Zwei Jahre lang informierte die Raiffeisenbank Geislingen-Rosenfeld ihre Mitglieder online. Nun kam die Genossenschaft wieder in der Geislinger Schlossparkhalle zusammen.
Geislingen - Mit den virtuellen Versammlungen habe man Mitglieder angesprochen, die an jenen in der Halle nicht teilnehmen, hielt der Aufsichtsratsvorsitzende Rudi Rauch fest. Dennoch freue er sich, die jetzt Anwesenden wieder persönlich treffen zu können. Vorstand und Aufsichtsrat informierten zum 126. Mal über die Bilanz des Vorjahres und aktuelle Entwicklungen.
Aus den zwei Filialen wird das Personal abgezogen
Bereits Ende Juni wird aus den beiden verbliebenen Filialen in Bickelsberg und Leidringen das Personal abgezogen. Danach wird es dort nur noch Geldautomat, Kontoauszugsdrucker und Briefkasten geben. Der Grund dafür ist laut Vorstandssprecher Thomas Merz das spätestens seit der Corona-Pandemie geänderte Nutzungsverhalten. Deshalb sei es nicht mehr vertretbar, die Filialen mit Personal zu besetzten. "Unsere älteren und betagten Kunden lassen wir nicht alleine", betonte Merz. Die Bank richte einen kostenlosen Bargeldservice ein und biete an, Aufträge telefonisch zu betreuen. "Wir sind nicht weg", versprach er.
Negativzinsen betreffen ein Prozent der Kunden
Im Rahmen der Aussprache zu den Berichten wollte das Genossenschaftsmitglied Hubert Gulde wissen, wie es bei der Raiba mit Negativzinsen aussieht. Vorstand Peter Ramsperger bestätigte, dass auch die Bank in Geislingen für Kundeneinlagen bei der Zentralbank Zinsen bezahlen und diese weitergeben müsse: "Das betrifft aber nur ein Prozent unserer Kunden." Jene Personen nämlich, die Rücklagen im mittleren sechsstelligen Eurobereich haben.
Europäische Zentralbank soll für die Bürger da sein
Der Vorstandssprecher Merz ordnete in seinem Bericht den wiederum guten Jahresabschluss in die gesamtwirtschaftliche Lage ein. Die hohe Inflation – derzeit 7,9 Prozent – sei ein Anstieg wie in den vergangenen 30 Jahren nicht. Ihr Treiber seien die Energiepreise, damit müsse man auf absehbare Zeit leben. Das werde die Raiba weiterhin stark beschäftigen. Bereits jetzt spürt die Bank Zurückhaltung bei ihren Kunden, was Kredite für Bauvorhaben und Investitionen betrifft. Im vergangenen Jahr war hingegen noch ein satter Zuwachs von 12,9 Millionen Euro (plus 14,3 Prozent) bei den Krediten zu verzeichnen. Merz hofft darauf, dass die Europäische Zentralbank die Zinsen erhöhen wird, um die Inflation zu bekämpfen. Andernfalls werde sie ihr Vertrauen verspielen: "Die EZB muss zeigen, dass sie nicht nur für die Staaten da ist, sondern auch für die Bürger."
Mehr als 30 000 Euro für Vereine in beiden Städten
Angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden die Herausforderungen an die Raiba nicht weniger. Dennoch übernehme sie weiter Verantwortung für die Region, wie der Vorstandssprecher verdeutlichte: In den vergangenen beiden Jahren sei es für die sozialen Einrichtungen, Vereine und Institutionen nicht einfach gewesen, über die Runden zu kommen. Die Raiba habe in Geislingen und Rosenfeld 33 Vereine mit insgesamt mehr als 30 000 Euro unterstützt: "Wir leben in der Region und geben ihr etwas zurück." Das Engagement würdigte Geislingens Bürgermeister Oliver Schmid: Die Raiba erlaube sich "keine Zeitgeisteskapaden wie manche der Online-Banken". Für die Firmen bleibe sie ein verlässlicher Partner. Die heimischen Betriebe litten unter der Krise 2022. Die Stadt Geislingen spüre das bereits in der Kasse: Sie rechnet derzeit mit rund einer halben Million Euro weniger bei den Gewerbesteuereinnahmen – ein klarer Hinweis darauf, dass die Unternehmen weniger verdienen.
Aufsichtsrat: Einer geht, eine kommt neu dazu
Nach 24 Jahren im Aufsichtsrat wurde Karl-Josef Schädle aus Binsdorf feierlich verabschiedet. Zu seiner Nachfolgerin hat die Generalversammlung Cäcilia Walter aus Erlaheim gewählt.