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Die Landeshauptstadt gibt in den nächsten zwei Jahren je 2,3 Millionen Euro Zuschuss für private Altbausanierungen zur Energieeinsparung.

Stuttgart - Die Landeshauptstadt gibt in den nächsten zwei Jahren je 2,3 Millionen Euro Zuschuss für private Altbausanierungen zur Energieeinsparung. Von den 295.000 Wohnungen in Stuttgart sind laut Energieberatungszentrum mehr als 60.000 sanierungsbedürftig.

Undichte Fenster, dünnes Mauerwerk, Dächer ohne Dämmung, betagte Heizungen: In der Stadt kann laut Ulrich König, dem Leiter des Energieberatungszentrums in der Gutenbergstraße, ein riesiges Einsparpotenzial gehoben werden.

Damit der Klimaschutz an der eigenen Haustür beginnen kann, hat der Gemeinderat die bisherige Fördersumme trotz der Haushaltsmisere deutlich aufgestockt. Bisher gab es jährlich 1,2 bis 1,5 Millionen Euro. War Geld aus anderen Fördertöpfen übrig, besserte der Gemeinderat nach. Durch die Übertragung von Geldern aus dem Eigenheim-Programm werde man 2009 "alle Förderanträge erfüllen können", versichert Erhard Brändle vom zuständigen Amt für Liegenschaften und Wohnen.

Für 2010 und 2011 hat die Stadt dank der neuen Ratsmehrheit aus Grünen, SPD und SÖS/Linke im Doppelhaushalt gleich je 2,3 Millionen Euro eingesetzt. "Ein Klimagipfel jagt den anderen, da ist es schön, dass die Politik in Stuttgart am Thema dranbleibt", freut sich Ulrich König über die Entscheidung. Der 49-jährige gelernte Maschinenbauingenieur leitet das Energieberatungszentrum (EBZ) in der Gutenbergstraße 76. Vor zehn Jahren gründete sich der Verein EBZ als neutrale Beratungsinstitution. "Unsere Kunden reagieren heute deutlich sensibler auf das Thema Energieeinsparung", zieht König eine Zwischenbilanz.

Die neue Sensibilität liegt nicht nur an der Politik, sondern an deutlich gestiegenen Öl-, Gas- und Strompreisen. "Die Energiepreise sind für uns wie ein Barometer", sagt König. Gehen sie nach oben, nimmt die Zahl der Anrufe bei den sechs EBZ-Mitarbeitern deutlich zu. Zwischen 3000 und 4000 telefonische Auskünfte werden jährlich gegeben. Die Statistik notiert außerdem 500 persönliche Gespräche, für die die Sanierungsausstellung im Erdgeschoss der Gutenbergstraße76 den idealen Rahmen bildet. Die städtische Immobilie aus den 50er Jahren wurde 2002 mustergültig saniert. Seitdem werden hier jährlich nicht mehr als 3,5 Liter Öl oder umgerechnet 3,5 Kubikmeter Gas pro Quadratmeter verheizt. Der Stuttgarter Durchschnitt liegt laut König bei 17 bis 19 Liter Heizöl oder Kubikmeter pro Quadratmeter und Jahr. "Da ist noch gewaltiges Potenzial vorhanden", sagt König.

Sanierungen sind in der Regel teuer, letztlich aber für den eigenen Geldbeutel und die Umwelt lohnend. Das EBZ hat dafür einen eigenen, den Stuttgarter Standard entwickelt, und schult dazu Handwerksbetriebe. Der Anspruch ist hoch, Fehler in der Bauausführung sollen vermieden werden. "Wichtig ist der Blick auf gewerkeübergreifende Schnittstellen", sagt König. Wichtig ist auch, dass das EBZ "kein Produkt verkauft, sondern den Sanierungsgedanken". Die Erstberatung im EBZ ist kostenlos, für eine komplette Energiediagnose, die der Bund fördert, werden netto noch 400 Euro fällig. Ihr folgt ein genauer Sanierungsplan. Der städtische Zuschuss erweist sich für die Umwelt als hochwirksam. "Ein Euro daraus bringt dank unserer Beratung den Faktor 9,5", sagt König. Programme der Kreditanstalt für Wiederaufbau kämen nur auf den Faktor eins zu vier.

"Unsere Kunden sind so um die 40, haben ein Haus gekauft oder geerbt und wollen sanieren", beschreibt König einen Teil der Ratsuchenden. Den anderen bilden Besitzer größerer Häuser mit etlichen Mietwohnungen. "Hier müssen wir mehr tun. Der durchschnittliche Investor braucht bei sechs Wohnungen für eine neue Heizung 40.000 Euro", denkt König über Contracting-Programme nach. Bei diesen wird die Investition über den eingesparte Energiepreis abgestottert.

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