Mit einem Kraftakt hat Hannover 96 Kurs auf das Achtelfinale der Europa League genommen.

Hannover - Trainer-Zampano Christoph Daum ist bei seiner Rückkehr nach Deutschland von Hannover 96 entzaubert worden. Mit toller Moral bezwang der Tabellensiebte der Fußball-Bundesliga im Hinspiel der Europa-League-Zwischenrunde den von Daum trainierten FC Brügge nach 0:1-Rückstand noch mit 2:1 (0:0). Tore von Joker Artur Sobiech (73. Minute) und Jan Schlaudraff mit einem frechen Elfmeter-Lupfer (80.) sicherten am Donnerstag den hochverdienten Erfolg, der dem Team von Trainer Mirko Slomka vor dem Rückspiel in einer Woche in Belgien gute Chancen für das Erreichen des Achtelfinales eröffnet.

 

Maxime Lestienne (51.) hatte die Gäste vor 42.000 Zuschauern in Führung gebracht. „Es wird ganz eng im Rückspiel“, urteilte Coach Slomka. „Es hätte durchaus ein Tor mehr sein können“, meinte auch 96-Manager Jörg Schmadtke nach der starken Vorstellung seines Teams. „Wir haben nach dem Gegentor nochmal alles reingeworfen. Jetzt haben wir eine ordentliche Ausgangsposition“, befand dagegen Lars Stindl. Christoph Daum meinte indes, das Auswärtstor könne für sein Team „Gold wert sein“ und versicherte: „Wir werden unsere Chance im Rückspiel haben.“ Die Partie war von der Polizei als Risikospiel eingestuft worden. Ein Großaufgebot an Sicherheitskräften verhinderte vor dem Anpfiff die befürchteten Ausschreitungen deutscher und belgischer Hooligans. Auf dem Rasen erwischten die Gastgeber einen guten Start.

Hannovers Abwehr hatte einiges zu tun

Winter-Neuzugang Mame Diouf hatte schon in der 9. Minute die dicke Chance zur Führung. Nach Zuspiel von Kapitän Steven Cherundolo stand der Senegalese völlig frei im Gäste-Strafraum, sein Schuss wurde aber gerade noch abgeblockt. Zwei Minuten später bediente Diouf dann Sergio Pinto, dessen 20-Meter-Schuss knapp links am Tor vorbeistrich. „Hannover 96 ist der klare Favorit“, hatte Brügge-Coach Daum zuvor beteuert und den Gegner als gut organisiertes Team gelobt. Die Hausherren rechtfertigten dieses Urteil zunächst. Erst nach 20 Minuten konnte sich der 13-malige belgische Meister etwas befreien und die Begegnung ausgeglichener gestalten.

Hannovers Abwehr, in der Emanuel Pogatetz etwas unerwartet Karim Haggui ersetzte, bekam nun einiges zu tun. Als Christian Pander den Ball zu kurz abwehrte, prüfte der Israeli Lior Rafaelov 96-Keeper Ron-Robert Zieler (27.). Kurz darauf strich Jordis Kopfball nur knapp am Pfosten vorbei. Aber auch den Niedersachsen fehlte in dieser Phase bei ihren Angriffen die gewohnte Effizienz.

Früh beendet war das Spiel für Torjäger Mohammed Abdellaoue, der wegen Schmerzen am rechten Fuß für Konstantin Rausch Platz machte. Kurz nach dem Seitenwechsel dann der Schock: Brügges Fredrik Stenman konnte ungehindert flanken, Pogatetz und Pander ließen Lestienne zu viel Platz und der 19-Jährige köpfte den Ball aus zehn Metern ein. Zieler war machtlos. „Ein bitterer Gegentreffer, quasi aus dem Nichts. Das tat richtig weh“, bekannte Slomka. Das Slomka-Team reagierte mit wütenden Gegenangriffen. Stindls Direktabnahme flog über das Tor (56.), nach Stenmans Foul gegen den starken Schlaudraff blieb Hannover ein Elfmeter (59.) versagt. Auch ein Eigentor von Brügges Ryan Donk erkannte das Schiedsrichter-Gespann zu Unrecht nicht an.

Dann endlich das hochverdiente 1:1: Der gerade eingewechselte Sobiech drückte nach einem Kopfball von Diouf den Ball aus kurzer Distanz ins Netz. Und auch für das 2:1 war Sobiech mitverantwortlich. Im Zweikampf mit Donk ging er zu Boden, den folgenden Strafstoß hob Schlaudraff eiskalt über Brügges Ersatztorwart Vladan Kujovic. „Das ist natürlich immer ein bisschen Glückssache“, gestand Schlaudraff. Nun sangen die Fans begeistert vom „Europapokal“ und dürfen vom Weiterkommen träumen. Sekunden vor dem Ende vergaben Diouf und Rausch sogar dicke Chancen zum 3:1.