichten. Beispiel Äpfel. Sie sind momentan fast 15 Prozent teurer als vor einem Jahr. Im Discounter lag das günstigste Kilo bei 1,19 Euro, Standardsorten kosten teils mehr als zwei Euro je Kilo – das entspricht etwa sechs Äpfeln. Gute Ernteprognosen aus wichtigen Ländern wie Argentinien lassen zwar auf Entlastung hoffen. Gleichzeitig aber schmälert das frostige Frühjahr die deutschen Ernteaussichten.

Wegen des nassen und kühlen Wetters blieben die Bienen lange in ihren Stöcken. Fliegen sie nicht, werden Blüten nicht bestäubt. Die Obst- und Gemüseernte und damit auch der Honigertrag werde darunter leiden, sind sich Imker einig. Ähnlich ist es auch bei Marmelade, die bei vielen auf dem Frühstücksbrot beliebt ist. Deren Preis hat sich zuletzt nicht nennenswert verändert. Doch die große Sortenvielfalt erschwert die Vorhersagen.

Lebensmittelpreise werden weiter steigen

Egal ob Brötchen, Wurst, Eier oder Saft – viele Produkte des täglichen Bedarfs kosten mehr als vor Jahresfrist. Wurstaufschnitt kostet 5,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Grund: gestiegene Futterpreise und Transportkosten für Schlachtvieh.

Dass die Lebensmittelpreise sinken, ist unwahrscheinlich, denn Herstellung und Transport vieler Nahrungsmittel haben sich verteuert. Zudem kann die Produktion vielerorts nicht mit der wachsenden Nachfrage Schritt halten. Das treibt die Preise für wichtige Rohstoffe wie etwa Getreide weiter. Frühstücksbrötchen dürften also eher noch teurer werden.

Einem UN-Bericht zufolge müssen sich Verbraucher weltweit auf deutlich höhere Lebensmittelpreise einstellen. Grund dafür seien ein starkes Bevölkerungswachstum, die steigende Nachfrage in reicher werdenden Schwellenländern wie etwa China und ein langsames Wachstum bei den Vorräten, heißt es bei der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Konkret erwarten die Organisationen in den kommenden zehn Jahren eine Steigerung der globalen Lebensmittelpreise um bis zu 40 Prozent.

Kaffee kostet sogar weniger

Steigende Lebensmittelpreise treffen vor allem Verbraucher mit kleinen Einkommen. Sie geben den größten Teil ihres Haushaltsbudgets für Lebensmittel aus und bekommen die Preissteigerungen stärker zu spüren. Wenn beispielsweise Elektrogeräte teurer werden, wirkt sich das nicht so stark im Budget aus. Der Grund: Milch, Butter, Brot, Fleisch und Obst werden häufiger gekauft als ein neuer CD-Player.

Ein schwacher Trost am Frühstücktisch mag sein, dass Kaffee – das Lieblingsgetränk der Deutschen – deutlich günstiger ist als noch vor einem Jahr. Die gefallenen Rohstoffpreise sind mittlerweile für viele Erzeuger so unattraktiv, dass sie sogar Teile der Produktion zurückhalten wollen.