Zwei "KSCler" die sich gut kennen und schätzen: KSC-Coach Christian Eichner (links) und Paderborns Trainer Lukas Kwasniok. Foto: Dietze

Karlsruher SC gegen SC Paderborn – vor allem für KSC-Coach Christian Eichner und SCP-Trainer Lukas Kwasniok ein besonderes Spiel. Im Doppelinterview sprechen die beiden Fußballlehrer unter anderem über ihre gemeinsame KSC-Geschichte und was sie aneinander besonders schätzen.

Sie kennen sich seit ihrer gemeinsamen Zeit als Jugendtrainer beim KSC: Christian Eichner und Lukas Kwasniok. Beide sind echte "KSCler". Kwasniok trägt inzwischen Verantwortung als Cheftrainer des SC Paderborn, Eichner hat diesen Job beim KSC. Am Freitag (18.30 Uhr) treffen die beiden aufeinander.

Sie haben beide eine KSC-Vergangenheit. Zunächst als Jugendspieler, dann als Jugendtrainer beim KSC. Sie kennen sich gut. Ist diese Partie daher etwas Besonderes?

Kwasniok: Sicher, der KSC ist für mich noch immer ein besonderer Verein und folglich Spiele gegen den Klub etwas Besonderes.

Eichner: Nein, nicht mehr. Bei Lukas ist das etwas anderes. Das wäre es für mich auch, wenn ich gegen den KSC spielen würde. Losgelöst von dieser Partie ist es etwas Besonderes, dass vier "KSCler" Trainer in der 2. Liga sind: Lukas, Tim Walter, Marcel Rapp und ich.

Das Hinspiel endete mit einem 5:0 für Paderborn. Wird es erneut ein so eindeutiges Ergebnis geben?

Kwasniok (lacht): Das Ergebnis suggeriert, dass das Hinspiel eindeutig gewesen sei, das war es nicht. Es war 60 Minuten eine Partie auf Augenhöhe. Zudem hat der KSC inzwischen ein völlig anderes Gesicht. Das beginnt beim Torhüter und endet in der Systematik. Daher sind Hin- und Rückspiel null Komma null vergleichbar.

Eichner: Die Partie verlief nicht eindeutig. Wir hätten in Führung gehen können – sogar müssen. Da lag eine schwierige Vorbereitung, eine schwierige Phase hinter uns. Wir wissen das Ergebnis einzuschätzen, und es hat aktuell keine Bedeutung.

Der SCP ist eine KSC-Filiale. Trainer und die Spieler Florent Muslija und Marcel Mehlem haben eine KSC-Historie. Ist das gut oder eher ein Nachteil – wegen der möglichen Übermotivation?

Kwasniok: Wenn zwei, drei ehemalige Angestellte eines Vereins bei einem anderen Klub sind, dann ist das normal, dann kann man noch lange nicht von einer Filiale sprechen. Es waren ein paar Zufälle dabei, und ich bin happy, dass diese Spieler bei uns sind. Wir haben mit ihnen sehr gute Erfahrungen gemacht. Natürlich werden die Jungs gegen den KSC etwas fokussierter sein, aber nicht so, dass sie vor Aufregung vor der Partie nicht schlafen können.

Eichner: Für Florent und Cello ist es bestimmt etwas Besonderes.

Könnten Sie es sich vorstellen, den anderen Klub zu trainieren?

Kwasniok: Im Fußball ist a grundsätzlich alles möglich und b: Dass ich eine besondere Beziehung zum KSC habe, habe ich bereits gesagt. Aber: Ich habe in Paderborn verlängert, bin hier richtig happy – daher ist es aktuell kein Thema. Dennoch ist die Frage grundsätzlich mit "ja" zu beantworten. Aber im Moment nicht – dazu muss der Zeitpunkt passen.

Eichner: Ich bin Fußballtrainer und weiß, dass es in dieser Branche nicht selbstverständlich ist, was ein Frank Schmidt in Heidenheim oder Christian Streich in Freiburg erleben. Ich bin mir bewusst, dass es Wechsel gibt. Unabhängig von einzelnen Klubs sollte man im Fußball-Business nichts ausschließen.

Wo landet ihre Mannschaft am Ende der Saison?

Kwasniok: Diese Frage werde ich konkreter beantworten – im Februar, wenn wir die erste englische Woche hinter uns haben. Dann steht auch der Kader final.

Eichner: In der 2. Bundesliga.

Wer aus Ihrer Familie, aus Ihrem Freundeskreis ist im Stadion?

