Hinweise nimmt die Familie der Gesuchten telefonisch entgegen. (Symbolfoto) Foto: ImYanis/ Shutterstock

Polizeisprecher erklärt ausgebliebenen öffentlichen Aufruf. Familie ist sicher: "Das passt nicht zu ihr."

Seit Tagen fehlt von einer jungen Schrambergerin jede Spur – die Familie ist verängstigt und sucht über die sozialen Medien. Die Polizei erklärt im Gespräch mit unserer Zeitung ihr Vorgehen und warum es noch keine offizielle Vermisstensuche gibt.

Schramberg - Seit Dienstag, 29. Dezember, wird eine 19-jährige Schrambergerin von ihrer Familie vermisst. Die Aufrufe wurden in sozialen Netzwerken mehrfach geteilt – auch beispielsweise von Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr. Zuletzt wurde die junge Frau am Busbahnhof in Schramberg in Begleitung eines "älteren Herren" gesehen. Ein anderer Zeuge will die beiden zu einem vermutlich früheren Zeitpunkt in der Innenstadt auf der Höhe des Schuhgeschäfts Langenbacher gesehen haben. Wann genau, kann er nicht sagen.

Um wen es sich bei dem Mann handelt, ist nicht bekannt. Auch woher die 19-Jährige ihn gekannt haben könnte, kann sich ihre Schwester im Gespräch mit unserer Zeitung nicht eindeutig erklären. Sie selbst wisse nichts von einem Freund ihrer Schwester. Sie beschreibt es als eine "sehr ungewöhnliche Situation", weil die Schwestern ein sehr enges Verhältnis haben und sich stets alles gegenseitig erzählten.

Zusätzliche Suchblätter

Augenzeugen, die die Gesuchte und den Mann Hand in Hand in der Berneckstraße am "Kebap Gourmet" gesehen haben, beschreiben den Mann als dünn. Er könnte etwa um die 40 Jahre alt sein und habe eine Halbglatze. Um 17.19 Uhr sind die beiden in einen Bus nach Rottweil eingestiegen. Danach verliert sich die Spur. Um 17.35 Uhr war sie letztmals auf Whatsapp online.

Die Frau ist 1,60 Meter groß. Am Tag ihres Verschwindens trug sie eine helle Winter-Jacke mit Fellkapuze, eine schwarze Hose und weiße Schuhe. Ihre brünetten Haare trug sie zu einem hohen Dutt auf dem Kopf zusammengebunden. An der linken Hand trägt sie ein auffälliges Herz-Tattoo mit der Aufschrift "La Familia". Ihre Schwester beschreibt die 19-Jährige als zuverlässig. Die beiden hätten täglich Kontakt.

"Sie würde nie ohne sich zu melden nur wenige Tage vor Silvester verschwinden", so die Schwester. Zudem ängstige sie es, dass ihre Schwester ohne jegliche Habseligkeiten so lange von zu Hause wegbleibt. Weil sie glaubt, die Gesuchte würde sich zumindest melden, ist sie sicher: "Da muss etwas passiert sein."

Zusätzlich zu den Aktivitäten in den sozialen Medien habe die Familie Suchblätter ausgedruckt und an Bus- sowie Taxifahrer in Rottweil und Schramberg verteilt. Hinweise von Zeugen nimmt die Familie telefonisch unter 0162/4 19 00 13 oder per Facebook entgegen.

Die Polizei habe die Familie bisher immer wieder vertröstet, bis wann sie die Suche aufnehmen könnten. Zunächst hieß es, wegen der Volljährigkeit und weil die Gesuchte aus eigenen Stücken gegangen sein könnte müssten sie vier Tage warten.

Am Samstag, 2. Januar, waren die 96 Stunden abgelaufen, doch die Polizei wollte, so die Schwester, noch bis Sonntag abwarten. Dann hieß es, man gehe davon aus, dass die Gesuchte nur Silvester bei ihrem Freund feiern wollte und danach von selbst wieder auftauche. Ihre Schwester kann das nicht glauben.

Prozedere der Beamten

Die Schwester habe sich auch an die Polizei gewandt, bestätigt ein Sprecher des Polizeipräsidiums Konstanz auf Nachfrage unserer Zeitung. Diese, erklärt der Beamte, gehe bei der Entscheidung, ob es offiziell zu einem Vermisstenfall inklusive Aufruf und Ermittlungen kommt, nach einem bestimmten Raster vor. Denn bei erwachsenen Personen gelte erst einmal: "Die können tun und lassen, was sie wollen – auch weg sein."

Es werde hauptsächlich geprüft, ob eine Straftat vorliegen könne, ebenso werde eingeschätzt, ob die Frau eine Gefahr für sich selbst oder andere Personen darstellt. Dass die vermisste Person beispielsweise als gewöhnlich zuverlässig oder verantwortungsvoll – auch etwa gegenüber Freunden, Familie oder eigenen Kindern – gilt, werde in diese Rundum-Abklärung einbezogen. Die Schramberger Kollegen hätten dieses Prozedere umgesetzt – und kämen aktuell zum Schluss, dass keine Straftat vorliege.

Generell, so der Beamte, gebe es meist einen Grund, wenn Personen ihr gewohntes Umfeld verlassen. Wenn jemand nach einem Streit mit der Familie einige Tage für sich brauche oder gar eine vom Ehemann "Gesuchte" in ein Frauenhaus flieht, sei dies ja auch kein Vermisstenfall für die Polizei, gibt der Sprecher abschließend ein Beispiel.