Die Gefahr, von Zecken gebissen zu werden, ist groß. Foto: Seeger

Im Jahr 2020 sind in Baden-Württemberg 350 FSME-Fälle an das Landesgesundheitsamt (LGA) übermittelt worden, mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr mit 171 Fällen. Der Zollernalbkreis rangiert weit oben.

Zollernalbkreis - Er belegt auf der Rangfolge der Landkreise mit den meisten FSME-Fällen den vierten Platz. 22 Fälle wurden hier im Jahr 2020 übermittelt.

FSME ist eine virusbedingte Infektionskrankheit, die mit grippeähnlichen Symptomen einhergeht, jedoch auch für eine Entzündung des Gehirns beziehungsweise der Hirnhäute sorgen kann. Das Robert Koch-Institut weist außer dem Stadtkreis Heilbronn ganz Baden-Württemberg als FSME-Risikogebiet aus. Eine spezifische Therapie gegen FSME gibt es nicht. Es können lediglich die Symptome behandelt werden. Daher sei die mehrfache Schutzimpfung gegen eine FSME-Erkrankung so wichtig.

"Kinder und Erwachsene sollten bei ihrer Hausärztin beziehungsweise ihrem Hausarzt den Impfpass kontrollieren und den Impfschutz aktualisieren lassen", sagte der baden-württembergische Gesundheitsminister Manne Lucha.

Mehrere mögliche Ursachen

Es gebe mehrere mögliche Ursachen für den starken Anstieg der Zahlen. Bedingt durch die Maßnahmen zur Eindämmung von COVID-19 hätten sich viele Menschen im vergangenen Jahr in ihrer Freizeit häufiger im Freien oder im eigenen Garten aufgehalten und somit ein erhöhtes Expositionsrisiko.

Wie sich das FSME-Infektionsgeschehen im Jahr 2021 entwickelt, sei noch nicht absehbar. Die FSME-Saison beginne in der Regel mit der Aktivität der Zecken im Frühjahr. 2021 wurde bisher ein Fall aus dem Landkreis Rastatt an das LGA übermittelt.

"Der beste Schutz vor einer FSME-Infektion ist die Impfung. Daher sollten Personen, die in FSME-Risikogebieten leben oder dorthin fahren, einen ausreichenden Impfschutz anstreben. Für einen kompletten Impfschutz sind in der Regel drei Impfungen notwendig", erklärte beispielsweise der Stuttgarter Regierungspräsident Wolfgang Reimer, in dessen Behörde das Landesgesundheitsamt angesiedelt ist. Häufig geschehe die Infektion im eigenen Garten oder bei Spaziergängen in der Natur, so Reimer. Die Zecke klettere beispielsweise auf einen Grashalm oder ein Gebüsch. Komme ein Tier oder ein Mensch vorbei, werde sie bei Kontakt abgestreift und halte sich fest. Zecken fielen nicht von Bäumen und könnten nicht springen.

"Nach der ersten Impfung findet entsprechend dem klassischen Schema die zweite Impfung ein bis drei Monate später statt. Die dritte Impfung ist – je nach Impfstoff – fünf bis zwölf beziehungsweise neun bis zwölf Monate nach der zweiten Impfung fällig", erläuterte Gottfried Roller, Leiter des Landesgesundheitsamts Baden-Württemberg. Der Impfschutz halte dann mindestens drei Jahre an. Nach vollständiger Impfung könne bei 99 Prozent der Geimpften mit einem vollständigen Schutz vor FSME gerechnet werden. Bereits nach zwei Impfungen bestehe bei 98 Prozent der Geimpften ein Schutz, der allerdings nur etwa ein Jahr anhält. Daher sollten alle drei Impfungen erfolgen.

Borreliose und Tularämie 

"Da Zecken nicht nur FSME, sondern auch Erkrankungen wie Borreliose und Tularämie übertragen können, raten wir zu praktischen Schutzmaßnahmen. So sollte man in der Natur möglichst lange Kleidung und festes Schuhwerk tragen. Auf heller Kleidung lassen sich Zecken leichter entdecken und entfernen. Daheim sollte man seinen Körper gründlich nach Zecken absuchen, vor allem in Hautfalten, da Zecken das feucht-warme Milieu mögen", sagt Roller weiter.

Die Zecke sollte schnell entfernt werden, um das Infektionsrisiko zu verringern. "Wichtig ist, möglichst alle Teile der Zecke zu entfernen, um einer Entzündung vorzubeugen. Am besten greift man die Zecke mit einer Pinzette oder einem speziellen Zeckenentfernungsinstrument nahe der Hautoberfläche an ihren Mundwerkzeugen und zieht sie langsam und gerade aus der Haut", beschreibt Roller das Vorgehen. Die Zecke sollte nicht am vollgesogenen Körper gepackt und beim Entfernen nicht gedreht werden.

Vor dem Entfernen sollte die Zecke keinesfalls mit Öl oder Klebstoff beträufelt werden. Dies könne das Tier reizen und zur Folge haben, dass die Zecke den Speichel und somit mögliche Infektionserreger abgebe. "Nach Entfernung der Zecke soll die Wunde sorgfältig desinfiziert werden", meint Roller.