Leidenschaftlichen SFG-Spirit verströmte die Talkshow-Runde mit dem Ehrenvorsitzenden Axel Benz (Zweiter von rechts) und diversen Spartenverantwortlichen. Foto: Tröger

Vereine: Sportfreunde Gechingen begehen Festakt anlässlich des 100-jährigen Bestehens / Buntes Programm und nette Worte

Ein bunter Streifzug durch die Vereinsgeschichte und dazu leidenschaftliche Ausblicke auf die kommenden Jahre gestalteten den Festakt zum 100-jährigen Jubiläum der Sportfreunde Gechingen (SFG) am Wochenende in der Gemeindehalle.

Gechingen. Die junge Führungsmannschaft der SF Gechingen um den Vorsitzenden Jürgen Weber, allen voran das speziell für den großen Anlass gegründete Jubiläumsteam, hat alle Register gezogen, um den versammelten Mitgliedern und Festgästen einen ebenso unterhaltsamen wie informativen, mit humorvollen und auch nachdenklich-reflektierenden Akzenten gespickten Festabend zu bieten.

Anfangs der 1920er-Jahre bestimmten politische Unruhen und wirtschaftliche Nöte das Leben auch in Gechingen. Auf der Suche nach Gemeinschaft gründeten fußballbegeisterte junge Männer am 23. April 1921 im Gasthaus Rössle mit einem Startkapital von zehn Reichsmark, die in den ersten Lederball investiert wurden, die Spielvereinigung Gechingen, wie Weber bei seiner Reise durch die Jahrzehnte aus seiner und der Sicht derer, die er befragt hat, erzählte.

1923 wurde der erste Sportplatz auf dem vorderen Berg geschaffen und die Kasse des jungen Vereins mit Theaterspielen aufgefüllt. 1939 mit Beginn des Zweiten Weltkriegs musste der Spielbetrieb eingestellt werden und der Verein 1942 abgemeldet, da seine Mitglieder im Krieg oder manche gefallen waren. Eine traurige Zeit, die nach Kriegsende noch nicht vorbei war. Denn die französische Militärregierung verbot sämtliche Vereinsaktivitäten.

Erst 1947 wurde der Verein wieder offiziell zugelassen und 1949 auf Anordnung der Besatzungsmacht in "Sportfreunde Gechingen" umbenannt. Dies war der Neustart für eine kreisweit einmalige Erfolgsgeschichte. Die SFG entwickelten sich dank des Engagements, der Leidenschaft und viel eingebrachter Eigenleistung ihrer Mitglieder, wie Bürgermeister Jens Häußler in seiner Rede deutlich machte, vom reinen Fußballverein im Lauf der Jahrzehnte zu einem Mehrspartenverein mit elf Abteilungen mit fast 1500 Mitgliedern und einer weit überdurchschnittlichen Sportinfrastruktur.

Herausragende Erfolge

Sporthalle mit Schießanlage, Hallenbad, Rasensportplätze und Kunstrasenfeld, Tennisanlage, Beachvolleyballfeld und Mountainbike-Pumptrack seien exemplarisch genannt, die alle sowohl dem vielfältigen Breitensport zugutekommen wie auch ambitionierten Wettkampfsportlern beste Trainingsmöglichkeiten bieten. "Die Gründerväter hätten sich im Traum nicht ausmalen können, was wir heute für ein Sportangebot haben", sagte Weber, der selbst in der Schützenabteilung groß geworden ist.

Er erinnerte an herausragende Erfolge einzelner Sportler bei landes- und bundesweiten Wettkämpfen wie auch bei internationalen Meisterschaften und Olympischen Spielen und flocht so manches Highlight der den Verein begründenden Fußballer ein. Dies passte gut als Überleitung zum neuen "Image-Film", wie er ihn nannte, in dem Annika Gräber den Trainingsbetrieb aller Abteilungen in Bildern festgehalten hat.

Gut und richtig sei die Idee, alle Sporttreibenden unter dem Dach des Hauptvereins und in einzelnen Abteilungen zu vereinen, sagte Bürgermeister Häußler. "Die SFG, wie die Vereine im Ort insgesamt, tragen in hohem Maße dazu bei, dass wir eine lebendige und liebenswerte Gemeinde sind, in der sich Neubürger rasch und gerne integrieren." Sport verbinde, das erlebe er selbst als aktives Mitglied bei den Sportfreunden. Angesichts des in den vergangenen Jahrzehnten Geschaffenen sowie den zahlreichen fähigen und engagierten Menschen "können Sie optimistisch in die Zukunft blicken. Dafür wünsche ich Ihnen alles Gute, sportlichen Erfolg, einen sehr guten Zusammenhalt und sehr gute Gemeinschaft."

