Reiner End, stellvertretender Vorsitzender der Weinmanufaktur Gengenbach-Offenburg (Mitte), die Weinprinzessin von Zell-Weierbach Cosima Mai (rechts) und ein Helfer (links) bei der Oechslemessung im Weinberg Foto: Wagner-Köppel

In Offenburg ist die Weinlese gestartet: 2000 Liter Trauben der Sorte Findling hat die Weinmanufaktur Gengenbach-Offenburg am Montag geerntet. Die Winzer rechnen trotz der Trockenheit mit einer normalen Ernte und sehr guten Qualität dieses Jahr.

Offenburg - Dass die Weinmanufaktur Gengenbach-Offenburg als einer der ersten Betriebe in der Region mit der Weinlese beginnt, ist mittlerweile Tradition. Am Montag wurde in der Lage Zeller Abtsberg in Offenburg-Zell-Weierbach der erste Findling gelesen. Die Menge – 2000 Liter – wurde extra kleingehalten, da wegen der sommerlichen Temperaturen die Nachfrage nach neuem Wein noch verhalten ist. Derzeit seien die Menschen noch "in Sommerlaune und noch nicht in Herbststimmung", sagt Reiner End, stellvertretender Vorstand der Manufaktur.

Ab Mittwoch werde es den ersten Federweißen in den Vinotheken der Weinmanufaktur Gengenbach-Offenburg geben, so die Mitteilung. Einzelne Händler hätten bereits Mengen bestellt, die ab Mittwoch ausgeliefert werden sollen. "Das Hauptgeschäft wird aber erst ab Anfang September starten", erklärt Christian Gehring, Vorstand der Manufaktur. Da die Keller leer sind, hoffen die Winzer auf eine ertragreiche Ernte. "Wir haben historisch niedrige Bestände", so Gehring.

Die Gewitterregen der vergangenen Tage haben den Trockenstress in den Reben etwas gemildert, aber ergiebige Regenmengen blieben aus. Trotzdem sei das Ertragspotenzial gut. Die Reife der Trauben sei weit fortgeschritten. Der Findling am Montag zeigte bereits ein Mostgewicht von 85 Grad Oechsle im Refraktometer an. Kellermeisterin Nicole End rechnet mit hohen Mostgewichten. "Die Rotweine dürften die Gewinner des Jahrgangs sein, intensiv und gehaltvoll", sagt sie. Bezogen auf die Menge, werde eine durchschnittliche Ernte erwartet. "Die Natur hat es bis jetzt gut gemeint mit den Reben", so Nicole End.

Die Weinmanufaktur habe im vergangenen Jahr sehr gut verkauft und blicke mit 6,5 Millionen Umsatz auf einen guten Jahresabschluss. Dies wirke sich positiv auf das Traubengeld aus, heißt es in der Mitteilung. Jedes Jahr am 30. Juni zieht die Manufaktur eine Bilanz und erstellt den Jahresabschluss. Was die Jahre zuvor angestoßen wurde, macht sich nun bemerkbar: "Wir haben gute und auch große neue Kunden auf nationaler Ebene gewinnen können." Auch das regionale Geschäft laufe weiterhin sehr gut.

Die Hauptlese soll im September beginnen

Die "Glücksfeder" – eine Weinsorte der Manufaktur – würde besonders zum Gewinn beitragen, freut sich Genossenschaftsgeschäftsführer Gehring. "Wir sind dran, um uns am Markt zu positionieren." Der Absatz im Gastrobereich und bei Vereinsfesten habe sich mittlerweile auf dem Niveau von vor Corona eingependelt. Die Umsatz- und Ertragssituation sei gut. Gehring spricht von einem Mengenwachstum von vier Prozent und einer Umsatzsteigerung von 15 Prozent. "Das bedeutet Wertschöpfung, die unseren Winzern zugutekommt", sagt er. Um die Kostensteigerungen, mit denen die Betriebe konfrontiert sind, zu kompensieren, ist dieses Wachstum auch notwendig. "Als regionaler Erzeuger produzieren wir unsere Weine im internationalen Vergleich auf höchstem ökologischen und sozialen Niveau", teilt die Manufaktur mit. Das bedeute für die Kunden zwar höhere Preise, dafür bekämen sie aber auch "Spitzenprodukte".

Auch wenn die Ernte der ersten Trauben am Montag schon erfolgte, die Hauptlese soll nach dem 5. September beginnen. Ende September sollen die meisten Trauben geerntet sein.

Der Oechslegrad

Der Oechslegrad bezeichnet im Weinbau den Zuckergehalt im Most. Mit ihm lässt sich der Alkohol des künftigen Weins und das Mostgewicht des unvergorenen Traubensafts messen. Mit einem Refraktometer kann der Oechslegrad bereits im Weinberg bestimmt werden.