Ludwig Hartmann, Tobias Venedey, Jürgen Bihlmaier, Reinhard Günter, Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr und Jürgen Kaupp beim Pressegespräch zur Zukunft der Villa Junghans. Foto: Fritsche

Viel geredet und viel geschrieben wurde über die Villa Junghans in den vergangenen Monaten: Jetzt geht es zur Sache: Architekt Jürgen Bihlmaier und Wirtschaftsförderer Ralf Heinzelmann machen eine detaillierte Bestandsaufnahme des Gebäudes als Voraussetzung für die nächsten Planungsschritte.

Schramberg - "Zusammen mit den Stadträten Reinhard Günter (SPD/Buntspecht) und Jürgen Kaupp (CDU) haben wir heute Vormittag schon eine Begehung vom Keller bis zum Dach gemacht", eröffnete Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr am Donnerstag das Pressegespräch in der Villa Junghans. Mit dabei auch Tobias Venedey vom Dienstsitz Freiburg des Landesamts für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart und Ludwig Hartmann aus der Abteilung Baurecht der Stadtverwaltung. Beim aktuellen Leerstand, so Eisenlohr, könne man den aktuellen Stand besser sichten und aufnehmen, was im laufenden Betrieb so nicht möglich sei. "Wenn man etwas liebt, muss man damit gut umgehen. Die Villa Junghans ist ein wunderschöner Ort mit Blick auf das Herz von Schramberg. Sie ist ein Erbe mit der Verpflichtung, es zu erhalten. Heute steht die Villa besser da, als manche sagen, es wurde schon einiges gemacht im Lauf der Jahre", beteuerte Eisenlohr.

Historische Substanz

Erste Eindrücke vom Stand der Villa gibt es schon. Venedey hatte den historischen Bestand des Gebäudes betrachtet: "Es ist noch viel historische Substanz da, auch bei den Fenstern, die zur Bauzeit schon fortschrittlich waren und heute noch gut funktionieren". Dem Bau bescheinigte er insgesamt ein "tolles qualitatives Niveau".

"Die Familie Junghans hat hier gewohnt, das Beste vom Besten wurde verbaut, " bestätigte Bihlmaier, der auch die Sanierung von Gut Berneck betreut und voll im Junghans-Thema ist. So lasse sich auch die Gebäudehülle mit ihren Sandsteinelementen wieder instandsetzen: "Das ist alles richt- und leistbar". Jetzt müsse man den technischen Stand ermitteln, also Elektrik, Sanitäranlagen und Heizung, auch für die Küche wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, und die Frage beantworten, womit man leben könne und was man erneuern müsse. Auf jeden Fall gelte aber: "Eine schönere Lage für ein Hotel in Schramberg gibt es nicht".

Sanierungsstau bestimmen

"Jetzt einmal alles komplett erfassen und den Sanierungsstau bestimmen, bekräftigte Venedey. Danach seien die zuständigen Behörden für das Baurecht und den Denkmalschutz einzubinden. Dann lasse sich auch klären, wo es Zuschüsse gäbe, zum Beispiel für defekte Fenster, Ausbesserungen an der Außenhülle oder die energetische Sanierung. "Die Fenster müssen energetisch passen, damit der Luftaustausch gewährleistet bleibt", betonte Günter. "Also alles zusammentragen, daraus ein Paket schnüren und dann schauen, was geht", ergänzte Heinzelmann.

Barrierefreiheit

"Barrierefreiheit ist ein wichtiges Ziel, aber bei einem Bau von 1885/86 nicht einfach. Wir wollen aber eine Barrierereduktion anstreben", erklärte Eisenlohr zu diesem wichtigen Thema. "Menschen, die auf Rollstuhl oder Rollator angewiesen sind, sollten auf einer Ebene alles finden, was sie brauchen", erläuterte Heinzelmann. Auch müsse man eine Lösung finden, wie man diesen ohne große Eingriffe am Gebäude den Zugang zum Restaurant ermöglichen.

Gastronomie

Zum Thema Küche, Lagerräume und Außengastronomie meine Venedey: "Die jetzige Küche wurde vor 50 Jahren errichtet, es ist klar, dass sie frei vom Denkmalschutz ist". Ob und was man an der Außengastronomie machen müsse, sei noch nicht klar, meinte Eisenlohr. Man sei im Gespräch mit mehreren Pachtinteressenten, die natürlich eine verlässliche Zeitschiene für den Start bräuchten. Der erste Schritt könnte sein, zunächst das Erdgeschoss und die Küche zu richten, damit der Pächter das Restaurant eröffnen könne, und danach die anderen Bereiche.

Nächste Schritte

"Das Ergebnis der Bestandsaufnahme ist eine Entscheidungsgrundlage für den Gemeinderat, welche Mittel er in 2023 noch bewilligen will, denn die eingeplanten 150 000 Euro werden dafür nicht reichen", stellte Eisenlohr fest. Aber sie sehe im Gemeinderat eine Offenheit für das Thema und ein Bewusstsein für den Wert der Villa für die Stadt. "Diese Summe war ein eher symbolischer Betrag, es ist klar, wenn man es richtig anpackt, reicht es nicht", bestätigte Kaupp. Das Ergebnis der Bestandsaufnahme von Bihlmaier und Heinzelmann wird die Stadtverwaltung voraussichtlich im März dem Gemeinderat vorlegen. Allerdings in nicht öffentlicher Sitzung, weil es auch um vertragliche Fragen zur Pacht und um mögliche Pächter gehen wird.