Vorbereitung zum doppelten Beinausheber? Die Eisenacher Abwehraktionen – hier von Peter Walz (links) gegen Jona Schoch – erinnerten zuweilen eher an Ringer-Techniken als an Handball. Foto: Dennis Duddek/Eibner Pressefoto

Das Gipfeltreffen der 2. Handball-Bundesliga war ein echter Krimi. Der HBW Balingen-Weilstetten war nahe am Sieg gegen den ThSV Eisenach – und hätte doch fast verloren.

 
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Im Hinspiel hatte es ein 26:26 gegeben, am Samstag war es in der ausverkauften SparkassenArena in Balingen nicht weniger spannend. Zwei Spielphilosophien standen sich gegenüber, und am Ende behaupteten beide Trainer, dass ihr Konzept weitgehend aufgegangen sei. Jedenfalls stand am Ende zwischen dem HBW Balingen-Weilstetten und dem ThSV Eisenach ein 25:25 (13:12) zu Buche.

Effektive Gäste-Abwehr

Die Gäste aus Thüringen störten mit ihrer offensiven und flexiblen 4:2-Abwehrformation den Spielaufbau der „Gallier“ höchst effektiv und zwangen sie immer wieder ins Zeitspiel. Mit weiten Hochrisikopässen auf die Flügel wollte HBW-Coach Jens Bürkle die Abwehr knacken, gelegentlich gelang dies sogar.

Vor allem aber sollten Daniel Ingason und Regisseur Filip Vistorop ihre Stärken im Eins-zu-Eins ausspielen und durchbrechen. Dem war nur mäßiger Erfolg beschieden, weil die ThSV-Verteidiger sehr robust zu Werke gingen und sich auch nicht davor scheuten, einen entwischten Mann von hinten zu Fall zu bringen.

Szenen wie beim Catchen

Auf die in Handballkreisen bekannte Aggressivität der Eisenacher hatte Bürkle seine Jungs vorbereitet, die beiden Unparteiischen waren offenbar ahnungslos. Statt früh eine Zeitstrafe zu verhängen und somit eine klare Linie aufzuzeigen, ließen sie Szenen zu, die eher an Catchen als an Handball erinnerten.

Den Schiedsrichtern fehlt das richtige Maß

Die 2350 Zuschauer in der Halle reagierten erbost, immer wieder gellten „Schieber“-Rufe und Pfiffe durch die „Hölle Süd“. Als sie endlich Zwei-Minuten-Strafen verhängten, fehlte ihnen auf beiden Seiten das richtige Maß, aber wenigstens kühlte die heiße Atmosphäre etwas ab. Unumstritten waren die beiden Roten Karten gegen den „Gallier“ Lukas Saueressig in der 24. Minute und gegen den Eisenacher Malte Donker Mitte der zweiten Halbzeit.

Von Beginn an war die Partie ausgeglichen. Der HBW legte vor, die Gäste glichen aus. Beim 4:5 übernahmen sie erstmals die Führung und bauten sie auf zwei Tore aus, doch Kapitän Felix Danner holte sie mit seinem Treffer zum 9:8 in Überzahl wieder zurück. Noch einmal wechselte die Führung, doch zur Halbzeit stand es 13:12 für die Hausherren.

Zwei-Tore-Führung zu schnell wieder weg

Durchgang zwei brachte zunächst nichts Neues. Doch nach 43 Minuten sah es danach aus, als ob sich der Tabellenführer absetzen könnte. Patrick Volz verwandelte einen Siebenmeter zum 17:16, Simon Sejr parierte einen Strafwurf von Fynn Hangstein, und Jona Schoch war im nächsten Angriff erfolgreich. Aber das Team von ThSV-Coach Misha Kaufmann ließ den Kopf nicht hängen, sondern antwortete mit zwei Toren in Folge. „Das ging mir zu schnell“, ärgerte sich Bürkle, ebenso kurz danach, als seine Jungs eine weitere Zwei-Tore-Führung gleich wieder hergaben.

Patrick Volz aus dem Nullwinkel

Nach seiner Auszeit in der 55. Minute beim Stand von 24:24 netzte Eisenachs Marko Grgic ein. Noch waren mehr als zwei Minuten zu spielen, und Bürkle brachte den siebten Mann. Aus dem Nullwinkel jagte Volz den Ball ins Lattenkreuz, was ihm ein Sonderlob seines Trainers eintrug.

Simon Sejr rettet den Punkt

Die Thüringer hatten aber noch mächtig Zeit für den Siegtreffer. Aufopferungsvoll verteidigten die „Gallier“, und Sejr brauchte noch eine Glanzparade, um den direkten Freiwurf nach dem Abpfiff abzuwehren, so dass es beim leistungsgerechten 25:25 blieb. „Der Punkt hat uns geholfen“, war Bürkle am Ende zufrieden mit dem Remis, „auch wenn wir hätten gewinnen können.“

HBW Balingen-Weilstetten – ThSV Eisenach 25:25 (13:12)

HBW Balingen-Weilstetten: Sejr (1.-53., 58.-60., 9 P.), Ruminsky (53.-58., 0 P.); Vistorop (6), Volz (6/2), Schoch (5), Strosack (2), Beciri (1), Danner (1), Heinzelmann (1), Ingason (1), Schöngarth (1), Todorovic (1), Gretarsson, Huber, Saueressig, Hildenbrand (n.e.).

ThSV Eisenach: Jepsen (1.-53., 7 P.) Gorobtschuk (53.-60., 1 P.); Hangstein (5/5), Saul (4/1), Grgic (3), Schneibel (3), Snajder (3), Hideg (2), Reichmuth (1), Sousa (1), Ulshöfer (1), Walz (1), Weyhrauch (1), Donker, Meyer, Tokic.

Zeitstrafen: Sauereisen (Rote Karte), Schöngarth (2), Beciri, Schoch – Donker (Rote Karte), Hangstein (2), Walz, Weyhrauch.

Nächstes Spiel: HSC 2000 Coburg - HBW Balingen-Weilstetten, Mittwoch, 17. Mai, 19.30 Uhr, HUK Coburg Arena.