Eine Gruppe des Familienzentrums Oberwolfach muss ins Rathaus umziehen, weil das Kita-Gebäude zu klein ist. Die Kommune wird zunächst für ein Jahr die Trägerschaft übernehmen. Foto: Dorn

Oberwolfach hat 21 Plätze zu wenig. Kein Platz mehr für achte Gruppe im Familienzentrum.

Oberwolfach - Die Gemeinde Oberwolfach hat im kommenden Kita-Jahr voraussichtlich 21 Kindergartenplätze zu wenig. Nun hat der Träger entschieden, dass eine Gruppe im Rathaus betreut werden muss.

"Jedem Kind wird spätestens zum 1. Januar 2022 ein Betreuungsangebot gemacht werden können". Mit diesem Machtwort hatte Bürgermeister Matthias Bauernfeind in der Juni-Sitzung die Wogen zu glätten versucht, die aus einem Absage-Brief des Trägers des Familienzentrums St. Josef an einige Eltern entstanden waren (wir berichteten).

Vier Wochen und eine Sitzung des Kindergarten-Kuratoriums später stellte die Verwaltung die vier Optionen vor, mit denen über kurz oder lang das Problem der Überbelegung um 21 Kinder im kommenden Kindergartenjahr gelöst werden könnte.

Erneut hatten einige Mütter im Zuschauerraum Platz genommen und auch die Kindergarten-Leitung bekundete mit ihrer Anwesenheit Interesse an der weiteren Entwicklung.

"Mit der Investition in den Umbau der ehemaligen Grundschule Walke zum Familienzentrum hatten wir eigentlich gedacht, für die Zukunft gerüstet zu sein", so Bauernfeind. Eine konstant gute Geburtenentwicklung und Zuzüge von Familien hätten die Prognosen inzwischen aber Makulatur werden lassen. Mit dem erwähnten Brandbrief hatte der Träger die Phase der geduldeten beziehungsweise planmäßigen Überbelegung deutlich für beendet erklärt.

In den Sondierungsgesprächen konnte der Träger den Betrieb als achtgruppigen Kindergarten aufgrund der bestehenden räumlichen Enge nicht mittragen. Im Kindergarten gibt es eine nicht ausreichende Zahl an Waschbecken und Toiletten, bauliche Defizite, die im Zweifelsfall auch dazu geeignet wären, die Betriebserlaubnis der Einrichtung insgesamt zu gefährden, trug Elvira Gaus im Kuratorium vor.

Die achte Gruppe müsste daher räumlich wie organisatorisch ausgelagert werden in entweder eine Einzelgruppe oder eine Naturgruppe als "Waldkindergarten" oder "Bauernhofkindergarten". Beide Varianten erschienen Verwaltung und Kindergarten-Team weder praktikabel noch kurzfristig realisierbar.

Kommune übernimmt Trägerschaft für ein Jahr

Um die Zahl der in St. Josef zu betreuenden Kinder kurzfristig zu senken, plant die Verwaltung, den Hort – bisher werden die Hortkinder im Betreuungsschlüssel dem Kindergarten zugerechnet – aus dem Familienzentrum herauszulösen und in neuer Trägerschaft entweder im Rathaus oder in der Wolftalschule zu betreiben. Kurzfristig möglich sei nur die Unterbringung im Rathaus, denn in der Wolftalschule müssten dazu größere Umbauten erfolgen.

Alle Versuche, den kirchlichen Träger vom Charme einer "Außengruppe" im Rathaus zu überzeugen, blieben erfolglos, wie Anna Dieterle, Martin Dieterle und Martin Welle aus dem Kindergartenkuratorium berichteten. Somit wird der Hort zunächst für ein Jahr in kommunaler Trägerschaft betrieben werden müssen, konstatierte Bauernfeind. Die Kosten für die Ausgliederung des Horts belaufen sich Schätzungen zufolge auf 199 000 Euro oder zwei Fachkraftstellen jährlich plus einmalige Investitionen von rund 7500 Euro.

Anna Dieterle sorgte sich darum, ob die Gemeinde als Träger bis zum 1. Januar 2022 überhaupt genügend geeignetes Fachpersonal finden könne. Bauernfeind sah dies optimistisch, weil die Kommune anders als der katholische Träger bei der Mitarbeitergewinnung nicht auf Ethnien oder Konfessionszugehörigkeiten Rücksicht nehmen müsse.

Einstimmig wurde beschlossen, beim Kommunalverband die Betriebserlaubnis für den Hort-Betrieb zu beantragen, die Räume im Rathaus einzurichten und (nach Erlangen der Betriebserlaubnis) Personal einzustellen, welches die Freiheit bekäme, das pädagogische Konzept zu entwickeln. Die Option, dass der Hort im übernächsten Jahr wieder unter das Dach des kirchlichen Trägers schlüpfen könne, müsse weiterverfolgt werden, waren sich Sprecher beider Fraktionen einig.

Auch die Gebühren für die Kindergartenbetreuung verändern sich: Die Erhöhung variiert je nach gewähltem Betreuungsmodell rundungsbedingt und liegt zwischen zwei Prozent für die Ganztagsbetreuung in der Kinderkrippe um 12 Euro auf 602 Euro und vier Prozent für die flexible Kurzzeitbetreuung um vier Euro auf 100 Euro monatlich.