Auch die Jugend des SV Rotfelden kann Meister. Foto: SV Rotfelden

Anfang der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts wurden deutschlandweit zahllose Sport- und Fußballvereine gegründet – darunter auch der SV Rotfelden, dessen Mitglieder in diesem Jahr auf eine 100-jähriges Vereinsgeschichte zurückblicken können. Klar soll dieses stolze Jubiläum Anfang Juli drei Tage lang gebührend gefeiert werden.

Ebhausen-Rotfelden - Dank akribischer Quellensuche wurde im Vorfeld des Jubiläums eine lesenswerte Chronik erarbeitet, die sich im Gegensatz zu vielen anderen Festzeitschriften nicht scheut, auch der Zeit zwischen 1933 und 1945 mehr als nur einen Halbsatz zu widmen. Schwierigkeiten bereitete es den Chronisten mangels schriftlicher Aufzeichnungen allerdings, die frühen Gründerjahre zu beleuchten. Dank einer 1996 auf Tonband aufgezeichneten Gesprächsrunde mit damals noch lebenden Zeitzeugen wurde aber versucht, ein ungefähres Bild jener bewegten Zeit zwischen den beiden Weltkriegen zu rekonstruieren.

Vermutlich im Frühjahr 1922 scharten sich 17 junge Männer im Gasthof "Waldhorn" um den gelernten Kaufmann Karl Stockinger zur Gründungsversammlung – und das heute noch bestehende Sportgelände zwischen Rotfelden und Wenden wurde bereits damals ins Auge gefasst. Als die Gemeinde das noch zum großen Teil mit Wald bewachsene Areal zur Verfügung gestellt hatte, machten sich die Mitglieder ans Abholzen, um einen halbwegs bespielbaren Platz zu schaffen. Das erste dokumentierte Spiel fand gegen die Seminaristen aus Nagold statt, und bereits 1925 stand der SV Rotfelden im Pokalendspiel gegen die Spvgg Freudenstadt, das knapp mit 0:1 verloren wurde.

Vorläufiges Aus nach 1929

Irgendwann nach 1929 folgte indes ein vorläufiges Aus: Mündlichen Überlieferungen zufolge hatte es gegen die Gäukicker aus Mötzingen eine ziemlich hohe Niederlage gesetzt – an der vor allem der Schiedsrichter einen nicht unwesentlichen Anteil gehabt haben soll. Nach dem Spiel wurde der Unglücksrabe von den Rotfeldern offensichtlich "ziemlich vermöbelt" – und der SV Rotfelden wurde deshalb vom laufenden Spielbetrieb ausgeschlossen. Erst 1934 gelang wieder ein Neuanfang mit 24 aktiven und 32 passiven Mitgliedern. Zu einem bemerkenswerten Fußballspiel kam es im Februar 1935 gegen den Polizeisportverein aus Stuttgart, an das man sich in Rotfelden auch noch Jahrzehnte später lebhaft erinnern konnte. Denn das Spiel endete mit einem torreichen 8:8. Danach schlief der Spielbetrieb allerdings erneut ein, was von den Chronisten in ihrer Rückschau in erster Linie auf den "Aktivismus der Hitlerjugend" zurückgeführt wurde, die in Rotfelden – wie in den umliegenden Gemeinden – ebenfalls eine Fußballmannschaft bildete. Und so kam das Vereinsleben in den Jahren 1936/37 und anschließend in den Kriegsjahren völlig zum Erliegen.

"Parteiisches Pfeifen des Schiedsrichters aus Oberschwandorf"

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde somit erneut ein kompletter Neuanfang erforderlich, und im Mai 1946 erklärten 14 Mitglieder ihren Eintritt in den wiedergegründeten SV Rotfelden. Anfangs fanden die Spiele mit Spielern aus Schönbronn statt, da beide Gemeinden noch Probleme hatten, genügend Kicker zu stellen. Das erste offizielle Spiel nach Kriegsende verlor der SV Rotfelden mit 2:4 – und wieder einmal hatte neben Schusspech "parteiisches Pfeifen des Schiedsrichters aus Oberschwandorf" Schuld an der Niederlage. In den 50er Jahren folgten schließlich sportliche Erfolge, wie die Meisterschaften in den Spielzeiten 1951/52 und 1956/57 – und auch in den 60er Jahren spielten die Rotfelder als solider B-Klassen-Verein immer wieder ganz vorne mit.

