Seit 125 Jahren wird im Oberwolfacher Rankach ununterbrochen Erz aus der Grube Clara gefördert. Der Festakt zum Jubiläum hat nun mit geladenen Gästen unter Tage stattgefunden – und zwar am nahezu tiefsten Punkt auf Minus 137 Metern.
Was vor dem Steffeshof im Rankach als sichtbares Zeichen des Jubiläums in Stein gemeißelt steht, ist am Freitag mit rund 50 Gästen aus Politik und Bergbau unter Tage gefeiert worden. Mit Bussen ging es für die Gäste weit hinunter auf Sohle 21.2, etwa 19 Meter über dem aktuell tiefsten Punkt der Grube Clara.
„125 Jahre ist eine außergewöhnlich lange Lebensspanne für eine Grube“, erläuterte Moritz Ostenrieder, geschäftsführender Gesellschafter von Sachtleben Minerals. Der Abbau habe immer wieder vor Herausforderungen gestanden, blickte er in die Geschichte des Schwer- und Flussspatabbaus im Benauer Berg.
Bergbau erfordert vorausschauende Planung
Dabei sei eines aber immer deutlich geworden: Die Arbeit mit Rohstoffen erfordert vorausschauende Planung.
Oliver Mohr vom Industrieverband Steine und Erden Baden-Württemberg (ISTE) betonte seinerseits, wie wichtig eine Rohstoffpolitik aus einem Guss sei und dass die Gewinnung ebendieser auf rechtssichere und zügige Verfahren angewiesen sei. Für all das brauche es aber auch die Akzeptanz der Bevölkerung.
Umweltministerin Thekla Walker zeigte sich beeindruckt von dem Bergwerk im Rankach: „Schon beim Einfahren hat sich gezeigt, was in vielen Generationen an herausfordernder Arbeit geleistet wurde.“ Die Grabungen im Schwarzwald gingen bis ins Mittelalter zurück – darin zeige sich die Beständigkeit und Nachhaltigkeit einerseits, aber auch, wie stark der Bergbau in der Region verwurzelt sei. Nach einem kurzen Ausflug in die Weltpolitik und die Krisen ging sie zudem auf die Bedeutung von Flussspat ein, schließlich sei die Grube Clara eine der größten Lagerstätten Europas. Aktuelle Fragestellungen seien unter anderem die Personalgewinnung, aber auch die steigenden Energiekosten und das damit verbundene Ziel der Klimaneutralität. „Hier sehe ich eine Branche im Aufbruch“, betonte die Ministerin. Sachtleben Minerals sei da ein Vorreiter, etwa mit einer eigenen PV-Anlage und einem Blockheizkraftwerk. „Oft wird gesagt, Baden-Württemberg habe nur ,Käpsele’ und ein paar Steine – hier sehen wir, dass wir auch wichtige Rohstoffe haben“, betonte sie.
Anschließend gab Ralph Watzel, Präsident der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe einen Überblick über Fluss- und Schwerspat und die Bedeutung der beiden Rohstoffe in Deutschland und auf dem Weltmarkt. Bergbau und Klimaschutz würden dabei Hand in Hand gehen – schließlich brauche es etwa für den Bau von Windkraftanlagen viele Baurohstoffe – die nur zu einem sehr geringen Anteil vor Ort in Deutschland abgebaut würden.
Nachhaltigkeit als eine der großen Fragestellungen
Er warnte davor, sich von anderen Staaten wie China abhängig zu machen, denn dabei befinde sich Deutschland in einem „erbärmlichen Wettbewerb“ mit anderen Staaten. „In dieser Hinsicht können wir froh sein, über jede Tonne Rohstoff aus heimischen Abbau“.
Einen Bericht aus Brüssel über die Weichenstellungen der EU zum Thema kritische Rohstoffe gab es anschließend von Rolf Kuby, Generaldirektor von Euromines. Er betonte, dass sich Deutschland den Luxus, allen Abbau vor der eigenen Haustüre wegzuhalten, nicht mehr leisten könne. „Nicht, wenn wir es ernst meinen mit der Nachhaltigkeit“, betonte er. Die europäische Gesellschaft habe leider verlernt, was sie dem Bergbau alles zu verdanken habe, welches Wissen und welche Innovationen ihren Anfang unter Tage nehmen.
Nach einem gemeinsamen Imbiss und Austausch unter Tage ging es für die Gäste die etwa fünfeinhalb Kilometer lange Strecke über die LKW-Rampe zurück ans Tageslicht.
Jubiläumsmünze
Für die Gäste des Festakts – sowie für alle Mitarbeiter des Unternehmens – gab es zudem eine neu aufgelegte Chronik des Unternehmens sowie die Jubiläumsmünze. Diese wurde eigens aus einigen Tonnen Kupfer- und Silberkonzentrat, die in der Grube Clara gewonnen wurden, hergestellt und ist mit dem Jubiläumslogo geprägt.