Wurde für seinen Mut belohnt: Paul Wissmann. Foto: Mayer

Mit einem phänomenalen Flug ist der 20-jährige Paul Wissmann in die neue Flugsaison gestartet und hat in zehn Stunden Flugzeit 1005 Kilometer zurückgelegt.

Albstadt-Tailfingen - "Alles in allem war es ein toller Tag, an dem ich es nie für möglich gehalten hätte, dass 1000 Kilometer möglich sind", sagt der junge Gammertinger. "Dass ich mir diesen Traum im Alter von 20 Jahren erfüllen konnte, macht mich natürlich noch glücklicher."

Die 1000 Kilometer mit einem Segelflugzeug zu fliegen, ist wohl das Ziel eines jeden Streckenfliegers. Damit das aber klappt, müssen schon einige Faktoren, vor allem das Wetter, passen. Aber auch der Typ des Segelflugzeugs spiele eine Rolle, erklärt Wissmann. Aktuell darf Paul Wissmann einen "Nimbus 4" fliegen, der vom deutschen Aeroclub gesponsert wird.

Aufgrund seiner sehr guten Leistungen im vergangenen Jahr erhält Wissmann diese Förderung. Der "Nimbus 4" biete sich für solche Flüge natürlich an, weil er mit einer Spannweite von 26,4 Metern und sehr guter Gleitzahl geniale Flugeigenschaften besitze und leistungsmäßig das Beste sei, was es überhaupt gebe, erklärt der Segelflieger.

Bis zuletzt unsicher, ob er 1000 Kilometer schafft

Allerdings machte ihm das Wetter bisher häufig einen Strich durch die Rechnung: Die Saison in Albstadt startete mit vielen Regenfällen und häufig schlechtem Wetter. Anfang Mai war die Wettervorhersage endlich so gut, dass sich ein Streckenflug mehr als angeboten hat. Paul Wissmanns Motivation war daher auch sehr hoch und sein Ehrgeiz geweckt. Schon am Abend zuvor baute er das Segelflugzeug auf, sodass er am nächsten Morgen direkt startklar war.

Tatsächlich brachte der nächste Morgen dann aber zunächst mal eine große Enttäuschung: Es war sehr neblig und die Prognosekarten waren deutlich schlechter als vorhergesagt. "Obwohl die Motivation gedämpft war, bin ich dann doch aufs Degerfeld gefahren, habe mit meiner Flugvorbereitung begonnen und mich letztendlich doch entschieden, das zuvor angemeldete Dreieck mit den Wendepunkten Titisee, Schlüchtern und Kehlheim zu fliegen", berichtet er. "Schon kurz nach dem Start war klar, obwohl es sehr kalt war und mancherorts Regenschauer umflogen werden mussten, dass die Luftmasse super passt." Dementsprechend sei der Flug bis kurz vor Kehlheim dann auch super gewesen, so Wissmann. Die nächste Ernüchterung wartete jedoch schon: In Kehlheim regnete es, sodass es zu diesem Zeitpunkt unmöglich war, den dritten Wendepunkt anzufliegen, und so musste Wissmann bereits 30 Kilometer vorher wenden. Als er sich dann gegen 18 Uhr wieder über dem Degerfeld befand, war er bereits 800 Kilometer geflogen. "Erst dann kam mir die Idee, dass es heute doch noch klappen kann, die 1000 Kilometer zu knacken", sagt er. "Allerdings war ich mir bis zuletzt unsicher, weil es ja bereits spät war und ich noch 200 Kilometer vor mir hatte."

Ein Abstecher am Abend in den Schwarzwald

Wissmann wagte es dennoch und flog von Albstadt erneut in den Schwarzwald, bis hinter Donaueschingen, weiter nach Grabenstetten und wieder zurück nach Albstadt. "Das Gefühl, als ich gewusst habe, ich komme mit 1000 Kilometern heim, ist schon genial gewesen. Es war immer mein Traum, und mit dem ›Nimbus 4‹ bietet sich das natürlich auch an", sagt der junge Segelflugpilot.

Inzwischen hat sich der 20-Jährige bereits neue Ziele gesteckt und ist fest entschlossen, das Wetter und sein Segelflugzeug in vollem Umfang zu nutzen.