Taylor Swifts neues Album "1989" ist da - und zeigt eine ganz andere Seite des Country-Girls. Foto: dpa

Jahrelang kannte Taylor Swift nur ein Thema: Jungs und den Liebeskummer, den diese verursachten. Mit "1989" hat sich die 24-Jährige emanzipiert - auch von ihrem Image als Country-Lerche.

Hamburg - Alle zwei Jahre ein Album, alle zwei Jahre Countrymusik, die große Liebe und Herzschmerz: Mit diesem Konzept hat Taylor Swift weltweit Erfolge gefeiert. „Es ist fast so, als hätte ich alle zwei Jahre so eine Art check-up“, sagt die 24-Jährige, die viele ihrer Texte selbst schreibt. Nun ist es wieder soweit, am Dienstag erscheint in Deutschland ihre fünftes Studioalbum. Doch abgesehen vom Zwei-Jahres-Rhythmus ist vieles anders: „1989“ ist das erste offizielle Pop-Album der US-Amerikanerin. Und zugleich ein Zeugnis des Erwachsenwerdens.

Wie viel sich in ihrem Leben in den vergangenen Jahren geändert hat, zeigt schon das erste Lied. „Welcome To New York“ ist eine Hommage an ihren neuen Wohnort. Im April zog Taylor Swift von der Country-Hochburg Nashville in ein fast 20-Millionen-Dollar teures Apartment in Manhattan, seitdem genießt sie den Big Apple. Cooler, moderner und vor allem nicht mehr so naiv kommt sie rüber. Einen ersten Vorgeschmack darauf lieferte „Shake It Off“, die erste Single-Auskopplung. Selbstironisch und reif rechnet Taylor Swift darin mit ihren Kritikern ab.

Mal baladig, mal tanzbar

„Das Album ist über die Zeit im Leben, in der man nach seinen eigenen Vorstellungen lebt“, erklärt Swift im dpa-Interview. Und so sind Freiheit und Unabhängigkeit auch zwei große Themen auf „1989“. „Es stellte sich heraus, dass das viel inspirierender ist als nur darüber zu schreiben, wie man einen Jungen vermisst oder böse auf ihn ist.“ Herausgekommen sind 13 Stücke die mal baladig, mal tanzbar sind.

Ganz ohne das Thema Beziehungen und Männer kommt zwar auch das neue Album nicht aus - doch der Fokus hat sich geändert. „Jetzt schreibe ich auch über Beziehungen, aber der Junge oder Mann spielt darin nicht die Hauptrolle sondern die Nebenrolle.“

Taylor Swift klingt viel abgeklärter und reflektierter. Und das steht ihr gut. Zum Beispiel, wenn sie in „Out Of The Woods“ über die Zerbrechlichkeit von Beziehungen und deren Herausforderungen spricht. Waren viele ihrer früheren Lieder detailliert wie Tagebucheinträge, ist dieser Text wesentlich abstrakter und symbolischer.

Die Liebe sieht Swift jetzt realistischer

Während sie an „1989“ arbeitete, war sie nach eigenem Bekunden in keiner Beziehung. „Das war eine sehr lehrreiche Zeit“, sagt Swift. Sie habe gelernt, dass sie gerne alleine sei.

Pessimistisch gibt sie sich in Sachen Liebe aber nicht, „eher realistischer: Ich lebe und schreibe nicht mehr in einer Fantasiewelt“, so die Sängerin.

Musikalisch zieht sie den Abschied vom Country, der sich bereits auf ihrem letzten Album „Red“ andeutete, konsequent durch. „1989“ ist Pop pur, keine Spur von Country-, Hip-Hop- oder R&B-Einflüssen. Ihre Idee von Popmusik knüpft an die Popmusik der 1980-er Jahre an und ist zeitloser, als die vieler anderer.

Sorgen, dass ihre Fans sich mit dem neuen Stil nicht identifizieren können, hat die 24-Jährige aber keine - und schließt weitere Veränderungen nicht aus: „Ich weiß nicht, welche Richtung mein Leben geht - wenn man erwachsen wird ändern sich Prioritäten.“