In einem gar nicht so kleinen, jedoch sehr feinen Rahmen feierte der Schachverein Rottweil seinen 100. Geburtstag. Im katholischen Gemeindehaus in der Waldtorstraße trafen sich 28 Jünger der Göttin Caissa und forderten zwei bärenstarke Spieler heraus. In einer besonderen Form des Simultanschachspiels.
Der eine – Tobias Kölle – kam gerade von den Juniorenweltmeisterschaften aus Indien zurück. Dort vertrat der 20-Jährige aus Schönaich die deutschen Farben bravourös. Er wurde in einem Weltklassefeld Fünfter.
Der andere – Michael Hoffmann – ist ein erfahrener Haudegen aus Siegburg, seit 2009 Großmeister, und jahrzehntelang in der deutschen Bundesliga und aktuell in der zweiten Liga aktiv.
Zwei gegen furchtlose 28
Da die angestrebte Zahl von 50 Teilnehmern nicht erreicht wurde – Schachspieler aus Vereinen der Region haben eine gewisse Zurückhaltung an den Tag gelegt –, spielten die beide Gäste gemeinsam gegen die furchtlosen 28. Abwechselnd machten sie ihre Züge.
Was beeindruckend klingt – ein Teilnehmer stellte fest, dass er gleichzeitig gegen zwei Schachprofis gespielt hat –, kam jedoch Hoffmann und Kölle nicht unbedingt entgegen. Beide verkörpern einen anderen Spielstil, und so passte der Plan des einen nicht immer mit den Vorstellungen des anderen auf dem Schachbrett zusammen.
Mehr als vier Stunden Spiel
Nichtsdestotrotz zeigte sich die Klasse des 54-jährigen Großmeisters und des (noch) Internationalen Meisters im Laufe der Zeit. Die letzte Begegnung (gegen den Epfendorfer Bürgermeister Mark Prielipp) endete erst nach knapp fünf Stunden.
23 Spieler mussten die Segel streichen, lediglich fünf der 28 Gegner holten ein Remis (ein Unentschieden): Thomas Fuß (Rottweil), Gunter Haftstein (Kehl), Holger Haftstein (Rottweil), Harald Keller (Rottweil) und Andreas Pfannes (Kitzingen).
Ein Abend im „Apfel“
Als die Mägen zu knurren begannen, wechselte die Gesellschaft die Lokalität und wurde im „Apfel“ mit schwäbischen Spezialitäten verköstigt. Eine sehr gute Grundlage, um über die Schlachten auf den 64 Feldern zu sprechen, ohne den rüstigen Jubilar dabei zu vergessen.
Vorsitzender Edgar Eckwert
Dessen Vorsitzender, Edgar Eckwert – nebenbei: Er ist seit 1999 der Mann an der Spitze des SV –, und sein Team haben eine feine Veranstaltung organisiert, die einen besonderen Platz in den Vereinsannalen erhalten wird. Sie bekamen von den Anwesenden Applaus.
Eröffnet wurde der Nachmittag von Oberbürgermeister Christian Ruf, der sich – zumindest verbal – dem Spiel der Könige genähert hat.