Kommandant Jürgen Renz zeigt die aktuelle Einsatzkleidung der Ottenbronner Feuerwehr-Kameraden (links) und erzählt vom größten Brand im Dorf in den vergangenen Jahrzehnten, der 1995 auf dem Holzäpfel-Hof am Ortsrand einen immensen Schaden am Wohnhaus wie an Scheune und Stallungen angerichtet hat (rechts). Foto: Tröger

Ohne Festakt und Festschrift, ohne große Reden und ohne Ehrungen feierte die Freiwillige Feuerwehr Ottenbronn ihr 150-jähriges Bestehen. Ein Blick in die Historie lohnt aber allemal.

Althengstett-Ottenbronn - Im Rahmen des geselligen, seit etwa 20 Jahren etablierten und beliebten "Feuerwehrbesen", bei Schlachtplatte und diversen anderen Köstlichkeiten, wurde neulich an die lange Geschichte der Ottenbronner Feuerwehr erinnert. Doch wie fing alles an? Und wie geht es für die freiwilligen Helfer, die sich das ganze Jahr über den Dienst der Allgemeinheit stellen, in Ottenbronn weiter?

Im Gemeindearchiv des Dorfes wird erstmals 1892 eine Feuerwehr erwähnt. Als damalige Ausrüstung stehen eine Tragspritze, zwei Feuerhaken, drei Feuerleitern, 25 Feuereimer und, man beachte, zwei Fahnen in den Annalen. Wie viele Männer damals diese erste Feuerwehr bildeten, ist nicht überliefert. Einen Anhaltspunkt geben Rechnungen aus dem Jahr 1890, als 36 Messinghelme zusammen mit Gurten, Äxten, Pickeln und weiterer Ausrüstung beschafft wurden. Einer dieser Messinghelme, von Einsätzen und Jahrzehnten verbeult und gezeichnet, ist in der sehenswerten Ausstellung im Gerätehaus in der Wasenstraße noch bis zum Wochenende zu bewundern.

Feuerwehrdienst war Pflicht

Feuerwehrdienst zu leisten, war damals Pflicht für alle männlichen Einwohner zwischen 16 und 60 Jahren. Ausgenommen waren laut der Feuerwehrverordnung Gebrechliche und Kranke sowie Arzt, Apotheker und Geistlicher, sie leisteten ja schon einen anderweitigen sozialen Dienst. Eine erste von Pferden gezogene Spritze samt Schläuchen wurde 1902 beschafft.

Ab 1943 sind zum ersten Mal Frauen bei der Ottenbronner Feuerwehr als sogenannte Ersatzkräfte in einer Liste aufgeführt. Sie wurden zwangsverpflichtet, weil der Krieg seinen Tribut unter den männlichen Einwohnern forderte. Am Ende des Krieges zählte die Wehr des Ortes nur noch zwölf Kameraden. Sie hatte jedoch weiter Bestand, jetzt als "Freiwillige Feuerwehr", und wurde 1974 im Zuge der Gemeindereform als Abteilung der Althengstetter Wehr zugeordnet.

23 Aktive in zwei Gruppen

Der heutige Ottenbronner Kommandanten Jürgen Renz wirft bei einem Rundgang durch die Ausstellung im Gerätehaus einen Blick in die Zukunft der aus zusammen 23 Aktiven in zwei Gruppen bestehenden Abteilung. "Wir haben derzeit eine Frau bei den Aktiven und mittlerweile, nach einer Durststrecke, wieder drei Jungs und ein Mädchen aus Ottenbronn bei der gemeinsamen Jugendwehr in Althengstett." Das 1972 gebaute Gerätehaus hat mittlerweile auch ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel. Es ist selbstredend nicht auf dem Stand so einiger Vorgaben rund um Einsätze und Schulungen. "Zum Beispiel ist hier die Trennung in Schwarz und Weiß, heißt Privatkleidung und Einsatzausrüstung, fast nicht möglich", sagt der Kommandant. Auch der mittlerweile sehr aufwendige Umgang mit gebrauchter und wieder gereinigter Ausrüstung sowie deren Lagerung ist schwierig. Weiter gäbe es immer noch die Diskussion, ob der Standort Ottenbronn überhaupt nötig ist.

"Wir haben eine Statistik über unsere Einsätze gemacht, etwa 15 bis 20 sind es pro Jahr und zwar in der Mehrzahl technische Hilfeleistungen", so Renz, "70 bis 80 Prozent davon ereignen sich außerhalb des Ortes." Da spielt natürlich die Tagesverfügbarkeit der Aktiven eine Rolle und auch die Bereitschaft der Arbeitgeber, sie im Einsatzfall gehen zu lassen. Er selbst arbeite derzeit vorwiegend im Homeoffice wie auch einige seiner Kameraden, "das ist natürlich für die Verfügbarkeit ein deutliches Plus".

Guter Ausbildungsstand

Renz ist sehr froh über den sehr guten Ausbildungsstand und die gute Qualität in der Mannschaft, dadurch sind die Kameraden vielseitig einsetzbar. Und deshalb wird der Neubau eines Gerätehauses auch konkret. Es soll raus aus der Ortsmitte – in der Nacht mit Blaulicht und Martinshorn ausrückende Fahrzeuge sind nicht leise – an den Ortsrand Richtung Neuhengstett. Renz rechnet mit Beginn der Planung im nächsten Jahr und Baubeginn etwa 2026.

Von historischen Uniformen, Ausrüstungen, Gerätschaften und auch Buchhaltungsunterlagen bis zum heutigen Ausrüstungs- und Fahrzeugbestand lässt die Ausstellung die 150 Jahre FFW Ottenbronn in vielen Details Revue passieren. Renz hat auch noch eine beeindruckende Zahl parat. Allein die heutige Einsatzkleidung wiegt vier bis fünf Kilogramm, "eine Atemschutz-Vollausrüstung bringt noch mal 25 Kilogramm dazu", sagt Renz. Und selbst so ausgerüstet, kommt es bei Einsätzen der freiwilligen Helfer neben allen anderen zu beachtenden Parametern auch noch auf Schnelligkeit an. Alle Achtung.

Auf der Homepage www.feuerwehr-althengstett.de, Stichwort "Abteilung Ottenbronn und Dienstpläne", finden Interessierte weitere Infos und die Termine kommender Übungen. Wer interessiert ist, kann einfach mal zu einer Übung dazukommen und sich ein Bild machen.