1988 in Australien: strahlendes Lächeln war Dianas Markenzeichen. Foto: AFP/Patrick Riviere

Vor 25 Jahren starb Prinzessin Diana nach einem Autounfall in Paris. Ihr Tod erschütterte die Welt. Ohne die Ex-Frau von Prinz Charles wäre das britische Königshaus nicht das, was es heute ist.

Die Mondlandung, der Mauerfall, der 11. September: Es gibt Ereignisse, bei denen alle, die sie erlebt haben, noch ganz genau wissen, wo sie in diesem weltbewegenden Moment waren. So verhält es sich auch mit dem 31. August 1997. Schon früh am Morgen, einem Sonntag, läuft die Nachricht im Radio und Fernsehen rauf und runter: Prinzessin Diana ist tot. Bei einem Autounfall in Paris ist sie in der Nacht gestorben. Mit gerade mal 36 Jahren.

Nahbarer als die Royals

Bis heute ist die Ex-Frau des britischen Thronfolgers Prinz Charles (73) unvergessen. Doch woran liegt es, dass Dianas Schicksal auch 25 Jahre nach ihrem Tod die Menschen berührt? Vielleicht daran, dass sie sich als Erste deutlich vom Rest der königlichen Familie unterschied. Anders als die Queen (96) und Co. war Diana nahbar. Sie machte nie einen Hehl aus ihren Gefühlen, zeigte sich verletzlich, auf Augenhöhe, als echter Mensch. Ihr Vermächtnis wirkt nach – mit Folgen für das britische Königshaus.

Als Lady Diana Spencer 1981 in einer prunkvollen Zeremonie Prinz Charles heiratet, kann sich wohl keiner vorstellen, dass dieses Mauerblümchen einige Jahre später die Monarchie in ihren Grundfesten erschüttern, sie sogar fast zu Fall bringen wird. Doch innerhalb weniger Jahre entwickelt sich die scheue ehemalige Kindergärtnerin, die aus einer der ältesten Adelsfamilien Englands stammt, zur meistfotografierten, vielleicht begehrtesten Frau der Welt. In den 80ern und 90ern ist sie ein royaler Superstar, eine Modeikone, die „Königin der Herzen“.

Diana bricht die Regeln

Diana bringt Glamour in die bis dahin als steif und angestaubt wahrgenommene königliche Familie. Ihr Gesicht ziert unzählige Magazin-Cover. Für Schnappschüsse bezahlt die Boulevardpresse Millionen. Was ihrem Ehemann Charles nicht immer gefällt, denn er steht nun in ihrem Schatten.

Doch nur hübsch auszusehen, ist der Prinzessin zu wenig: Sie bricht Tabus, verletzt bis dahin gültige Regeln der Royals, macht etwa im sozialen Bereich mit als nicht salonfähig geltenden Themen von sich reden. So setzt sie sich für Obdachlose ein, kämpft für ein Verbot von Landminen und engagiert sich, obwohl ihre Berater vehement davon abraten, in der Aids-Hilfe. Sie wagt es sogar, ohne Gummihandschuhe die Hand eines Erkrankten zu halten. Das Foto geht um die Welt.

Bei aller Leidenschaft für ihre Hilfsprojekte: Diana versteht es, sich zu inszenieren, ihr Image zu formen, die Menschen samt Medien als Mischung aus Topmodel und Mutter Teresa für sich zu gewinnen. Der einstige britische Premier Tony Blair fasst es in seiner Autobiografie so zusammen: „Wir waren beide, jeder auf seine Weise, Manipulatoren – geschickt in der Auffassung von Gefühlen anderer und instinktiv geneigt, auf dieser Klaviatur zu spielen.“

Kein Unschuldslamm

So hat Diana entgegen ihres Dementis entscheidend an dem 1992 erschienenen Bestseller „Diana – ihre wahre Geschichte“ des Journalisten Andrew Morton mitgewirkt – und damit das Bild des vom Ehemann verschmähten und betrogenen Unschuldslamms geprägt. Obwohl sie selbst so manche Affäre hatte.

Drei Jahre später, nachdem die Trennung von Charles längst verkündet ist, gibt Diana der BBC ein legendäres Interview, das allein in Großbritannien eine Rekordzahl von fast 23 Millionen Zuschauern verfolgen. Sie berichtet über emotionale Kälte am Hof, ihre Essstörungen und Depressionen sowie die Untreue ihres Gatten – „Wir waren zu dritt in dieser Ehe“, sagt sie in die Kameras. Noch desaströser für die Royals: Die Prinzessin bezweifelt, dass Charles als König geeignet ist. Besser sei, wenn ihr Sohn William, damals 13, Elizabeth II. direkt folge. Eine schallende Ohrfeige für ihren Noch-Ehemann.

Imageverlust für die Queen

Wie Umfragen ergeben, verliert die Monarchie nach dem Interview dramatisch an Ansehen. Übertroffen wird der Imageverlust allerdings 1997 in den Tagen nach Dianas Tod. Während die Welt geschockt ist, und die Briten massenhaft die Fassung verlieren, bleibt die Königin stumm.

Hunderttausende legen Blumen vor den Palästen in London ab, stehen Schlange, um ihrem Schmerz in Kondolenzbüchern Ausdruck zu geben, liegen sich weinend in den Armen – und Elizabeth II. weilt auf ihrem Landsitz. Dass sie sich dort um Dianas am Boden zerstörte Söhne kümmert, ihre Enkelkinder William und Harry, interessiert keinen. Der Gesellschaftsreporter Charles Rae erinnert sich an die feindliche Stimmung: „Die Leute waren wütend. Sie wollten ihre Queen sehen.“

Das Königshaus wird moderner

Schließlich gibt die Königin nach, legt selbst Blumen vor den Kensington-Palast, Dianas Wohnsitz. Am Abend wendet sie sich im Fernsehen ans Volk – eine PR-Meisterleistung, die Massen vergeben ihr. Spätestens an diesem denkwürdigen Tag verändert sich die Monarchie jedoch für immer. Das Königshaus öffnet sich, wird moderner und damit greifbarer.

Dass Dianas Sohn William kürzlich nach dem EM-Sieg die britischen Fußballnationalspielerinnen so herzlich wie publikumswirksam umarmte, wäre ohne die Prinzessin von Wales kaum denkbar gewesen. Die Außenseiterin hat dem Königshaus somit in gewisser Weise zu neuem Ansehen, zu neuer Stabilität verholfen – und vielleicht sogar Geschichte vorausgenommen: Laut Umfrage sehen nur 27 Prozent der Briten Charles als künftigen König, fast die Hälfte wünscht sich William statt seines Vaters auf dem Thron.

Keine Gedenkfeier für Diana geplant

Gedenken
Von offizieller Seite ist anlässlich des 25. Todestags von Diana nichts geplant. Es wird keine Gedenkfeier geben.

Statement
 Dass die Queen oder Charles mit einem offiziellen Statement an die verstorbene Prinzessin erinnern, ist ebenfalls nicht zu erwarten. Man kann aber davon ausgehen, dass sich William und Harry auf den sozialen Medien mit emotionalen Worten an Diana wenden. Sie betonen immer wieder, wie sehr sie ihre Mutter vermissen.