Die neue Dauerausstellung im Terrassenbau-Museum mit rund 150 kleinen Schwarzwalduhren aus dem Besitz des Offenburger Uhrensammlers Rainer Kern ist am Montag mit einem Festakt eröffnet worden.
Schramberg - Mit zwei Zitaten begrüßte Hans-Jochem Steim die geladenen Gäste im Foyer des Museum. Mit dem Vers "Hier sind wir versammelt zu löblichen Tun, drum Brüderchen, ergo bibamos!" von Johann Wolfgang von Goethe aus dem Jahre 1810 erinnerte er daran, dass "damals im Schwarzwald schon solche Uhren hergestellt worden sind, wie wir sie heute hier bewundern können". Das zweite Zitat ist 1793 in der Zeitschrift "Der Uhrmacher oder der Lehrbegriff der Uhrmacherkunst" erschienen und stammt vom Johann Gottfried Geißler, einem technisch-naturwissenschaftlichen Schriftsteller seiner Zeit: "Es scheint mir kein unzweckmäßiges Unternehmen zu seyn, das zu sammeln, was große Männer, die ihre Kunst mehr als handwerksmäßig untersuchen, darüber gedacht, erfunden, versucht und geprüft haben." Eine zutreffendere Charakterisierung des 2019 verstorbenen Sammlers Rainer Kern und gleichzeitig seiner eigenen Leidenschaft für Uhren hätte Steim nicht finden können.
Liebe zum Schwarzwald
Wie Rainer Kern zur seiner Begeisterung für kleine Schwarzwalduhren fand, berichtete dann seine Witwe Gisela Kern, die die 150 kleinen Wand- und Tischuhren dem Junghans-Terrassenbau-Museum als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt hat: Von 1984 bis 2014 habe ihr Mann Uhren gesammelt und teilweise sogar restauriert. "Sein Ziel war, die verschiedenen Uhren genau zu unterscheiden und zu typisieren. Hierzu hat der sämtliche Achs- beziehungsweise Wellenabstände der Gehwerke vermessen und die Gestellgrößen verglichen." Dafür hatte sich der studierte Maschinenbauingenieur einen kleinen, aber sehr tauglichen Restauratorenplatz zuhause eingerichtet, der wie die Uhren von Fessenbach nach Schramberg wanderte und im Museum wieder aufgebaut wurde. Seine Nachforschungen hat Kern in drei Büchern veröffentlicht.
Der Grundstein für die Liebe zum Schwarzwald und zu den Uhren wurde, wie Gisela Kern weiter berichtete, bei ihrem Mann schon in jungen Jahren geweckt, als er seinen Vater - einen Offenburger Seifenfabrikanten - bei Kundenbesuchen im Schwarzwald begleitete, und später durch viele Wanderungen bei Schönwald und Furtwangen gefestigt. Mit 44 Jahren habe er die erste antike Schwarzwalduhr in Schönwald gekauft.
Sammlung bleibt erhalten
"Der Wunsch meines Mannes war, dass die Uhrensammlung zusammenbleibt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird", erklärte Gisela Kern. Da habe es nur ein Museum gegeben, das alle Uhren im entsprechenden Umfeld ausstelle könne: das Junghans-Terrassenbau-Museum. Nicht nur wegen der einzigartigen Präsentationsmöglichkeiten des Bauwerks, sondern weil einige der Exponate auch von der Uhrenfabrik gefertigt wurden und andere Porzellanschilde der Schramberger Majolika-Fabrik tragen. Die Geschwister Annette und Michael Melvin waren als Inhaber des Majolika-Firmenparks unter den Gästen des Festakts. Dann machte Gisela Kern noch einen Exkurs zur Geschichte der Schwarzwalduhr, eine gute Einleitung für den sich anschließenden Gang durch die Ausstellung.
"Fantastisch und einzigartig"
Doch davor gab Museumsleiter Arkas Förstner noch Einblicke in die Gestaltung und Umsetzung der Ausstellung. Als er von dem Vorhaben gehört habe, sei ihm gleich klar gewesen: "Hier kommt was Großes für das Junghans-Terrassenbau-Museum." Was Rainer Kern gesammelt habe, sei fantastisch und einzigartig. Für die Präsentation der Uhren im Museum habe er sich bei Kerns zuhause inspirieren lassen und diese Anordnung zum Teil wieder umgesetzt. Ausführlich dankte Förstner nicht nur Gisela Kern für das Überlassen der Sammlung, sondern auch dem Museumsteam, darunter besonders Werner Bleier als "technischem Museumsdirektor", sowie Stadtarchivleiter Carsten Kohlmann und dessen Team für das Mitwirken.
Auch Hans-Jochem Steim bedankte sich bei Gisela Kern und ihrer Familie, dass "sie uns die Sammlung ihres Mannes selbstlos zur Verfügung stellt". Steim schlug ein Tauschgeschäft vor: "Eine neue Schwarzwälder-Funk-Solar-Uhr von Junghans im Wechselkurs 1:150. Sie behalten diese Uhr, solange wir ihre 150 Uhren ausstellen dürfen", erklärte er unter dem Beifall der Gäste, als er Gisela Kern die Uhr überreichte.
Info: Öffnungszeiten
Das Junghans-Terrassenbau-Museum und der Shop sind aktuell dienstags bis sonntags von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Weitere Informationen unter www.junghans-terrassenbau-museum.de