"Hut ab vor dieser Kapelle", sagte Landrat Roland Bernhard beim Festakt zum 100-jährigen Bestehen des Musikvereins Mötzingen. Hunderte Gäste erlebten am Wochenende nicht nur ein feierliches Jubiläum, sondern auch beste Blasmusik.
Mötzingen - Vielleicht würden sie lächeln, diese elf Männer, wüssten sie was heute passiert. Damals, 1923 war ein Krisenjahr, aber richtig. Elf Männer kamen dennoch am 15. Februar 1923 im Gasthaus "Krone" zu Mötzingen zusammen, gründeten einen Verein, wählten Heinrich Mohr zum Vorsitzenden und machten – Musik. Fast genau 100 Jahre später, vergangenen Samstag, kamen hunderte Bürger in der Gemeindehalle zusammen, um mit ihrem Musikverein das Jubiläum gebührend zu feiern.
Es gab Reden, Grußworte, Glückwünsche, Ehrungen und – Musik. Passend eröffnete der Musikverein unter Leitung von Ralf Holzapfel mit der Festival Fanfare von Franco Cesarini, ein Stück wie geschaffen für einen solchen Festakt, das beim Publikum immer gut ankommt.
"Musik soll begeistern"
"Musik soll begeistern, Spaß machen und beim Publikum ankommen", sagte Ralf Holzapfel, der auch Musikvorstand ist, zur Begrüßung. Der Verein habe viele Ereignisse in der Gemeinde geprägt, sei aber auch "Kulturträger" weit über Mötzingen hinaus.
Der Verein fächert sich heute auf in das Große Blasorchester mit 34 Aktiven, bei diesem Festakt auf der Bühne, eine Jugendkapelle, die BläserKids, den "Blechhaufen", die Narrenkapelle "Muggeschnapper" und nicht zuletzt die Theatergruppe. Der Musikverein ist heute aber auch ein Wirtschaftsunternehmen (mit Heinz Landenberger als Wirtschaftsvorstand) und in der Musikausbildung tätig.
"Hut ab vor dieser Kapelle" war die hierzu passende Botschaft von Landrat Roland Bernhard. "Wir im Kreis Böblingen sind nicht nur wirtschaftsstark, sondern auch kulturstark."
"Aus Gemeinde nicht wegzudenken"
Bürgermeister Marcel Hagenlocher sagte, der Verein sei aus der Gemeinde nicht wegzudenken und eine Tradition, auf die man stolz sein könne.
Emilio Diaz, Vorsitzender des Blasmusik-Kreisverbands Böblingen, erinnerte an das Krisenjahr 1923. Mutige Menschen hätten sich zusammengefunden, um ihrer Liebe zur Musik nachzugehen. "Hier werden Werte wie Verantwortung, Zusammengehörigkeit und Toleranz vermittelt."
Anne Schlegel, kommissarische Schulleiterin der Grundschule in Mötzingen, bedankte sich für die großartige Unterstützung des Schulalltags. So gelinge es, die musikalischen Talente der Kinder "herauszukitzeln".
Für die Mötzinger Vereine lobte Angelika Hiller den hohen Frauenanteil im Musikverein. Viele Jahrzehnte war das eine reine Männersache, dennoch sei es eine große Leistung, einen Verein über vier Generationen am Laufen zu halten.
Multimedialer Rückblick
Was in diesen Jahrzehnten alles passiert ist, zeigte Benjamin Gärtner mit einer multimedialen Chronik, der folgende Imagefilm zeigte ebenfalls, dass der Verein in der Moderne angekommen ist. Musikalisch kann der Musikverein das Traditionelle wie den Alte-Kameraden-Marsch (1889 von Carl Teike), ebenso wie das Moderne wie den Kaiserin-Sissi-Marsch (2016 von Timo Dellweg).
Der Festakt war freilich der passende Rahmen für die Ehrung von aktiven und vielen der 220 passiven Mitgliedern. Zehn Jahre aktiv im Verein sind Hannes Kegreiss und Melissa Nill.
20 Jahre musizieren Robin Dußling, Jasmin Haarer, Daniela Wagner, Bianca Walter und Steffen Wolf.
Nicole Bühler macht schon 30 Jahre mit, 40 Jahre sind es bei Karl-Heinz Berstecher und Christof Morlock.
Karl Holzapfel seit 70 Jahren dabei
Seit 50 Jahren spielt Günter Hampel Trompete und Flügelhorn, Manfred Schweikert hat mit dem Horn begonnen, inzwischen macht er 60 Jahre Musik, jetzt auf der Tuba. Karl Holzapfel ist seit 70 Jahren im Verein, aktiv und passiv.
Ralf Holzapfel durfte ebenfalls eine Ehrung entgegennehmen und zwar für die 15 Jahre, die er den Musikverein Mötzingen dirigiert.
Und zum Abschluss des Festaktes, vor dem Stehempfang, dirigierte er unter anderem den "Marsch der Märsche", den Florentiner von Julius Fucik.
