Bei der Versenkung der Zukunftskapsel auf der Baustelle (von links): Rico Siefermann, Bernhard Palm, Julian Neunstöcklin, Ralf Schaufler, Markus Ibert und Daniel Halter Foto: Lienhard

Die größte Anlage ihrer Art zwischen Karlsruhe und Basel soll auf dem „Starklahr“-Areal entstehen. Bereits 2027 soll das Zentrum ans Netz gehen.

Es wird emsig gearbeitet an der Einsteinallee am Lahrer „Startklahr“-Areal: Maschinen dröhnen, Arbeiter eilen über die Baustelle. In einem Zelt tummeln sich derweil Gäste, darunter OB Markus Ibert, Bürgermeister umliegender Gemeinden und Stadträte. Sie sind gekommen, um der Grundsteinlegung eines Rechenzentrums beizuwohnen – es soll das größte seiner Art zwischen Karlsruhe und Basel werden. Aufgebaut wird es vom Joint Venture Leitwerk Rechenzentren Appenweier/Lahr. Dahinter stehen die Leitwerk AG, ein Unternehmen der Q-Fox-Gruppe, und das E-Werk Mittelbaden.

 

Das Zentrum soll dem neusten Stand der Technik entsprechen und kreuzungsfrei mit einer Vielzahl von Providern sowie dem bereits bestehenden Rechenzentrum des Gemeinschaftsunternehmens in Appenweier verbunden werden. Insgesamt bietet es auf rund 600 Quadratmetern Platz für 230 sogenannte Racks, die Investitionssumme beträgt 16 Millionen Euro. Das Zentrum in Appenweier ist inzwischen ausgelastet, das neue soll rund 50 Prozent größer werden. Bernhard Palm, Vorstandsvorsitzender des E-Werks, gibt sich in seiner Ansprache optimistisch, dass das Zentrum Anfang bis Mitte 2027 ans Netz gehen kann.

Palm spricht von einem „digitalen Leuchtturmprojekt“

Rico Siefermann, Vorstandsvorsitzender der Novellus Holding, der Dachgesellschaft der Q-Fox-Gruppe, erklärt, dass auf der Baustelle schon einiges passiert sei. So seien bereits mehr als 1000 Tonnen Beton verbaut worden. In seiner Rede blickt er auf die Geschichte des Joint Ventures zurück. 2016 sei die Idee entstanden, für die Region Rechenzentren zu bauen, die den Marktgegebenheiten gerecht werden. Dafür sei man aufs E-Werk zugekommen – mit der Vision, Strom und IT unter ein Dach zu bekommen. 2018 wurde die Zusammenarbeit besiegelt, zwei Jahre später war die Anlage in Appenweier fertig. Die Nachfrage sei enorm, so Siefermann, auch weil viele Unternehmen in die Digitalisierung und ihre Prozesse automatisieren wollen.

Palm spricht in seiner Rede von einem „digitalen Leuchtturmprojekt“, das über die Ortenau hinaus strahlen werde. Ein wichtiger Aspekt ist für ihn die nachhaltige Energieversorgung. „Ein Rechenzentrum braucht sehr viel Energie“, erklärt er. Man werde vor allem auf regenerative Energie setzen. So soll auch die entstehende Abwärme genutzt werden, auf dem Dach des Gebäudes wird zudem eine PV-Anlage installiert.

Künstliche Intelligenz verbraucht viel Energie

Im Weiteren verweist Palm auf die Vorteile der „digitalen Souveränität“: Man sorge für Optionen, die digitalen Daten in der Region zu belassen – und das mit eigener Infrastruktur. So werden die Glasfaserkabel, die zum Zentrum führen, vom E-Werk oder dessen Partnern aus der Region bereitgestellt. Sowohl die Anlage in Appenweier als auch die neuenstehende erreichten die höchstmögliche Stufe der Sicherheit.

Außerdem ist Palm stolz darauf, dass man die Voraussetzung dafür schaffe, dass Künstliche Intelligenz als Wachstumsmotor in der Region stattfinden kann. Dafür brauche es ein hochleistungsfähiges Rechenzentrum, KI benötige das Acht- bis Zehnfache an Energie und eine andere Infrastruktur.

Zudem verweist Palm aufs Thema Stromverbrauch. Von 2023 an gerechnet bis 2030 werde sich dieser in Rechenzentren in Deutschland um 160 Prozent steigern. Wenn man IT- und Daten-Infrastruktur in Deutschland behalten wolle, müsse man für eine ausreichende Energieversorgung sorgen – und massiv vor allem in die Erzeugung Erneuerbarer Energien investieren.

OB Markus Ibert, der gleichzeitig Aufsichtsratvorsitzender des E-Werks ist, betont derweil, dass das Zentrum die Wettbewerbsfähigkeit für Unternehmen der Region erhöhe. Zudem freut er sich, dass man mit dem regionalen Zentrum Abhängigkeiten reduziere. „Auch die Stadt Lahr wird Kunde sein“, kündigt er auf der Baustelle bereits an. Daniel Halter, Geschäftsführer der IGZ, freute sich ebenfalls über das Zentrum, das ein wichtiges und gutes Angebot für regionale Unternehmen liefere.

Zukunftskapsel

Julian Neunstöcklin und Ralf Schaufler, Geschäftsführer des Joint Ventures, versenkten nach den Ansprachen in einer Grube auf der Baustelle eine Zukunftskapsel. Sie beinhaltet unter anderem das Fuchsmaskottchen der Q-Fox-Gruppe und ein Magazin des E-Werks.