Das ins Schlingern geratene Duckhaus Kaufmann schöpft neue Hoffnung. Allerdings läuft das Insolvenzverfahren nicht ohne personelle Konsequenzen beim Lahrer Traditionsunternehmen ab.
Das Amtsgericht Offenburg hat am 30. September das Insolvenzverfahren für das Druckhaus Kaufmann eröffnet. Damit endet das vorläufige Insolvenzverfahren, das im Juli begonnen hatte. Geschäftsführer Markus Kaufmann und Insovenzverwalter Thorsten Schleich sehen in diesem Schritt "die Voraussetzung für die weitere Fortsetzung des Geschäftsbetriebs des Lahrer Rollen- und Bogenoffset-Druckunternehmens", wie es in einer gemeinsamen Mitteilung vom Mittwochabend heißt.
In den vergangenen Monaten habe man mehrere Maßnahmen identifiziert, um Kosten zu senken und die Struktur des Unternehmens an das Marktvolumen anzupassen. Im Zuge dieser notwendigen Restrukturierung seien am 30. September 24 Kündigungen ausgesprochen worden, erklären Unternehmen und Insolvenzverwalter. Insgesamt sollen nach heutigem Stand 36 Arbeitsplätze beim Druckhaus Kaufmann abgebaut werden – zwölf Mitarbeiter wollten das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlassen. Somit verblieben rund 140 Angestellte in der Firma.
Jetzt sollen neue Kunden gewonnen werden
Insolvenzverwalter Thorsten Schleich von der Kanzlei Schleich & Partner aus Villingen-Schwenningen sieht nach eigenen Angaben erste Sanierungserfolge: Jetzt gelte es, "das Vertrauen der Kunden zu erhalten beziehungsweise neue Kunden und Aufträge zu gewinnen". Geschäftsführer Markus Kaufmann erklärt: "Wir freuen uns über die Entscheidung des Amtsgerichts, um so unseren Geschäftsbetrieb fortzuführen. Dass wir einem Teil unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kündigen mussten, war unvermeidlich. Dennoch bedauere ich das ausdrücklich. Gleichzeitig haben wir jetzt die Grundlage, mit Zuversicht an der Zukunft von Druckhaus Kaufmann zu arbeiten. Das tun wir mit aller Kraft!“
Viele Gründe für die Schieflage
Das Druckhaus Kaufmann hatte am 9. Juli beim Amtsgericht Offenburg einen Insolvenzantrag gestellt. Grund dafür war, wie es damals hieß, "das Zusammenwirken verschiedener massiver wirtschaftlicher Herausforderungen, die die gesamte Branche seit Jahren unter erheblichen Druck setzen". Die seit 2023 ausbleibende konjunkturelle Erholung sowie hohe Kosten für Papier, Energie und Porto hätten in diesem Jahr zu einem weiteren Rückgang von Druckaufträgen geführt und das Unternehmen in eine wirtschaftliche Schieflage gebracht.
Produktion läuft "reibungslos"
Laut Unternehmen und Insolvenverwalter läuft die Produktion in dem Lahrer Rollen- und Bogenoffset-Druckunternehmen seit dem Insolvenzantrag "reibungslos und ohne Einschränkungen weiter". Im dritten Quartal 2024 habe sich die Auftragslage beim Druckhaus Kaufmann im Vergleich zum Vorquartal wieder verbessert. Zudem hätten sich neue Kunden gewinnnen lassen. Das Ziel des Insolvenzverfahrens bestehe darin, die Struktur des Unternehmens an das Marktvolumen anzupassen und das Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen. Dafür sei die Eröffnung des Insolvenzverfahrens die Grundlage.
208-jährige Geschichte
Das Druckhaus Kaufmann wurde im Jahr 1816 von Ernst Kaufmann in Lahr gegründet und befindet sich seitdem in Familienhand, inzwischen in sechster Generation. Das Unternehmen wurde für seine Leistungen mehrfach ausgezeichnet, unter anderem bei den Druck und Medien Awards als bester Magazin- und Katalogdrucker Deutsch-
lands. Das Druckhaus Kaufmann gehört zu den großen Arbeitgebern in Lahr. Nach eigenen Angaben zählt die Firma mehr als 350 Unternehmen aus Deutschland, Frankreich, der Schweiz und Großbritannien aus mehr als 30 Branchen zu ihren Kunden.