Niklas Klein Foto: Heinig

Die Pandemie hat alles verändert: Vor Corona hatte Niklas Klein viele Pläne. Inzwischen habe er kaum mehr Lust dazu, sich etwas vorzunehmen. Zu oft sei er in den vergangenen zwei Jahren enttäuscht worden, sagt er. Gerade wurde das Narrentreffen der Katzenmusik Villingen abgesagt, an dessen Vorbereitung der 23-Jährige maßgeblich beteiligt war.

VS-Villingen - Seit 2020 gehört Niklas Klein als Schriftführer dem Vorstand an und er war auch Teil des harten Kerns derer, die sich zuletzt wöchentlich im Katzenstüble trafen, um die Jubiläumsfeierlichkeiten für 150 Jahre Katzenmusik Verein "Miau" Villingen zu gestalten. Die "dunkle Wolke Corona" sei zwar stets über dem Festausschuss geschwebt, doch man habe bis zuletzt gehofft, das denkwürdige Ereignis doch noch feiern zu können.

Stüble verwandelt sich in Call-Center

"Es ist uns sehr, sehr schwergefallen, das Jubiläum auf 2023 zu verschieben", sagt Klein. Gut erinnert er sich an den Abend, an dem einer aussprach, was alle eigentlich schon dachten: Macht es angesichts der Pandemieentwicklung noch Sinn, das Narrentreffen für Ende Januar und den Ball für zwei Wochen später zu planen? "Die Antwort war in dem Moment jedem klar", erzählt der Nachwuchsfunktionär. "An jenem Abend verwandelte sich unser Stüble in kürzester Zeit in ein Call-Center", sagt er und lacht bei der Erinnerung daran. Man nahm sich die Liste von Telefonnummern der eingeladenen rund 30 Vereine vor und unterrichtete sie von der Verschiebung um ein Jahr. Erfreulich: Fast alle sagten zu. Und einige, die aus Termingründen in diesem Jahr nicht hätten kommen können, stellten ihr Kommen in Aussicht.

Im freiwilligen sozialen Jahr auf der Katharinenhöhe

Niklas Klein ist ein gebürtiger Villinger, der die Klosterringschule und später das Gymnasium am Romäusring besuchte, wo er 2016 sein Abitur ablegte. Mit neun Jahren wurde er Ministrant in der Münstergemeinde, blieb das zehn Jahre lang und war zuletzt Oberministrant. In einem freiwilligen sozialen Jahr nach dem Schulabschluss betreute er auf der Katharinenhöhe eine Kindertagesgruppe, was ihm so viel Spaß bereitete, dass er ein Orientierungspraktikum anschloss.

Online-Medien studiert

Die Wahl seiner Berufsrichtung fiel dann aber doch auf das Studienfach Online-Medien an der Hochschule Furtwangen. Dort absolviert er gerade das letzte Semester und beschäftigt sich in seiner Thesis mit der Ausgestaltung einer Marketingkampagne. Wie es beruflich weitergeht, lässt er derzeit noch offen.

Gegen das Feldhockey und für die Musik in der Stadtharmonie

Niklas Klein entschied sich als Jugendlicher gegen das Feldhockey, das er acht Jahre lang spielte, und für die Musik, die er mittlerweile im Großen Blasorchester der Stadtharmonie am Schlagzeug produziert. Seit fünf Jahren spielt er zudem das Tenorhorn und unterstützt damit zusätzlich die Jugendkapelle. Zwar sei er der Jugend längst entwachsen, ein "Generationenwechsel" in der "JuKa" lassen ihn und seine Musikerclique aber noch dabeibleiben, um den "Neuen" aus dem Vororchester den Start zu erleichtern, sagt er. Die Verbindung zur Nachwuchskapelle mit Benno Kilzer als Dirigent ist besonders eng, da man 2015 gemeinsam den Weg auf die Bühne des Katzenmusikballes fand und sich dort mittlerweile zu einer Institution entwickelt hat.

