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Die Lage ist dramatisch. Darin sind sich die Roten nach dem 0:4 (0:2) bei Bayer 04 Leverkusen einig. Denn der Tiefpunkt ist erreicht Die Angst greift um sich.

Leverkusen - Schlimmer geht's nimmer. Die Lage ist dramatisch. Darin sind sich die Roten nach dem 0:4 (0:2) bei Bayer 04 Leverkusen einig. Denn der Tiefpunkt ist erreicht: als Vorletzter in der Tabelle, aber auch, was die Gesamtverfassung betrifft. Die Angst greift um sich. Aber keiner hat ein Rezept dagegen.

Wie begossene Pudel standen die VfB-Profis am Ende in der Gäste-Kurve der Leverkusener Arena. Gerade wurden sie vom Gegner gedemütigt, jetzt von den eigenen Fans verspottet. Schon vor dem Schlusspfiff skandierten die mitgereisten VfB-Anhänger: "Vorstand raus! Wir haben die Schnauze voll."

Serdar Tasci im Übrigen auch. Der Nationalspieler brummte nach dem Desaster am Sonntagnachmittag: "Wir haben einfach nur Scheiß gespielt, von Anfang bis Ende."

Stefan Kießling mit seinen Saisontoren Nummer zehn bis zwölf (22./59./87., Foulelfmeter) sowie der Schweizer Eren Derdiyok (38.) machten den achten Leverkusener Saisonerfolg perfekt. Dabei hatte der VfB noch Glück, dass die Niederlage nicht höher ausgefallen ist. Toni Kroos, der im Mittelfeld alle Freiheiten hatte, traf zweimal den Pfosten (19. und 31.).

Und der VfB? Nicht nur die Abteilung Sturm und Drang war erneut nur theoretisch auf dem Platz. Praktisch aber fand weder ein geordnetes Defensiv- noch ein konstruktives Offensivspiel statt. Ohne Mumm vergab Pawel Pogrebnjak die einzige Chance vor der Pause "dilettantisch", wie Manager Horst Heldt später gereizt feststellte. Überhaupt: Der Sportdirektor war kaum zu bremsen und redete sich in der Halbzeit den Frust von der Seele: "Wir spielen großen Mist zusammen. Was einige Leute abliefern, habe ich in so einer Situation noch nie gesehen. Wir sind 17. - und die spielen Hacke, Spitze, eins, zwei, drei. Das ist 'ne Voll-Katastrophe. Am besten, der Trainer wechselt alle elf Spieler aus."

Wer den blutleeren Auftritt in Leverkusen gesehen hat, fragt sich mit Sorge: Ist dieser VfB denn noch zu retten?

Genau das müssen sich jetzt auch Manager Heldt und seine Vorstandskollegen ernsthaft fragen. Denn die Lage ist dramatisch, wie Alexander Hleb zugibt. Der Weißrusse sprach "von der größten Blamage", die er als Profi erlebt habe: "Ich weiß nicht, warum wir so Angst haben. Aber wir können nicht einmal mehr den Ball stoppen." Hleb nahm in seiner kritischen Analyse die ganze Mannschaft in Haftung und hielt anschließend ein Plädoyer für Teamchef Markus Babbel: "Es ist unsere Schuld. Markus ist der Richtige. Wenn er weg wäre, ginge alles kaputt."

Dabei ist der VfB Stuttgart gar nicht so weit weg vom Totalschaden. Der Kampf um den Klassenverbleib ist bittere Realität. Horst Heldt stellte nach der Pleite in Leverkusen sogar die "Charakterfrage": "Ich erwarte, dass die Spieler einfach wissen, dass es hier um die Existenz des Vereins geht und nicht um ihre eigene Existenz - weil die dann sowieso im Keller ist, wenn der Verein absteigt. Und wenn sie so weitermachen, dann steigt der Verein ab. Und dann finden sich ganz viele Spieler auf einmal da wieder, wo sie sich nie wieder sehen würden - nämlich gleich beim Arbeitsamt."

Aber nur wenige Spieler haben das offensichtlich verinnerlicht. Sie reden zwar unentwegt von der drohenden Gefahr Abstieg, aber auf dem Platz zeigen sie meistens das Gegenteil.

Doch davon will Teamchef Markus Babbel, der erneut seinen Trainerlehrgang schwänzt, nichts wissen. Natürlich sei die Situation "unbefriedigend und frustrierend", sagte er. Aber wie er die Talfahrt stoppen will, konnte er nicht sagen. Nur, dass die "Mannschaft als Kollektiv" versagt hat" und es jetzt an der Zeit sei, "dass sie Reaktion zeigt". Am besten im Abstiegsduell am kommenden Samstag (15.30 Uhr, MercedesBenz-Arena) gegen den VfL Bochum. Wenn nicht, das weiß auch Markus Babbel, "wird es eng für mich. Aber ich hoffe, dass ich weiterarbeiten darf."