Kwasniok: Viele! Das wird wieder teuer für mich. Ich habe 30 Karten gekauft, und das habe ich gerne gemacht. Wann habe ich die Chancen, zum Beispiel Tanten und Onkel zu sehen? Das Spiel beim KSC ist für die Familie ein Highlight.

Eichner: Das entscheidet sich situativ. Zumeist ist auf jeden Fall mein Vater im Stadion. Meine beiden Mädels entscheiden sich oftmals spontan, sind aber natürlich am TV immer dabei.

Worin unterscheiden sich der KSC und der SCP?

Kwasniok: Die Historie des KSC ist größer, die Fanwucht ist größer. Der SC Paderborn ist dagegen ein junger Verein. Das hat den Vorteil, dass wir problemlos junge Spieler aus der Regionalliga holen und entwickeln können. Es ist kein Zufall, dass sich hier viele Spieler, aber auch Trainer und Sportdirektoren gut entwickelt haben und den nächsten Schritt in ihrer Karriere in Paderborn gemacht haben.

Eichner: Paderborn hat eine tolle Arbeit geleistet. Der Standort ist etwas ruhiger als Karlsruhe. Dafür haben wir auf der anderen Seite sicherlich insgesamt eine große Wucht, gerade im Bereich der Fans.

Was hätten Sie gerne vom anderen Klub?

Kwasniok: Den Standort Wildpark. Das wird einem erst richtig bewusst, wenn man weg ist. Durch den Schlossgarten zum Wildparkgelände zu laufen, ist einfach toll. Dort ist das NLZ (Nachwuchsleistungszentrum Anm. d. Red.) gewachsen, integriert. Unser NLZ wurde am Reißbrett entworfen, liegt etwas abseits. In Karlsruhe ist alles in die Natur, in die Umgebung eingebunden. Das hat schon ein besonderes Flair. Ist vielleicht in Deutschland einmalig.

Eichner: Ehrlich – um das zu beantworten, habe ich nicht genug Einblick, nicht genügend Informationen.

Welchen Spieler des Gegners hätten Sie gerne in Ihrem Team?

Kwasniok: Wir sind gut besetzt. Fabian Schleusener gefiel mir immer gut. In einer Doppelspitze – das passt ihm. Aber wir haben mit Pieringer und Platte zwei Stürmer die top sind, die treffen. Ich hätte gerne mal mit Schleusener zusammengearbeitet, bislang hat es sich nicht ergeben und er wird nicht jünger …

Eichner: Das fällt mir schwer. Ich fokussiere mich auf unsere Spieler.

Vor wem haben Sie den größten Respekt?

Kwasniok: Vor dem Wildpark an sich. Vor der Wucht, die dort entwickelt wird. Wir haben das schon einmal erlebt, als wir 4:0 zur Halbzeit geführt haben. Was sich nach dem Seitenwechsel entwickelt hat – das war die angesprochene Wucht. Da reichte es noch zu einem 4:2-Erfolg. Das neue, tolle Stadion ist vorangekommen, ist fast rundum geschlossen. Wir freuen uns darauf, wissen aber gleichzeitig, was da auf uns zukommt.

Eichner: Der SCP kommt über das Kollektiv und besitzt eine facettenreiche Mannschaft. Es wäre fatal, irgendeinen Baustein herauszugreifen.

Was schätzen Sie am gegnerischen Trainer besonders?

Kwasniok: Vieles. Seine Entwicklung. Den Sprung vom Spieler zum Profitrainer. Er war kurz Co-Trainer in der U17 des KSC, dann nach wenigen Monaten im Profibereich ein halbes Jahr Co-Trainer, ehe er schon Chef wurde. Wie er das gemeistert hat, davor ziehe ich alle Hüte. Denn: Egal ob der KSC gewinnt oder verliert: "Eiche" moderiert immer alles sehr sachlich. Die Anpassungsfähigkeit vom Spieler zum Trainer und diese – ergebnisunabhängige – Sachlichkeit: Das ist etwas Tolles.

Eichner: Wir sind grundsätzlich unterschiedliche Typen – aber wir schätzen uns gegenseitig. Er ist immer fair – auch mit offenem Visier bleibt er das. Er weiß, wie auch ich, immer, wo er herkommt und hat sich alles selbst erarbeitet.

Wird der Trainer-Talk während der Partie am Spielfeldrand auch sachlich sein?

Kwasniok: Das ist bei uns immer der Fall. Wir respektieren uns gegenseitig total. Natürlich gibt es auch mal Emotionen. Selbst wenn da mal ein heftiges Wort fallen würde – was noch nie der Fall war – würde das der eine dem anderen nicht krumm nehmen.

Eichner: Ganz sicher.