Zu viele Kinder und Heranwachsende sitzen zu lange vor dem Fernseher oder dem Computer. Dies begünstigt laut AOK Sehstörungen. Foto: AOK

AOK kritisiert Medienkonsum nach eigener Umfrage. Jungen und Mädchen sind gleich stark betroffen.

Ende Dezember hat die AOK eine eigens in Auftrag gegebene Forsa-Studie veröffentlicht, die Zusammenhänge zwischen zu langer Mediennutzung und Fehlsichtigkeiten nahelegt. Jetzt folgen die regionalen Zahlen der Kinder mit einer entsprechenden Diagnose.

Zollernalbkreis - 8185 Kinder im Alter bis zwölf Jahre in der Region mussten im Jahr 2019 wegen Sehstörungen ärztlich behandelt werden. Das sind laut AOK gut 1000 Kinder mehr als noch vor fünf Jahren. Das mache einen Anteil von 20,4 Prozent an allen Versicherten in der Altersgruppe aus, so die Krankenkasse.

Davon entfallen 3483 Kinder auf den Landkreis Reutlingen. Für den Landkreis Tübingen wurden 2059 Fälle gezählt, im Zollernalbkreis waren es 2643.

Nicht mitgezählt dabei seien Kinder mit leichten Sehfehlern oder bereits Therapierte, also etwa Kinder, die eine Brille tragen.

Sehfehler werden mit zunehmendem Alter immer häufiger entdeckt, sodass die Fallzahlen unter den älteren Kindern deutlich höher liegen. Das liege vor allem daran, dass mit zunehmendem Alter das Kind selbst eine Fehlsichtigkeit artikulieren könne. In allen Altersgruppen, so die AOK, seien Mädchen und Jungen gleichermaßen betroffen.

Zwei Stunden vor dem Bildschirm sind schon zu viel

"Heranwachsende verbringen inzwischen ebenso viel Zeit vor dem Bildschirm wie in der Schule", sagt Hans-Peter Zipp. Der Kinder- und Jugendarzt bei der AOK Baden-Württemberg bezieht sich auf die Forsa-Studie, wonach 40 Prozent der 15- bis 18-Jährigen täglich drei Stunden oder länger vor dem Bildschirm sitzen. Aber auch jüngere Kinder verbringen laut Studie zuviel Zeit vor dem Fernseher, vor Smartphones oder Spielkonsolen.

Für den Mediziner ist das ein Grund zur Besorgnis. Denn übermäßiger Medienkonsum führe zu einer Ermüdung der Augen und Augenbeschwerden – und das schon ab zwei Stunden täglich. Wenn die Schule im Pandemie-bedingten Lockdown in Form von Fernunterricht an den heimischen Laptops oder Smartphones stattfinde, komme weitere Zeit beim Medienkonsum dazu.

Weniger Frischluft auch Ursache für Kurzsichtigkeit

Ob und wie stark sich dies tatsächlich auf die Entwicklung von Sehfehlern bei Kindern auswirke, würden die Zahlen für 2020 und für das laufende Jahr zeigen.

Unabhängig vom Fernunterricht bestehe das Problem der sogenannten Schulkurzsichtigkeit. "Schuld sind neue Sehgewohnheiten und Alltagsabläufe", erklärt Zipp: "Schüler schauen häufiger in die Nähe – in Hefte und Bücher, aber auch auf Bildschirme und Displays. Das regt den Augapfel an zu wachsen – Kurzsichtigkeit ist die Folge." Hinzu komme, dass sich Kinder und Heranwachsende weniger an der frischen Luft aufhielten als in der Kita-Zeit. Auch dies sei ein Faktor, der das Entstehen von Kurzsichtigkeit begünstige.