Mit Trillerpfeifen, lautstark skandierten Parolen und Transparenten unterstrichen die Früh-, Tag- und Spätschichtler von ABB und Schondelmaier Presswerk die entschlossene Stimmung. Foto: Kern

Die vierte Verhandlungsrunde zwischen IG Metall und den Arbeitgebern in der Metall- und Elektroindustrie ist von weiteren Warnstreiks begleitet worden. Mehr als 180 Beschäftigte demonstrierten in Hornberg.

Hornberg - Während die Kinzigtäler vor den Werkstoren der Elektronik-Produktion der ABB Stotz Kontakt demonstrierten, saß der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, Markus Ochsner, mit am Verhandlungstisch für die inzwischen vierte Runde der Tarifverhandlungen in Böblingen.

Unterstützt wurde die Kundgebung in Hornberg von zahlreichen Mitarbeitern der Gutacher Firma Schondelmaier Presswerk – letztere hat rund 300 Mitarbeiter das ABB-Werk rund 200. Mit Trillerpfeifen, lautstark skandierten Parolen und Transparenten unterstrichen die Früh-, Tag- und Spätschichtler der beiden Firmen die herrschende entschlossene Stimmung.

"Zum ersten Mal findet vor dem Werkstor der ABB ein Warnstreik statt, was um so wichtiger ist, weil der Vorstandsvorsitzende heute mit am Verhandlungstisch sitzt", rief Nevin Akar, Gewerkschaftssekretärin der IG Metall Offenburg, der Menge zu. Drei Verhandlungstermine in den vergangenen sechs Wochen brachten keine Einigung. Die Gewerkschaft fordert eine Entgelterhöhung von acht Prozent für zwölf Monate.

Bisher wurde vom Arbeitgeberverband Südwestmetall eine Einmalzahlung, eine sogenannte Inflationsausgleichsprämie, in Höhe von 3000 Euro über eine Laufzeit von 30 Monaten angeboten. "Das sind etwa 100 Euro pro Monat, wenn man es hochrechnet und stellt kein Angebot bei einer Inflation von zehn Prozent dar", machte IG-Metall-Gewerkschaftssekretär Enis Elci deutlich.

Gewerkschaft fordert acht Prozent mehr Lohn

Seit 2018 seien keine tabellenwirksamen Erhöhungen erfolgt und in Krisenzeiten sei verzichtet worden. Die in dem Zeitraum vereinbarten Einmalzahlungen helfen laut Elci auf Dauer nicht weiter, wenn die Kaufkraft erhalten werden soll. Allen sei bewusst, dass Energie- und Rohstoffverknappung sowie Lieferschwierigkeiten herrschen.

"Es braucht in der Politik den Gaspreisdeckel und die Übergewinnsteuer", so der Gewerkschaftler. Im Vergleich dazu füllen sich die Aktionäre laut Elci die Taschen, denn die Dividenden-Ausschüttungen seien um satte 30 Prozent gestiegen.

"Die acht Prozent sind gerechtfertigt, auch wenn es vermutlich einzelnen mittelständischen Unternehmen weh tut", meinte Ulrich Wagenmann, Betriebsratsvorsitzender von Schondelmaier Presswerk auf Nachfrage. Er hoffe auf eine schnelle Einigung von Arbeitgeber und Gewerkschaft.

Silvia Catalenic, stellvertretende Betriebsratsvorsitzende von ABB, zeigte ebenfalls Verständnis für kleinere Betriebe. Aber: "Die größeren Firmen haben trotz allem Gewinne eingefahren und ich finde, die Mitarbeiter in der Produktion haben viel gegeben." Nun gelte es, Flagge zu zeigen, denn "nur gemeinsam können wir erreichen, was uns zusteht", bekräftigte Kollegin Maria Gonzales.

Weitere Streiks

Laut Nevin Akar sind weitere Streiks in Bühl, Lahr und Hausach angesetzt. Der nächste Termin ist am Montag 14. November, vor der Firma Thielmann Ucon in Hausach – dort soll besonders die Solidarität mit der Belegschaft demonstriert werden. Der Betrieb hat im September seine Mitgliedschaft im Arbeitgeberverband Südwestmetall gekündigt (wir berichteten). Für Teilnehmer werden sogar Busse organisiert.