Elton soll der Quizshow für Kinder künftig mehr Pfiff geben. Foto: dpa

Elton moderiert von Samstag an "1, 2 oder 3", die älteste deutsche TV-Kindersendung.

Dass Elton von Samstag an "1, 2 oder 3" moderiert, scheint den Niedergang der ältesten deutschen Kindersendung zu belegen. Dabei passt Raabs Ex-Praktikant perfekt auf den Posten, den einst Michael Schanze inne hatte.

Nein, früher war nicht alles besser. Früher, da war die Luft voll Blei, der Esstisch voll ungesunder Sachen und selbst in Zahncreme Zucker. Auch die Glotze hatte früher keinesfalls mehr Niveau, wie oft behauptet wird. Nur weniger Kanäle. Eins aber bleibt auf ewig unschlagbar: das Kinderfernsehen von einst. 1977 etwa, die "Biene Maja" erhob bereits pure Ereignislosigkeit zum Stil und die "Rappelkiste" jugendlichen Eigensinn zum Wert, da hüpfte Michael Schanze auf die Bühne, steckte sich einen Finger in den Mund und machte damit ein legendäres Geräusch: Plopp.

"Ehrlichkeit ist das Erfolgsgeheimnis"

Lange her. 2010 hat es sich längst ausgeploppt bei "1, 2 oder 3". Statt samstagmittags läuft das Quiz um 8.25 Uhr - ein pädagogisch destruktiver Sendeplatz -, und bekommt nun den Moderator, den es verdient: Alexander Duszat, genannt Elton, der Inbegriff des Beliebigen im Fernsehen. Nachdem Stefan Raab seinen Praktikanten vor zehn Jahren in den Orbit der C-Prominenz geschossen hat, schafft es der eigenschaftslose Knuddelbär mit 39 Jahren im Alphabet der Telebekanntheit nun einen Buchstaben zurück - in die B-Prominenz.

Und das wundert ihn selbst am meisten. "Unentwegt sogar", sagt der gebürtige Berliner mit Wohnsitz in Köln. Elton ist nicht populär, weil ihn etwas Besonderes kennzeichnet, Eltons Alleinstellungsmerkmal ist im Gegenteil dessen gänzliches Fehlen. "Ehrlichkeit ist das Erfolgsgeheimnis", sagt das Allerweltsgesicht. Ihm glaubt man selbst diese Plattitüde.

Die Verkindlichung des Fernsehens

Denn so sehr er sich auch durch all die Raab-Verwertungen von Turmspringen über Stock-Car-Rennen bis Wok-WM hetzen, so viele Zoten er auch bei "Elton vs. Simon" über sich ergehen lassen muss - Duszat ist eines der wenigen Gesichter im Event-TV, dem man die Unbefangenheit abkauft. Als personifizierter Kindergeburtstag für Erwachsene, wie er seine Art Unterhaltung beschreibt, besser noch: "personifizierte Ferienlager-Party pubertierender Jugendlicher, wenn die Erzieher schlafen", wie ihn der Medienkritiker Stefan Niggemeier kürzlich nannte, adelt ihn das zum würdigen Nachfolger von Michael Schanze. Der war seinerzeit Deutschlands einziger Moderator von internationalem Rang - eben weil seine Hingabe für den Nachwuchs kein Markenzeichen war, sondern offenbar Leidenschaft entsprang.

Die Verkindlichung des Fernsehens

Wie bei seinem Vorgänger, ist Eltons Beliebtheitsrezept also, sich mit Zuschauern und Kandidaten gemein zu machen, so jung sie auch sind. Natürlich hätten Typen wie er ein bisschen zur Verkindlichung des Mediums beigetragen, räumt der zweifache Vater ein: "Aber eigentlich gab's das schon immer", sagt Elton. Auch ein Thomas Gottschalk habe bei "Wetten, dass...?" eine "neue Form der Infantilität ins Abendprogramm gehoben, die sich in den 80ern durchgesetzt hat. Da bin ich nur einer von vielen".

Und weil er das ist, kann man ihn sogar als eine Art Beständigkeitsfaktor im Durchlauferhitzer Entertainment sehen. Einer, der sich trotz offenkundiger Mängel an Stimmvolumen, Talent und Handwerk unbeirrt hält. Einer, der diesem Phänomen demnächst sogar in Buchform auf den Grund gehen will - Titel: "Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen. Zum Glück bin ich keins". Der wie sein Mentor Stefan Raab keinen Schmerz scheut, um dem Publikum die Illusion guter Unterhaltung zu geben.

Selbst eine Episodenrolle im "Tatort" hält Elton dank "1, 2 oder 3" nicht für ausgeschlossen. Zumal in seinem Alter, wo man sich überlegen muss, "ob man ewig gegen Wände laufen und rumulken will". Bei seinen Artgenossen der Spezies TV-Bespaßer würde man jetzt vor Fremdscham zu Boden blicken; Alexander Duszat sieht man da besser fest in die Augen. Einen Elton kriegt so schnell keiner weg vom Bildschirm.

ZDF, Samstag, 8.25 Uhr

Wiederholung: Kika, 14.30 Uhr