Auch in Zukunft sollen die Züge aus dem Zollernalbkreis direkt in den Stuttgarter Hauptbahnhof rollen. Dafür will der Kreistag etwas tun – aber nicht sinnlos Geld ausgeben. Foto: Symbolfoto: Murat

Kreistag will sich weiter für Ausbau und Elektrifizierung einsetzen. Derzeit unsichere Finanzierungslage.

Zollernalbkreis- Ungewissheit zieht sich als roter Faden durch die Beratungen des Kreistags über den Ausbau und die Elektrifizierung der Zollernbahn.

Mancher Kreisrat hofft euphorisch, mancher warnt bangend, und letztlich geht es vor ums Geld. Das wurde in der gestrigen Sitzung des Kreistags deutlich. Denn die Unterstützung des Bundes für das "Jahrhundertprojekt" (Konrad Flegr, Grüne) nach dem 2019 auslaufenden GVFG (Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz) ist unsicher. Deswegen war sich das Gremium fraktionsübergreifend einig, vorerst keine Planungen zu beauftragen, deren Ergebnisse rechtsverbindlich wären oder im zeitlichen Verlauf hinfällig werden könnten.

Anlass für eine intensive, teils emotionale Diskussion war ein Bericht über den Stand der Vorplanungen – und jüngste Rundfunk-Meldungen, dass das erste der drei Module des Projekts Regionalstadtbahn Neckar-Alb Aussicht habe, aus Mitteln des GVFG finanziert zu werden.

Der Projektleiter der Bahn-Tochterfirma DB International legte mit vielen lokalen Beispielen dar, was die bisherigen Vermessungen für die Zweigleisigkeit der Strecke zwischen Tübingen und Albstadt ergeben haben, wo deren entlang die baulichen Knackpunkte liegen, und wie der weitere zeitliche Plan aussieht. Ein Baubeginn vor 2017 ist demnach aufgrund der ungesicherten Finanzierung unrealistisch. Und die Kosten von derzeit grob geschätzten 270 Millionen Euro dürften letztlich noch höher liegen.

Albstadts Oberbürgermeister Jürgen Gneveckow freute sich, obwohl die geplante Reaktivierung der seit 2000 stillgelegten Talgangbahn mit zu den seit der ersten Berechnung gestiegenen Kosten beiträgt: Es komme Fahrt in die Sache. Seine Hoffnung ist, dass das Land für die wegfallende GVFG-Förderung einspringen wird. Modul 1 (die Ammer- und Ermstalbahnen) sei nur der Einstieg, Modul 2 und 3, den Ausbau gehörten unweigerlich dazu.

Die Landtagsabgeordneten im Kreistag, Landrat Günther Martin Pauli (CDU) und Hans-Martin Haller (SPD) dämpften jedoch die Erwartungen: "Es ist noch ein langer Weg", warnte Pauli, und Haller wollte "die Euphorie im Raum mit etwas Realismus dämpfen". Es sei ein Ärgernis, so Haller, dass die Zollerbahn, deren Elektrifizierung das eigentliche Ziel sei, nicht im noch am ehesten aussichtsreichen Modul 1 enthalten sei.

Bevor nicht klar werde, wie es mit dem GVFG weitergehe, brauche man keine rechtsgültigen Maßnahmen, betonte auch er. Man müsse über eine Ersatzlösung nachdenken – und auch über mögliche Folgekosten des Bahnausbaus für den Kreis reden.

Im Gegensatz zu dem SPD-Kreisrat sprach sich sein Grünen-Kollege Konrad Flegr dafür aus, nicht allein auf eine möglichst schnelle Anbindung in die Oberzentren Tübingen und Reutlingen sowie nach Stuttgart zu setzen: Das feingliedrige, regionale Bahnnetz sollte man nicht aufgeben oder für einen "Tübinger Spleen" halten. Auch der regionale Nahverkehr per Zug müsse möglich bleiben.

Letztendlich lagen die Kreistagsmitglieder in der Sache aber gar nicht so weit auseinander: Einstimmig folgten sie dem Vorschlag der Kreisverwaltung, die nächsten Schritte der Vorplanung zu gehen.