Bei jedem Treffen geht es um die Anliegen im Ort, der Kirche oder einzelner Menschen. Foto: Roller

Für den ein oder anderen gehört das Gebet zum Alltag, für andere wiederum überhaupt nicht. In Sulz ist sich so mancher sicher: Das Gebet hat schon viel bewirkt.

Wildberg-Sulz - Alles begann im Jahr 1923. Wer in Sulz einmal etwas in die Geschichte eintaucht, findet eine Evangelisation in diesem Jahr. Und um sich für diese vorzubereiten, gründeten einige Männer eine "Gebetszusammenkunft". Sie sollte ihnen und auch den späteren Zuhörern die Herzen und Ohren öffnen; sich eben auf anstehende Zeiten vorzubereiten.

Das Ziel von vor 100 Jahren hat sich bis heute gehalten. Wöchentlich treffen sich einige Sulzer, um für den Ort, geplante Projekte oder Gebetsanliegen einzelner Personen ins Gespräch mit Gott zu treten. Seit 100 Jahren steht für viele Sulzer fest: Die Gebete tragen den Ort. Gerade bei wichtigen Entscheidungen oder großen Projekten.

Jugendarbeit rückt in den Fokus

Doch noch einmal zurück: Die Geschichte der heutigen "Gebetsstunde" reicht weit zurück. Damals sprach man von einer Erweckung, und es gründete sich ein Jugendbund, der die Gebetszusammenkunft beibehielt. Obwohl es im Ort die Gruppen der "Altpietisten" und der "Süddeutschen" gab, war die Gebetsversammlung von beiden besucht. Durchs Gebet rückte die Jugendarbeit mehr in den Fokus – Kinderstunde, Mädchenkreis und Bubenjungschar um genau zu sein. Aus diesen entwickelte sich später der CVJM Sulz.

Um Platz für die Gruppen zu bieten, wurden Jungscharheim und Gemeinschaftshaus gebaut. So fand auch die Gebetsstunde im Gemeinschaftshaus ihren festen Platz. Bis heute – allerdings im neu gebauten Gemeinschaftshaus – trifft sich die Gruppe am Bach. Zur so genannten "Schtond", der Gemeinschaftsstunde am Sonntag trafen sich bis zu 100 Sulzer. Die Süddeutsche Gemeinschaft, unter deren Leitung die Gebetsstunde viele Jahrzehnte stand, wurde immer älter und der CVJM übernahm.

Ein Anliegen für den Ort zu beten

Mittlerweile ist auch das Gemeinschaftshaus erneuert worden, und die Gebetsstunde hat dort ihren Platz gefunden. Und obwohl es in 100 Jahren so einige Krisen und Ausfälle und sonstiges gab – nicht zuletzt die Corona-Pandemie – ist die Gebetsstunde beinahe nie ausgefallen. Und so finden sich bis heute jeden Dienstag um 19.30 Uhr zehn bis 15 Sulzer zusammen. Singen gemeinsam, hören eine Andacht und beten für den gesamten Ort.

"Das Anliegen, für Sulz und seine Bewohner zu beten, wird bis heute weiter praktiziert. Es gilt Jesu Zusage: ›Wo zwei oder drei in meinem Namen zusammen sind, da bin ich mitten unter ihnen‹", so ist die Geschichte in einem Bericht von Eugen Proß im Buch des CVJM Sulz festgehalten. Er leitete die Gebetsstunde viele Jahre lang.

Jubiläumsveranstaltung im Juni

Seit einigen Jahren hat Timo Roller die Leitung übernommen. Für ihn ist ganz klar: "Gebet ist so wichtig. Für Sulz ist das eine Art ›Geheimwaffe‹, die alle Aufgaben und Dienste begleitet. Und viele Projekte und Menschen trägt." Der 50-Jährige hat für das besondere Jubiläumsjahr so einige "Gebetsstunden Spezial" geplant. Schon im vergangenen Jahr haben die Mitglieder sich in der Sakristei der Michaelskirche in Sulz zusammengefunden und sich mit einem Film, das Leben damaliger Mönche zu Gemüte geführt. "Es war wirklich kalt, aber sehr eindruckvoll", betont Roller. In dieser Woche folgte ein Abend innerhalb der Allianzgebetswoche, bei dem die Gebetsstunde in den Fokus rückte.

Und drei weitere Veranstaltungen sind geplant. So will man am 21. März das Kloster Hirsau mit Pfarrer Sebastian Steinbach besichtigen. Am 13. Juni besucht Prälat Ralf Albrecht den Wildberger Teilort zur Jubiläumsveranstaltung. Er wird im Gemeinschaftshaus zum Thema "Je länger ich bete, desto weniger rede ich" referieren. Am 7. November soll sich dann alles genauer um die Geschichte der Gebetsstunde handeln – beim Themenabend "Friedrich Fabriz, Paul Müller – auf den Spuren historischer Glaubensvorbilder".