Moderator Jens Zimmermann (von links), Vorstand Rainer Finkbeiner, Harry Kläger, Jean-Marie Pfaff, Reinhard Claus und Oberbürgermeister Julian Osswald Foto: Schwarz

Mit zweijähriger Verspätung hat die Spielvereinigung Freudenstadt ihr 100-jähriges Jubiläum nachgeholt. Auf die Alpen-Rock-Mega-Nacht folgte jetzt auch der offizielle Festakt im Dobel.

Freudenstadt - Eines muss man der Spielvereinigung lassen: die Mitglieder können in aller Regel nicht nur Fußball spielen, sondern auch feiern – und zwar so richtig. Nach dem fulminanten Alpen-Open-Air vor drei Wochen folgte jetzt der "etwa andere" Festakt im Dobel.

Bei der Moderation hatte man mit der Wahl von Jens Zimmermann nichts dem Zufall überlassen. Der gebürtige Freudenstädter und ehemalige Jugendtrainer der Spielvereinigung hat als Sportmoderator, Entertainer und Manager eine große Karriere gemacht. "Es ist ein bisschen wie heimkommen, wenn man hier nach Freudenstadt und in den Dobel kommt", sagte Zimmermann.

Viele bebilderte Einblicke in die Geschichte des Vereines

Günter Braun, selbst langjähriges Mitglied und ehemals erfolgreicher Spieler, gewährte anschließend viele bebilderte Einblicke in die Geschichte des Vereines. Dabei gab es nicht nur Erinnerungen an bedeutende Ereignisse, sondern auch Kritik am Zustand des damaligen Rasenplatzes am Dobel ("es war ein Acker, dass es kracht") und schmunzelnd auch an der aus heutiger Sicht doch eher seltsamen Frisur des einen oder anderen Vereinskollegen. Auch der größte sportlichen Triumph der Spielvereinigung-der Gewinn des württembergischen Vereinspokals gegen Lindau im Jahr 1975 mit 2000 Zuschauern im Hermann-Saam-Stadion nach Elfmeterschießen wurde von Braun erwähnt.

Für diejenigen, die es genauer wissen wollten, hatte man zudem informative Stellwände mit Bildern und Zeitungsausschnitten über die Vereinsgeschichte im Raum aufgestellt.

Eine Videobotschaft von Jürgen Klopp

In einem Online-Grußwort erinnerte sich der in Gatten aufgewachsene Liverpooler Trainer Jürgen Klopp an seine Zeit in Freudenstadt und an Ereignisse wie den Gewinn der Stadtmeisterschaft mit der Schützengarde oder auch an ein Spiel gegen den VfB, bei dem er das Trikot der Spielvereinigung getragen hat.

Oberbürgermeister Julian Osswald stellte klar, dass man sich jedenfalls mit dem heutigen Rasen im Stadion vor keinem Bundesligaverein mehr verstecken müsste. Forstmitarbeiter hätten das Stadion im Hinblick auf das Festwochenende auch gerichtet.

Der gute Zustand sei auch Jean-Marie Pfaff aufgefallen und biete die Chance, tatsächlich eine der Mannschaften der Europameisterschaften nach Freudenstadt zu bekommen, nachdem man im Euro Team Base Camp der UEFA gelistet sei. Die inzwischen zukunftsweisende Jugendarbeit des Vereins führe hoffentlich dazu, dass er künftig wieder Landesligaspiele und nicht nur Bezirksligaspiele besuchen könne, denn da gehöre die Spielvereinigung hin. Sein weiterer Wusch: künftig Events wie die erfolgreiche Alpen-Rock-Nacht regelmäßig vor dem Sommernachtsfest zu platzieren.

Jean-Marie Pfaff erzählt von seiner Vergangenheit

An viele sportliche Aktivitäten während der langen Vereinsgeschichte erinnerte Sportkreispräsident Alfred Schweizer in seinem Grußwort. Von ihm gab es Ehrungen und eine ganz besondere Auszeichnung für den langjährigen Vorsitzenden Ernst Bernhardt.

Mit großem Applaus wurde schließlich der Welttorhüter (1987) Jean-Marie Pfaff als Promigast begrüßt. Zimmermann erinnerte an die unzähligen Erfolge des ehemaligen Bayernspielers, der 64 Länderspiele für sein Heimatland Belgien gespielt hatte. "Alle Tore, die ich reingelassen habe, waren unhaltbar", stellte er schmunzelnd klar und witzelte zudem mit Selbstironie über Tore des Monats, für die er trotz aktiver Beteiligung nichts bekommen habe.

Pfaff erzählt auch von den eher schwierigen familiären Verhältnissen mit elf Geschwistern und einem früh verstorbenen Vater. "Ich weiß, wo ich gewesen bin und ich weiß, was ich für meinen Erfolg getan habe", sagt er dazu. Gekommen sei er nicht, um mit dem Besuch Geld zu verdienen, sondern aus Respekt vor der dem, was die Spielvereinigung geleistet hat. Er erzählt im Interview von sportlichen und privaten Situationen seines abwechslungsreichen Lebens.

Fußball-Freestyler zeigt Kunststücke

Der schönste Titel, den er je bekommen habe, sei trotz allem die Ehrenbürgerschaft in dem Ort, in dem er aufgewachsen und in die Schule gegangen sei. Letzteres nur bis er 15 Jahre alt war – danach habe er Geld verdienen müssen, um weiter zu kommen.

Vorstand Rainer Finkbeiner zeigte sich als letzter Redner an diesem Abend stolz ob der über 100-jährigen Vereinsvergangenheit und blickte auf viele prägende Ereignisse, aber auch Namen zurück. Dass so viele davon tatsächlich gekommen waren, erfülle ihn mit Demut.

Sein Wunsch für die Zukunft der Spielvereinigung: "Dass wir mit Demut aber auch ganz viel Freude und Schaffenskraft unseren Weg weiter gehen." Seinen langjährigen Vorstandskollegen Roland Spöhr, Armin Neubert, Bernd Matt und Henning Fahrner sowie dem aktuellen Vorstand und Harry Kläger dankte er mit einem Geschenk.

Für den Showact des Abends hatte man, passend zum Anlass, den Fußball-Freestyler René Mathussek engagiert, für die Musik sorgten die "Schwarzwald Buam".