Für Aufsteiger 1. Göppinger SV geht der Kampf gegen den Abstieg weiter. Trainer Gianni Coveli spricht über die Bedeutung des Regionalligaverbleibs für den Verein, seinen prominenten Neuzugang und die eigene Zukunft.
Der 1. Göppinger SV peilt einen guten Auftakt in die restlichen 14 Regionalligaspiele an. Trainer Gianni Coveli schätzt die Lage vor dem Re-Start an diesem Samstag (14 Uhr) bei der SG Barockstadt Fulda-Lehnerz ein und gibt ein Treuebekenntnis ab.
Herr Coveli, der GSV hat eine gelungene Vorbereitung hinter sich. Was versprechen Sie sich davon?
Ein gutes Gefühl für die restlichen 14 Spiele, mehr aber auch nicht.
Die Generalprobe im Test bei Regionalliga-Spitzenreiter TSG Hoffenheim II endete 0:0. Hat das Ergebnis Aussagekraft?
Definitiv hat es das. In der Liga haben wir gegen diesen Gegner 3:4 und 0:4 verloren. Wir haben inzwischen viele Themen aufgearbeitet, in denen wir Defizite hatten. In Hoffenheim habe ich gesehen, dass die Mannschaft viel angenommen hat und sich weiterentwickelt hat.
Speziell in welchen Bereichen?
Es sind viele kleine Punkte. Knackpunkt aber war die Effizienz – vorne und hinten. Wir waren oft zu nachlässig vor dem gegnerischen Tor, aber auch vor dem eigenen.
Wie schwer wird der Klassenverbleib?
Sehr schwer. Derzeit stehen Waldhof Mannheim und der VfB Stuttgart II in der dritten Liga auf einem Abstiegsplatz. Bleibt das so, würde das am Saisonende fünf Absteiger aus der Regionalliga Südwest bedeuten. In diesem Fall wären wir aktuell nur einen Platz über dem Strich. Wir wissen, was uns erwartet, und stellen uns auf einen harten Kampf bis zum letzten Spieltag ein.
Rückkehrer Kevin Dicklhuber blieb in den Vorbereitungsspielen ohne eigenen Treffer. Hebt er es sich seine Tor-Premiere für den Pflichtspielauftakt in Fulda auf?
Das weiß nicht, aber das ist auch gar nicht so wichtig. Dickl hat in der Vorbereitung schon seine Spielintelligenz, Übersicht und Ballsicherheit gezeigt, immer wieder auch seine Mitspieler in eine gute Position gebracht. Wir profitieren als Team von seiner Qualität – nur das ist entscheidend.
Wie bringt er sich insgesamt ein?
Absolut top – auf und außerhalb des Platzes. Es zahlt sich aus, dass wir beide einen guten Draht zueinander haben. Überpaced er einmal, gibt es von mir eine kurze Ansage und er ist sofort wieder in der Spur. Dickl lebt von seinen Emotionen, die darf und soll er definitiv auch ausleben, nur eben zielgerichtet.
Er spielt unter Ihnen im zentralen, offensiven Mittelfeld?
Dickl kannst du überall hinstellen, aber bisher spielt er auf der Zehn oder auf der Achterposition.
Sie sind ein Trainer, der auffallend häufig System und Grundordnung ändert – auch während der Spiele. Woher kommt dies?
Ich versuche der Mannschaft viele Lösungen an die Hand zu geben, ohne sie zu überfrachten. Das geht nicht, wenn ich auf ein System festgelegt bin. Durch die taktische Variabilität sind wir zudem schwerer auszurechnen.
Wer hat Sie in dieser Rolle als Taktik-Tüftler geprägt?
In der A-Jugend bei den Stuttgarter Kickers hatte ich mit Günter Rommel einen sehr interessanten Trainer. Im Erwachsenenfußball war dann sicher Martin Hägele prägend. Wir sind mit 07 Ludwigsburg damals als Feierabendfußballer in die Regionalliga aufgestiegen. Es herrschten ähnliche Voraussetzungen wie jetzt in Göppingen.
