In Schömberg steigt die Anzahl von Straftaten. Auch die Unfallstatistik für das Jahr 2021 zeigt mehr Unfälle. Was sind die Hintergründe der wachsenden Zahlen?
Schömberg - Für Nicolai Jahn ist der Abend ein "Heimspiel". Denn der neue Leiter des Polizeireviers Calw lebt in Schömberg. Doch auch er gibt zu Beginn zu: "Die Zahlen sind auf den ersten Moment erschreckend." 10,7 Prozent mehr Taten erfasst – der Sprung von 2020 auf 2021. Doch das habe seiner Einschätzung nach klare Gründe.
Weniger Körperverletzungen und Diebstähle
Nach verschiedenen Taten aufgeschlüsselt, zeigt sich, welche Straftaten die Gesamtzahl in die Höhe treiben. Während es weniger Körperverletzungen und Diebstähle gab, stiegen andere Zahlen deutlich an.
Vor allem Rauschgiftdelikte wurden in 2021 mehr, wie Jahn den Gemeinderäten in der jüngsten Sitzung zeigte. Allerdings sei aus polizeilicher Sicht gerade die Entwicklung bei den Rauschgiftdelikten eher als positiv anzusehen.
Polizei ist "froh" über vermehrte Anzeigen
Denn gegen diese Straftaten habe man mehr Präventions- und Informationsmaßnahmen eingeleitet – "wodurch mehr Leute diese Taten auch angezeigt haben", erläutert der Revierleiter. Womöglich seien die Zahlen in den Jahren davor ebenfalls höher gewesen, aber niemand habe die Taten gemeldet. Aus diesem Grund sei die Polizei also "froh" über steigende Zahlen. Und eine Kennzahl sticht besonders positiv hervor: die Aufklärungsquote. Um 17,7 Prozentpunkte stieg diese in 2021 auf 76,4 Prozent.
Razzia im März 2021 sei Grund für Anstiege
Jahn spricht ebenfalls die Anzahl der Tatverdächtigen an. Insgesamt wurden 42 mehr als in 2020 ermittelt. Damit stieg die Zahl auf 169. Unter anderem begründet er diese mit der Razzia in Langenbrand im März 2021 und dem daraus resultierenden enormen Anstieg an Tatverdächtigen.
Internetkriminalität in Schömberg ein Thema?
CDU-Fraktionsvorsitzender Joachim Zillinger hakte nach, ob Internetkriminalität ein Thema sei und Jahn dafür Zahlen habe oder welche für 2022 in die Statistik mit aufnehmen könne. "Das ist auf jeden Fall ein Thema für uns", versicherte der Revierleiter. "Auch durch die Pandemie seien viel mehr Menschen im Homeoffice und bieten mehr Angriffsfläche."
Allerdings seien die Zahlen nicht so einfach auf eine Gemeinde zuzuordnen. Wenn ein Schömberger im Homeoffice arbeitet, seine Firma allerdings woanders sitzt – welchem Ort ordnet man die Straftat dann zu? "Aber das ist ein Thema, das uns immer mehr und stärker beschäftigen wird", unterstrich Jahn.
Unfälle gestiegen, aber weniger Personen verletzt
Im Vergleich zu 2020 kamen vier Unfälle hinzu – damit steigt die Zahl auf 59. Allerdings gab es weniger Unfälle mit Personenschaden und auch weniger verunglückte Personen insgesamt. "Meiner Einschätzung nach haben wir hier gute Zahlen", urteilte der Revierleiter.
Ulrike Mayrhofer (CDU) wollte wissen, ob Schömberg bei den zurückgehenden Unfällen nur Glück hatte, oder womit Jahn die Zahlen begründe. Die Neugestaltung der Innenstadt könne ein Grund sein, aber auch dass wegen Corona weniger Menschen auf den Straßen unterwegs gewesen seien, antwortete Jahn. Geschwindigkeitsmessungen könnten ebenfalls Unfallzahlen mindern. "Es handelt sich dabei einfach um ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren", hob Jahn hervor.
Polizeiposten Schömberg verwaist immer mehr
Die CDU beschäftigte noch ein weiteres Thema, das ebenfalls Mayrhofer auf den Tisch brachte. "Unser Polizeiposten ist schon sehr verwaist", meinte sie in der jüngsten Gemeinderatssitzung: "Wir sind glücklich, dass er nicht abgesetzt wird." Aber wann ist wieder mit einer Vollbesetzung zu rechnen?
Jahn konnte da noch keine Hilfe in Aussicht stellen: "Momentan ist es schwierig zu sagen, wann der Posten wieder voll besetzt ist." Es wurden laut dem Revierleiter erst neulich zehn Beamte in Pension geschickt und eine Nachbesetzung dieser sei noch nicht erfolgt. Auch im nächsten Jahr seien mit acht bis zehn weiteren pensionsbedingten Ausfällen zu rechnen.
Es sei nur ein Kollege in Schömberg stationiert. Das sei nicht mehr gewollt, da dieser alleine nicht auf Streife gehen beziehungsweise ausrücken solle. Allerdings gibt es durch den Schömberger Kollegen in Bad Liebenzell zwei voll besetzte Streifen. Das sei auch wichtig, denn diese seien auch schnell in Schömberg vor Ort.