Als Sänger und Schauspieler auf den Bühnen

Aus einem Musikbeitrag wurden Sprechrollen, die Figur der Alt-Villingerin "Rosi" (Benno Kilzer) wurde entwickelt und beim letzten Ball 2020, noch vor Pandemieausbruch, umrahmte die Truppe um Niklas Klein den gesamten Ball mit einem sich wie ein roter Faden durch das Programm ziehenden Theaterstückes. Wer sich erinnert: Bei diesem Ball mit dem Motto "Moulin Rouge" trat Niklas Klein auch als Sänger auf, ein weiteres seiner musikalischen Talente. Dass er als Schauspieler auch auf anderen Bühnen eine gute Figur macht, bewies der Student beim Sommertheater in diesem Jahr auf dem Gelände der Parkresidenz am Germanswald, wo er in dem Stück "Eine ganz heiße Nummer" mitwirkte.

Es sollte kein normales Jahr werden

"Seid ihr eigentlich Vereinsmitglieder?" Diese bereits nach dem ersten Ball gestellte Frage gab für Niklas Klein die weitere Richtung vor. Sein Einstieg in die Katzenmusik-Vorstandschaft war die Gestaltung des Vereinsheftes, für die er sich aufgrund seines Studiums besonders eignete. 2019 wurde er zum Aspiranten, ein Jahr später offiziell zum Schriftführer gewählt. Ein "normales" Jahr sollte es allerdings nicht werden, nach der Fasnet 2020 kam der Lockdown. Auch hier waren die Fähigkeiten Kleins gefragt, vor allem, als es darum ging, die vereinsinternen Online-Treffen zu realisieren.

Zeitgleich begannen die Planungen für das Jubiläumsjahr. "Von uns hat keiner schon einmal ein Narrentreffen organisiert", erzählt er. Unzählige Ideen wurden entwickelt und verworfen, jede Menge kleinteilige Aufgaben erledigt, zuletzt Genehmigungen eingeholt und Hotelzimmer für die Gäste gebucht. Dass das alles nun vorerst nicht zum Tragen kommt, macht Niklas Klein traurig. Zugleich sieht er ein, dass man in der Pandemie Vorsicht walten lassen, "mit Sinn und Verstand" agieren und Regeln beachten muss.

Fasnetgeist am Leben erhalten

"Und trotzdem haben wir als Fasnetverein die Verantwortung gegenüber unseren Mitgliedern, den Fasnetgeist am Leben zu erhalten", gibt er zu bedenken. Er tröstet sich mit dem Gedanken, die Villinger Fasnet nicht nur an Veranstaltungen wie Bällen und Umzügen festzumachen, sondern den Fokus auf das Zusammentreffen mit einer überschaubaren und damit coronakonformen Anzahl von Freunden zu legen und "Jux zu machen".

Video auf YouTube

Seine engsten Freunde nehmen an den hohen Tagen alle Urlaub. "Irgendetwas werden wir uns einfallen lassen, um die Fasnet irgendwie zu feiern", versichert er. Ein erster Schritt sei das auf YouTube einsehbare Video, dass die "Katzenmusikmusik" am 6. Januar einspielte. "Das hat sehr, sehr gut getan".

Ticket für Woodstock der Blasmusik

Was ihm gerade besonders fehlt? "Die Aussicht auf die Fasnet", antwortet Niklas Klein ohne lange zu überlegen. Nach Silvester wird die Wohnung dekoriert und die Vorfreude auf das Brunnenschmücken setzt ein – normalerweise. Doch schon zum zweiten Mal fiel in diesem Jahr alles aus, und auch einen Katzenmusikball wird es 2022 nicht geben. Das Bühnenprogramm wurde trotzdem geschrieben, aber sinnvollerweise so gestaltet, "dass wir das auch 2023 so spielen können". An die Zukunft hat Niklas Klein einen Wunsch: dass die Coronapandemie Vergangenheit ist und er seine Eintrittskarten für das als "Woodstock der Blasmusik" geltende Musikfestival in Österreich nach zwei Jahren endlich einlösen kann.