Was lange währte, wurde nicht nur gut, sondern, so kann man mit Fug und Recht sagen, perfekt: Das Rathaus in Stein wurde nach der Generalsanierung im Beisein vieler Gäste eingeweiht.
Hechingen-Stein - Auch wer der Ortschaftsverwaltung in jüngerer Zeit keinen Besuch abgestattet hat, hat sicherlich schon die Gelegenheit genutzt, im Vorbeigehen einen kurzen Blick ins Rathaus zu werfen. Möglich machen das die bodentiefen Fenster, die den einladenden Charakter des Gebäudes unterstreichen. Doch ein kurzer Blick kann natürlich weder eine ausführliche Besichtigung ersetzen, noch die Neugierde befriedigen. Am Sonntag konnte das Haus deshalb in Augenschein genommen werden – ganz offiziell und ausgiebig.
Wer der Einladung folgte und einen Rundgang durch die Räume unternahm, hat sicherlich denselben Eindruck gewonnen wie Bürgermeister Philipp Hahn, der diesen beim Festakt auf den Punkt brachte: "Das Ergebnis ist ganz hervorragend."
Blick ins Schwäbische Wörterbuch von 1920
Im Vorfeld der Einweihung, bei der neben den Bürgern auch viele Stadt- und Ortschaftsräte anwesend waren, hat Philipp Hahn einen Blick ins Schwäbische Wörterbuch von 1920 geworden, das für Anlässe wie diesen zahlreiche kluge Sprüche parat hat. "Heute werden jedoch ganz andere Akzente gesetzt", betonte Hahn und erinnerte an einen Satz von Ortsvorsteher Harald Kleindienst, der Sinn und Zweck des Gebäudes treffend beschreibt: "Dieses Haus ist ein Haus der Bürger."
Um dem stark sanierungsbedürftigen Gebäude neues Leben einzuhauchen, wurde viel Geld in die Hand genommen. 1,15 Millionen Euro hat die Generalsanierung, die mit 30 000 Euro vom Land gefördert wurde, insgesamt gekostet. Federführend betreut hat das Projekt, an dessen Umsetzung 23 Gewerke beteiligt waren, Michael Werner vom städtischen Fachgebiet Hochbau. Er warf am Sonntag noch einmal einen Blick zurück auf die Umbauphase des im Jahre 1920 errichteten und 1972 zuletzt renovierten Gebäudes.
Als er das Rathaus 2018 besichtigt habe, sei der Sanierungsbedarf offensichtlich und sein erster Gedanke gewesen: "Do ischt älles hee." Anfänglich stand sogar ein Abbruch im Raum. Da das Haus jedoch ortsbildprägend und mit einer wechselvollen Geschichte behaftet ist, sei dieser Gedanke aber wieder verworfen worden.
Nachdem eine Untersuchung ergeben habe, dass sich der Bestand noch retten lasse, wurde losgelegt. Zielvorgaben waren ein barrierefreier Zugang und eine multifunktionale Nutzung des großen Saales. Zudem sollten im Obergeschoss verschiedene Steinemer Vereine Platz finden. Viele Wünsche auf einmal, die letztlich jedoch alle umgesetzt werden konnten. "Unsere Mission, das alte Schulhaus in ein Bürgerhaus zu verwandeln, ist fristgerecht gelungen. Jetzt liegt es an Ihnen, das Gebäude mit Leben zu füllen", wandte er sich an die Bürger.
Geschenk zum Einzug
Dass das Rathaus zunächst als Volksschule, und später als Bankfiliale diente, daran erinnerte Ortsvorsteher Harald Kleindienst. Erst in den 70er Jahren zog mit Gerd Schollian, der zunächst Bürgermeister und später hauptamtlicher Ortsvorsteher war, die Verwaltung ins Obergeschoss. Auf Schollian folgten die Ortsvorsteher Josef Mayer und Klaus Schetter, die sich, wie Kleindienst betonte, während ihrer Amtszeit ebenfalls schon für eine Sanierung stark machten. Nach nunmehr 20 Jahren sei diese jetzt umgesetzt – "und dabei heraus kam dieses Schmuckstück", freute sich Kleindienst, dem Meta Staudt im Namen seiner Ortsvorsteherkollegen ein Geschenk zum Einzug überreichte.
Musikalisch umrahmt wurde der Festakt von den Steinemer "Zäpfleschnäppern" Für die Bewirtung der Besucher sorgte die Narrenzunft und zur Unterhaltung der jungen Gäste hatte die Tanzgruppe eine Mal- und Schminkecke eingerichtet. Sämtliche Spenden aus der Veranstaltung kommen dem Jugendtreff zugute, dessen neues Domizil bereits in Planung ist.