Total erleichtert: Die Hamburger bejubeln ihren Sieg gegen Leverkusen. Foto: dpa

"Nie mehr zweite Liga" - Heiko Westermann sorgte bei den Fans des Hamburger SV mit seinem Siegtor gegen Leverkusen für grenzenlosen Jubel. Der HSV schaffte zumindest für eine Nacht den Sprung von den Abstiegsrängen.

"Nie mehr zweite Liga" - Heiko Westermann sorgte bei den Fans des Hamburger SV mit seinem Siegtor gegen Leverkusen für grenzenlosen Jubel. Der HSV schaffte zumindest für eine Nacht den Sprung von den Abstiegsrängen.

Hamburg - Dank Heiko Westermann hat der Hamburger SV einen wichtigen Erfolg im Abstiegskampf gefeiert und die Krise bei Bayer Leverkusen mit dem angeschlagenen Trainer Sami Hyypiä verschärft.

Der Nationalverteidiger erzielte beim 2:1 (1:0)-Sieg gegen die Rheinländer in der 82. Minute per Volleykracher den umjubelten Siegtreffer. Der überragende Hakan Calhanoglu brachte die Hamburger vor 49 575 Zuschauern früh in Führung (4.). Der sonst starke Schlussmann René Adler ließ einen Weitschuss des 17-jährigen Julian Brandt (58.) zum unglücklichen Ausgleich durch die Hände rutschen. Bayers Sportdirektor Rudi Völler vermied nach der Pleite ein Bekenntnis zu Hyypiä.

"Erleichternd"

"Es war erleichternd. Viele Emotionen im Spiel - wenn man dann das Siegtor schießt, ist das natürlich ein schönes Gefühl", sagte der umjubelte Westermann. "Nie mehr 2. Liga", skandierten die Fans schon in der Schlussphase. Die Hamburger verließen nach zuletzt drei sieglosen Partien zumindest für eine Nacht die Abstiegsränge, kletterten auf Platz 15 und bleiben unter dem neuen Trainer Mirko Slomka zu Hause ungeschlagen. "Dieser Erfolg tut nicht nur uns gut, sondern auch der ganzen Stadt, den Fans", sagte der Coach. "Für Heiko freut es mich ganz besonders."

Bei nur einem Sieg aus den vergangenen zwölf Pflichtspielen wächst der Druck auf Hyypiä bei Bayer hingegen immer weiter. "Wir geben jetzt keine Wasserstandsmeldung ab, aber morgen früh um 11.00 Uhr ist Training, dann setzen wir uns zusammen", sagte Völler, der bereits vor Anpfiff den Fragen zur Zukunft des Finnen ausgewichen war.

"Die Medien haben noch keinen entlassen"

"Wir werden sehen. Ich glaube, die Medien haben noch keinen entlassen", sagte der Trainer. "Es war ein bisschen unglücklich, aber das Ergebnis zählt." Die Mannschaft beschäftige sich mit den Diskussion um Hyypiä nicht, erklärte Kapitän Simon Rolfes: "Das Glück ist nicht auf unserer Seite. Irgendwie fressen wir immer noch ein Tor." Sollte der VfL Wolfsburg am Samstag bei Borussia Dortmund gewinnen, würde Bayer erstmals in dieser Saison aus den Königsklassen-Rängen rutschen.

Die Gäste-Abwehr präsentierte sich gleich zu Beginn unsortiert. Nach feinem Antritt von Calhanoglu legte der zuletzt häufiger kritisierte Rafael van der Vaart wieder für seinen Offensivpartner auf. Aus 22 Metern ließ Calhanoglu mit einem präzisen Flachschuss ins lange Eck Bayer-Keeper Bernd Leno keine Chance und erzielte sein neuntes Saisontor. "Ein super-schönes Tor", lobte Stürmer Pierre-Michel Lasogga, der mit einer Oberschenkelverletzung fehlte. Van der Vaart musste in der zweiten Hälfte angeschlagen vom Feld, gab aber Entwarnung: "Ich glaube, es ist nichts Schlimmes."

Die Gäste zeigten sich nach zuletzt vier Punkten aus zwei Partien keineswegs vom frühen Rückschlag geschockt. Doch René Adler brachte seine früheren Teamkollegen vor seinem Aussetzer zunächst immer wieder zur Verzweiflung. Zunächst parierte der Schlussmann einen Versuch von Stefan Kießling so eben mit der rechten Hand (6.), wehrte den Kopfball von Heung-Min Son aus kürzester Distanz (35.) ab und blieb auch kurz vor der Pause gegen den Südkoreaner (45.) ohne Tadel. Vor allem der 17 Jahre alte Brandt wusste bei seinem ersten Startelfeinsatz in der Liga mit seiner Unbekümmertheit zu gefallen.

Beim HSV trieb vor allem Calhanoglu das Offensivspiel an und entzückte die Heimfans mit seiner Kreativität. Nach einem missglückten Schussversuch verließ Milan Badelj mit Oberschenkelproblemen humpelnd den Platz.

Auch in der zweiten Halbzeit trumpfte Calhanoglu weiter groß auf. Seinen Kracher von halbrechts drehte Leno nur mit größter Mühe um den Pfosten (54.). Eine Minute später forderten die HSV-Anhänger nach einem Zupfer von Can an Jacques Zoua vergeblich Elfmeter, doch auch Leverkusen haderte mehrmals mit Schiedsrichter Bastian Dankert.

Mit seinem Riesenpatzer brachte Adler die zuvor leidenschaftslosen auftretenden Leverkusener wieder ins Spiel, der nasse Ball flutschte dem Nationalkeeper durch die Finger. In der 74. Minute verhinderte Adler gegen Son zumindest noch die Niederlage, durfte beim Siegtreffer von Westermann befreit jubeln und hielt am Ende gegen Can den Sieg fest.

Spieldaten:

Ballbesitz in %: 40,7 - 59,3

Torschüsse: 18 - 19

gew. Zweikämpfe in %: 46,4 - 53,6

Fouls: 16 - 15

Ecken: 4 - 14

Quelle: optasports.com