Matthias Leyn überbrachte die Glückwünsche des Sportkreises Calw und in Vertretung von Präsident Andreas Felchle die des Württembergischen Landessportbunds. Die Mitglieder heute könnten zu Recht stolz sein auf ihre Vorgänger und einfach auf ihren Verein, sagte Leyn. "Ehrenamtliches Engagement in Einheit mit Leidenschaft, Kameradschaft, Teamgeist, Ehrgeiz und Verlässlichkeit sind Ihre Tugenden, mit denen Sie bestechen."

Leyn, als Bürgermeister von Schömberg Kollege des Gechinger Schultes, sprach auch die Herausforderungen der Corona-Krise für die Vereine an. Er sei jedoch sicher, dass die SFG, die in ihrer Geschichte dunkle Zeiten und manche Hindernisse bewältigt haben, "gestärkt und zuversichtlich aus der aktuellen Krise herauskommen." Das "fantastisch breite Sportangebot" lasse hoffentlich alle in der Gesellschaft erkennen, wie wichtig das Miteinander im Verein sei.

"100 Jahre SFG sind geprägt von Sport und Leidenschaft", sagte der Sprecher der Gechinger Vereine, der Musikvereinsvorsitzende Sebastian Lutz, "und es gibt so viel mehr: euer gesellschaftliches Engagement mit den offenen Sportangeboten, wo jeder mitmachen kann und das soziale Engagement mit dem Einkaufsservice während des Lockdowns. Danke, dass ihr zur Gechinger Gemeinschaft beitragt." Alle Vereine legen anlässlich des SFG-Jubiläums zusammen und spenden eine Bank, die in der Gechinger Flur aufgestellt wird.

"Etwas anders, aufgelockert und unterhaltsam", wollte die schon 2019 einberufene Jubiläumsgruppe um den zweiten Vorsitzenden Jan Wentsch den für April 2021 geplanten und wegen Corona in den September verschobenen Festabend gestalten. So diskutierten in Talkshow-Manier mit Hagen Breitling als Talkmaster der Abteilungsleiter Fußball Jens Kusterer, Gesamt-Jugendleiterin Irina Steiner, der Ehrenvorsitzende Axel Benz, Übungsleiterin Turnen Heide Hanschke und Jürgen Weber. Sie blickten zurück auf Eckpunkte der Vereinsgeschichte, diskutierten Entwicklungen und die aktuelle Situation, beleuchteten die Jugendarbeit. Ihr weiteres Thema war die Zukunft vom Gesamtverein und einzelnen Abteilungen, sie teilten mit dem Publikum ihren jeweils prägenden Moment, der für sie die SFG ausmacht und stellten gemeinsam fest: "SFG ist Heimat."

Axel Dürr zeigte mit seinem bejubelten Puppentanz an Stangen, wie man aus eins fünf macht, quasi als Sofortmaßnahme gegen Mitgliederschwund. Wiederkehrende Blasenentzündungen der Mama, die sich deshalb regelmäßiges Trinken mit "geistreichem" Wasser aus Lourdes angewöhnen sollte, sorgten für viel Heiterkeit beim Auftritt der Theatergruppe und führten zur Erkenntnis, dass jeder vor seiner eigenen Türe kehren solle, bevor er andere bekehren will (Damaris Frielitz, Brunhilde Weber, Michael Kosmin, Bernd Kühnle, Markus "Solo" Schmid unter der Regie von Norbert Hartkorn).

Christian "Gritze" Essig mit der Gitarre und Siegfried Gehring mit dem Akkordeon brachten eine Riege Alter Fußball-Herren, gewandet in die schon seit dem Gründungsjahr 1921 gültigen Vereinsfarben Schwarz-Weiß, zum Singen: "Wer hat die Welt so schön gemacht, wer hat das Fußballspiel erdacht?" Der Festabend war der Auftakt zu den Jubiläumsfeierlichkeiten, die mit einem ganzen Festwochenende im kommenden Jahr ihren Höhepunkt erleben.