Mögliche barocke Tafelrunde im Ludwigsburger Residenzschloss. Foto: Wager

Wein-Events gibt es viele – und sie machen sich oft gegenseitig Konkurrenz. Was für den Frühsommer 2015 angedacht ist, wäre jedoch konkurrenz- los: Drei Wochen lang edle Weine, lecker Essen, Spitzenkunst an außergewöhnlichen Orten der Region Stuttgart.

Wein-Events gibt es viele - und sie machen sich oft gegenseitig Konkurrenz. Was für den Frühsommer 2015 angedacht ist, wäre jedoch konkurrenz- los: Drei Wochen lang edle Weine, lecker Essen, Spitzenkunst an außergewöhnlichen Orten der Region Stuttgart.

Stuttgart - Sie ist schon voller Vorfreude, was sonst? Christel Currle vom gleichnamigen Wein- und Sektgut in Stuttgart-Uhlbach kann und will mit ihrer Begeisterung gar nicht hinter dem Berg halten. Was da möglicherweise in 20 Monaten in Stuttgart und Umgebung über die Bühne gehen könnte, „das hat es in Deutschland so noch nicht gegeben“, ist sie überzeugt. „Wein, Köche, Kultur, allesamt vom Allerfeinsten, haben wir ja schon – aber dass man dies alles gemeinsam in eine Waagschale wirft und unter einem Hut bündelt, das ist wirklich neu.“ Andernorts in manchen Weingegenden gebe es zwar die Kombination mit köstlichem Essen schon – aber zusammen mit Spitzenkultur „an exklusiven Locations, das wäre einzigartig. Als diese Vinalia-Idee zum ersten Mal vorgetragen wurde, habe ich sofort gesagt: Jawoll, genial, da mache ich mit!“

Was die Technikerin für Weinbau und Kellerwirtschaft so ins Schwärmen bringt, ist eine Vision der Stuttgarter Weintafel. Dabei handelt es sich um einen losen Zusammenschluss von Weinerzeugern und Weinvermarktern, Gastronomen und Genießern unter Federführung des ehemaligen Stuttgarter Messechefs Rainer Vögele.

Vinalia, ein aus dem Lateinischen stammender Begriff, heißt übersetzt Weinfest. Beim jüngsten Treffen der Weintafel in der Neuen Kelter in Fellbach wurde das Konzept vorgestellt. Das Ziel: In einer Gegend, in der sich immer noch viele lieber an französischen, italienischen, kalifornischen Weinen laben, auf die Vorzüge des hiesigen Rebensafts aufmerksam zu machen.

Erlesene Menüs

Und die Vorbereitungen sind schon recht weit gediehen. Wulf Wager, ebenfalls Mitglied der Weintafel, hat mit seiner in Altenriet im Landkreis Esslingen hoch über dem Neckartal ansässigen Agentur für Kommunikation ein 164 Seiten starkes Exposé für das Wein-, Gourmet- und Kulturfestival entwickelt. Und der 51-jährige Profi hat durchaus süffige Formulierungen parat: „Drei große Leuchtturmveranstaltungen und etwa 15 kleinere Veranstaltungsedelsteine ergeben ein strahlendes Diadem, das sich aus den besten Weinen, Kulinarik und Kunst zusammensetzt.“

Erstrahlen sollen diese funkelnden Perlen in einem „dichten und konzentrierten Angebot“: In zwei bis drei Wochen im Frühsommer – wenn möglich im Jahr 2015, „dafür muss man allerdings jetzt Gas geben“, so Wager. Ansonsten eben im Juni 2016. Alles jeweils an einer „außergewöhnlichen Location“, mit hiesigen Spitzenwengertern. Mit erlesenen Menüs. „Bei allen Veranstaltungen werden stilvoll weiße Stofftischwäsche und weiße Hussen aufgelegt. Blumenschmuck ist obligatorisch“, heißt es im Konzept. Und mit hochkarätigen Künstlern: „Wichtig ist der Anker zum Land, egal ob sie in Baden-Württemberg geboren sind, studiert haben oder jetzt hier leben. Klassische, moderne, in jedem Fall anspruchsvolle Musik ohne Kompromisse.“ Unterstützung gibt’s hierfür von der Konzertagentur Russ.

„Sämtliche Locations wurden ausführlich besichtigt und dokumentiert.“ Größte Schwierigkeit ist dort allerdings „die fehlende, adäquat ausgestattete Küche, so dass lediglich Fingerfood möglich ist“.

Zielgruppe ist laut Wager „primär die zahlungskräftige, kultur- und unternehmungsintensive Kundenschicht in der Region und in der Stadt sowie Gäste aus dem ganzen Land“. Bei den Preisen habe man sich an den Vier-Gänge-Menüs bei den Sterneköchen in der Region Stuttgart orientiert, „die sich zwischen 75 und 130 Euro bewegen“.

Weitere Veranstaltungen mit größerer Publikumswirkung angeregt

Bei einer prognostizierten Auslastung von 90 Prozent werden zur Finanzierung des Gesamtbudgets von gut 1,1 Millionen Euro zudem Sponsoren benötigt, die 600.000 Euro beisteuern sollen. Gedacht ist zudem an einen Zuschuss der Stadt Stuttgart in Form einer Ausfallbürgschaft in Höhe von 200.000 Euro. „Nur wenn die Stadt Stuttgart das Festival unter dem Aspekt des Imagegewinns realisieren will und die Umsetzung und Durchführung unterstützt, ist es machbar“, sagt Wager.

Bei Stuttgarts Erstem Bürgermeister Michael Föll, zugleich Aufsichtsrat der Regio Stuttgart Marketing GmbH, sind Vögele, Wager und weitere Mitglieder der Weintafel bereits vor einigen Monaten vorstellig geworden. Föll war offenbar interessiert, regte aber laut Wager noch weitere Veranstaltungen mit größerer Publikumswirkung an. Dies könnten eine lange Weintafel auf der Königstraße oder in den Weinbergen von Untertürkheim, Uhlbach oder Fellbach sein, mit kilometerlanger Tischdecke und allen paar Hundert Metern Ständen von Spitzenwengerten und Spitzenköchen.

Andrea Gehrlach, Prokuristin der Stuttgart Marketing GmbH, bestätigt auf Nachfrage, dass es diese Vision aus den Reihen der Weintafel gebe. Darauf sei der Auftrag eben an die Agentur Wager gegangen, ein Konzept zu erstellen. Das Papier liege mittlerweile vor. Gehrlach spricht von „guten Ansätzen und konkreten Ideen“. Derzeit sei man in der Marketing GmbH dabei, zu überlegen, „was man aus diesem Füllhorn wann und wie umsetzen könnte“. Entscheidungen werde es aber erst in den kommenden Monaten, also „im nächsten Jahr“ geben.

Wagers Einschätzung: „Wirtschaftlichkeit wird sicher erst ab der dritten oder vierten Veranstaltung realisierbar sein, wenn die Erfahrungen aus den ersten beiden Festivals vorliegen.“ Doch er ist überzeugt, dass ein solches Ereignis „gewinnbringend zu installieren ist“. Vinalia, das wäre „eine Leistungsschau der Weinerzeuger, der Spitzenköche und ein exponiertes Schaufenster der Liebenswürdigkeit und der Lebensqualität in der Region Stuttgart. Ein kostbares Kleinod.“