In der Gründerzeit und bis in die 50er Jahre hinein diente das Gasthaus "Löwen" als Sportlerlokal, in dem sich die Mannschaften auch umzogen. 1958 wurde schließlich das erste Sportheim fertiggestellt, der heutige "Eulenschlag". Zehn Jahre später konnte dank unzähliger geleisteter Arbeitsstunden ein neues Sportheim eingeweiht werden. 1972 wurde schließlich das 50-jährige Bestehen gefeiert – unter anderem mit einem Festspiel zwischen dem damaligen Amateurligisten TV Gültstein und dem VfL Nagold, das 5:0 endete. Beim großen Festumzug hieß der Festwagen der gerade in die C-Klasse abgestiegenen SVR-Kicker treffender Weise "Skandalwagen". Der Wagen der SV-Jugend trug hingegen die Bezeichnung "Rotfelder Zukunfts-Elf" – und diese Prophezeiung sollte tatsächlich eintreten.

Sportliche Glanzzeit in den 1980er-Jahren

Denn in den 80er Jahren folgte die sportliche Glanzzeit des SV Rotfelden, und mit Trainer Heinz Kirchherr schaffte die erste Mannschaft in der Saison 1984/85 den lang ersehnten Aufstieg in die Bezirksliga. In einem echten Endspiel vor einer einmaligen Kulisse mit rund 1500 Zuschauern reichte ein torloses Unentschieden gegen den SV Sulz für den Meistertitel. Nach dem Schlusspfiff spielten sich auf dem Sulzer Sportplatz dem Vernehmen nach "unbeschreibliche Jubelszenen ab". Sieben Jahre lang kann der SV Rotfelden sich anschließend in der höchsten Klasse des Fußballbezirks halten. Dem Abstieg 1992 folgte bereits in der darauffolgenden Spielzeit 1992/93 der direkte Wiederaufstieg in die Bezirksliga. Das erneute Gastspiel dauert jedoch nur ein Jahr

Seit 1989 ist der SV Rotfelden nach der Gründung einer Damengymnastik kein reiner Fußballverein mehr, und im Jahr darauf wurde die Sparte Kinderturnen ins Leben gerufen, die einen großen Zulauf verzeichnete. 1994 wurde der Verein um eine weitere Sparte ergänzt, nachdem auf Betreiben von Peter Haselmaier ein Lauftreff ins Leben gerufen wurde – und zwei Jahre später folgte die Gründung einer Volleyball-Abteilung. Mittlerweile gibt es im SV Rotfelden zudem Walking-, Tischtennis- oder auch Tanzangebote – und reaktiviert wurde im Jubiläumsjahr die Theatergruppe.

750 Exemplare der 100 Seiten starken Festschrift

Die passender Weise rund 100 Seiten starke Festschrift enthält noch viele weitere interessante Daten, Fakten und Geschichten aus der 100-jährigen Vereinsgeschichte – und sie wurde mit einer Auflage von 750 Exemplaren gedruckt. Anfang steigt nun die große Jubiläumssause mit einem dreitägigen Festprogramm auf dem Sportgelände.

Den Auftakt bildet am Freitag, 8. Juli, ein Fußballspiel ehemaliger Rotfelder Spieler gegen die aktive Mannschaft der SG Ebhausen/Rotfelden – bevor am Abend eine Technoparty im Festzelt steigt. Tags darauf findet ein U19-Junioren-Benefizturnier mit den Bundesliga-Mannschaften des SC Freiburg, VfB Stuttgart und des Karlsruher SC zu Gunsten der DKMS in Tübingen statt. Zudem steht ein Junioren-Turnier mit Mannschaften aus der Region auf dem Programm. Abends stehen dann der Singer & Songwriter Vincent Alexander sowie die Band Ambience auf der Bühne. Mit einem Festgottesdienst startet dann der Sonntag, und nach einem Frühschoppen steht der Familiennachmittag unter dem Motto "Spielen wie vor 100 Jahren". Den Festausklang bildet schließlich ein AH-Prominenten-Fußballspiel mit "Ebse Carl & Friends".