Mit "Vorwärts" und "Wanderlust" hat es Anfang des 20. Jahrhunderts in Geislingen gleich zwei Vereine gegeben, die das Hobby Radfahren pflegten.Repro: Schreiber Quelle: Unbekannt

Der Radsportverein Geislingen feiert 2021 sein 100-jähriges Bestehen. Doch seine Geschichte reicht weiter zurück.

Der Radsportverein Geislingen feiert 2021 sein 100-jähriges Bestehen. Doch seine Geschichte reicht genau genommen noch viel weiter zurück.

Geislingen. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts war Radfahren auch in unserer Region ein beliebtes Freizeitvergnügen. Zu jener Zeit gab es in Geislingen gleich zwei Vereine, in denen diesem organisiert nachgegangen wurde: Die Gründungsdaten von "Vorwärts" und "Wanderlust" lassen sich allerdings nicht mehr genau belegen.

Die Geburtsstunde des heutigen Vereins, der damals noch Radfahrerverein "Frisch Auf" Geislingen hieß, schlug dann am 4. September 1921. Der Gründungsvorsitzende war Josef Schlaich.

100 Jahre später blickt der heutige Vorsitzende Oswald Joos damit auf eine lange Tradition zurück. Den RSV gibt es trotz mehrerer Umbenennungen und sogar der zeitweiligen Integration einer Motorradabteilung auch heute noch.

Das konnte selbst eine 16-jährige Zwangspause nicht verändern: Als der Verein aus dem streng katholischen Geislingen sich 1934 weigerte, dem gleichgeschalteten Bund Deutscher Radfahrer beizutreten, wurde er von den Nationalsozialisten aufgelöst. Erst 1950 kamen die Geislinger Pedalritter wieder zusammen, erneut unter dem Vorsitzenden August Beiter, der bereits zu den Gründungsmitgliedern gehört hatte.

Wettrennen auf zwei Rädern gab es schon in den 1920er-Jahren in Geislingen. An diese Tradition knüpfte der Verein ab 1956 an. Seit 1966 finden ohne Unterbrechung jedes Jahr ein- oder zweitägige Rennen statt.

Immer wieder waren später namhaft gewordene Profis dabei. 1972 nahm sogar die russische Olympia-Radmannschaft an einem der Geislinger Rennen teil, die später zwei Gold- und eine Bronzemedaille einfuhren. "Richtig hochkarätige Teilnehmer sind die ›Geislinger Runde‹ bis hoch zum Wasserturm und zurück gefahren", erinnert sich Joos, der seit 55 Jahren Vereinsmitglied ist.

Für ihn waren die Rennen zu den baden-württembergischen Meisterschaften 2009 und 2013 in Geislingen Höhepunkte seiner Zeit als RSV-Vorsitzender. Stolz ist er aber auch auf die erfolgreiche Nachwuchsarbeit, die Sportler bis zu Landesjugendmeisterschaften und in die Nationalmannschaft brachte.

Für den Sommer des Jubiläumsjahrs hatte der RSV eigentlich eine große Corsofahrt geplant, wie sie früher häufig stattfanden: mit geschmückten Speichen, Wimpeln an den Rädern und rund 1000 Teilnehmern. Die unsichere Lage wegen der Corona-Pandemie hat diesem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Was aber stattfinden kann, ist der große Festakt, am Samstag, 16. Oktober, ab 20 Uhr in der Schlossparkhalle. Der Vorsitzende Joos begrüßt dort die Gäste, danach gibt es Grußworte unter anderem des baden-württembergischen Radsportverbands und befreundeter Vereine. Weiter stehen Ehrungen und ein Bildvortrag über die Vereinsgeschichte auf dem Programm.

Zur Auflockerung gibt es sehenswerte Kunstrad-Darbietungen junger Sportler aus Tailfingen und Trillfingen, die in ihrer Karriere unter anderem schon europäische und deutsche Meistertitel buchstäblich erfahren haben. Dazu kommen eine Vorführung des Einradartisten Axel Kästle und Stücke des Musikvereins Geislingen.