Mit einem Festakt in Calws Aula feierten Schüler, Lehrer und Gäste die Einweihung des sanierten Ostflügels der Realschule. Dabei nahm auch eine bedeutende Person ihren Abschied.
Das Publikum sitzt in Dunkelheit, die Bühne ist hell erleuchtet. Nach und nach reihen sich dort immer mehr Schüler ein, schließlich postieren sich auch die Lehrer davor. „Unsere Schule ist wie nagelneu“, singen sie. Erst zu wenigen, schließlich alle.
Es ist ein Symbol für die „Schule mit Herz“, wie Realschulrektorin Claudia Hein-Lutz ihre Bildungsstätte nennt. Und die Beteiligten haben allen Grund für ihr Lied, dass sie am Freitagvormittag in der Calwer Aula beim Festakt zur offiziellen Einweihung des Ostflügels der Heinrich-Immanuel-Perrot-Realschule zum Besten geben.
Denn dieser Gebäudeteil, das zeigt ein Rundgang durch die Schule, erstrahlt tatsächlich wie nagelneu. Und im Grunde ist er das auch fast.
Denn in knapp zwei Jahren Bauzeit (los ging es im November 2023) wurde bei der Generalsanierung auch praktisch alles gemacht – unter anderem die Sanitäranlagen, die Technikräume, die Heizung, die Lüftung, die Fassade, Putz-, Fliesen-, Maler- und Schlosserarbeiten sowie der Brandschutz und ein Aufzugturm.
Realschule soll sauber und frei von Vandalismus bleiben
Zum Beginn des Schuljahres 2025/2026 durften die Schüler wieder Einzug halten. Rund 10,3 Millionen Euro kostete das Ganze.
In einer Videobotschaft kommen bei der Feier Beteiligte zu Wort. Lehrer, Schüler, Calws Oberbürgermeister Florian Kling, Architekt Heinrich Hohmann vom Büro 21-arch GmbH. Alle bringen ihre Freude über das Ergebnis der Sanierung zum Ausdruck, benennen ihre Lieblingsplätze im sanierten Bau, wünschen sich aber auch, dass der Ostflügel sauber und frei von Vandalismus bleiben möge.
„Vom Groben ins Feine“, berichtet Hohmann, sei das Projekt vorangeschritten, von der grundsätzlichen künftigen Nutzung vorhandener Flächen bis zur Ausstattung, „um für die Schule das Optimum rauszuholen“.
Hohmann hat bereits seit langem einen Bezug zur Realschule, berichtet er. Er selbst besuchte das benachbarte Hermann-Hesse-Gymnasium – und war mit dem Sohn jenes Architekten befreundet, der das heutige Realschulgebäude entworfen hatte.
Für ihn bedeutete das Projekt indes auch einen Abschied. Denn diese Sanierung war Hohmanns letztes Projekt vor dem Ruhestand. Damit tritt eine bedeutende Persönlichkeit von Calws Bühne. Denn Hohmann war jahrzehntelang für die Stadt im Einsatz, setzte unter anderem Projekte in Sachen Stadtbücherei, Aula, Maria-von-Linden-Gymnasium und Freibad Stammheim um.
Ein neues Kapitel in einem dicken Buch
Und zu tun gäbe es noch einiges. Denn wie Oberbürgermeister Kling am Rande bemerkt, habe Calw noch „viele andere Gebäude, die auch dringend saniert werden müssen“.
Die Freude über den Ostflügel trübt das aber nicht. Ein Gebäude, so Hein-Lutz, dass Schüler und Lehrer nun „zum neuen Zuhause“ machen dürfen. Ein neues Kapitel in einem dicken Buch.
Denn seit 1828, erzählt die Rektorin, werde an Calws Realschule Geschichte geschrieben. Hier unterrichtete die erste weibliche Lehrerin an einer höheren Schule in ganz Württemberg – Marie Gundert, Hermann Hesses Mutter.
Doch nicht nur der Blick in die Vergangenheit sei wichtig, es gelte auch die Zukunft zu gestalten. Und am Anfang jeder Biografie stehe die Bildung.
Hein-Lutz zeigt sich „dankbar und froh“ über die gelungene Sanierung – obgleich sie die Arbeiten selbst mit einem Zwinkern betrachtet. Immerhin bringe es Tücken mit sich, „zwei Jahre lang Tür an Tür mit einer Sanierung“ zu unterrichten. Lärm, Schmutz, vibrierende Gebäudeteile und immer wieder mal ein Feueralarm, zählt sie dabei etwa auf.
Gestaltung des Lernraums hat tiefgreifenden Einfluss auf das Lernen
Staatssekretärin Sandra Boser würdigt in ihrem Grußwort schließlich die Konzepte der Schule, die passgenau Schüler förderten, die Stadt Calw, die wieder einmal in Bildung investiert habe, aber auch die entstandenen Räume. „Als dritter Pädagoge“ seien letztere nicht zu unterschätzen.
Dem zugrunde liegt das Konzept, dass die Gestaltung des Lernraums tiefgreifenden Einfluss auf das Lernen von Kindern habe. Trifft dieses zu, dürfte dem Lernerfolg der Calwer Realschüler nichts mehr im Weg stehen.