Wie wichtig wäre es, mit dem GSV nicht gleich im ersten Jahr wieder in die Oberliga abzusteigen?
Enorm wichtig. Wir haben so viele Dinge angestoßen, auch einiges an Geld in die Hand genommen, um die Strukturen anzupassen. Für diesen Aufwand wollen wir uns belohnen, davon wollen wir nachhaltig profitieren.
Werden Sie definitiv – unabhängig von der Liga – in der neuen Saison Trainer beim GSV sein?
(lacht) Wie sagen die Profis immer, man weiß nicht, was die Zukunft bringt.
Das klingt nicht nach einem Treuebekenntnis.
Doch, das ist es. Ich habe zwei Vorstände, zu denen ich ein sehr großes Vertrauensverhältnis habe, das auf Gegenseitigkeit beruht. Da muss ich nicht mit irgendwelchen anderen Angeboten kokettieren. Wir wissen, was wir aneinander haben. Es gilt vielmehr, die Weichen zu stellen, um nachhaltig in der Regionalliga spielen zu können. Da gehört nicht nur die erste Mannschaft dazu, sondern es gilt, die kompletten Strukturen zu prüfen.
Sie sind beruflicht stark eingespannt, fungieren beim GSV als Sportdirektor und Chefcoach in Personalunion. Ist es Ihr Wunsch, künftig für das große Ganze verantwortlich zu sein und einen Trainer ihres Vertrauens zu installieren?
Man muss schauen, wer mehr Unterstützung braucht. Natürlich ist die aktuelle Konstellation für mich sehr anstrengend und irgendwann geht es wirklich an die Substanz, aber aktuell macht es mir in dieser Konstellation sehr viel Spaß. Alle ziehen voll mit. Mitte März ist eine entscheidende Ausschusssitzung beim GSV, dann werden wir sehen, was mittelfristig die beste Lösung darstellt. Ob ich zukünftig dann in der Doppelfunktion weitermache oder ob ich meinen Fokus auf eine Tätigkeit lege.
Ihr Aufstiegstipp?
Der FSV Frankfurt hat ein schweres Nachholspiel schon mal gewonnen. Sie werden mit Offenbach und den Stuttgarter Kickers der TSG Hoffenheim II auf den Fersen bleiben. Ich bin sicher, dass die Hoffenheimer hoch wollen und sie haben auch die Qualität dafür. Nur kann es schon ein Nachteil sein, wenn im Verein zu viel Ballett herrscht, Spieler hochgezogen werden und die Abläufe dadurch durcheinander kommen. Entschieden wird das Ganze dann ab April, wenn nicht nur die fußballerischen Qualitäten entscheidend sind, sondern die Nerven, der Rucksack, den einer mit sich trägt.
Gianni Coveli
Karriere
Gianni Coveli wurde am 31. Juli 1970 in Stuttgart geboren. Der Mittelfeldspieler war von 1984 bis 1990 für die Stuttgarter Kickers am Ball, danach für die TSF Ditzingen, die SpVgg 07 Ludwigsburg und den TSV Schwieberdingen. Als Trainer arbeitete er für den TSV Schwieberdingen, die SpVgg 07 Ludwigsburg, den FSV 08 Bissingen und seit 2014 für den 1. Göppinger SV, mit dem er 2016 in die Oberliga und 2024 in die Regionalliga aufstieg. Auch mit seinen vorherigen Clubs gelangen ihm insgesamt drei Aufstiege als Trainer.
Persönliches
Coveli ist verheiratet mit Ute. Das Paar hat die Kinder Nina und Colin und wohnt in Esslingen. Er betreibt das Sportartikelhersteller-Unternehmen SX Pro Solutions mit Sitz in Esslingen. (jüf)