Zwei von drei Haushalten im Zollernalbkreis haben sie: die braune Tonne. Insgesamt werden jährlich 8000 bis 8500 Tonnen Biomüll getrennt erfasst. Foto: dpa

Landkreis schreibt Aufträge zur Verarbeitung des Bioabfalls mit den Kreisen Tübingen und Reutlingen aus.

Zollernalbkreis - Der Zollernalbkreis strebt eine Bioabfallverwertung mit der Stadt Reutlingen und den Landkreisen Reutlingen und Tübingen an. Das ist Thema im Kreistagsausschuss für Umwelt und Technik am Montag, 4. Mai, ab 17 Uhr im Sitzungssaal der Sparkasse Zollernalb in Balingen.

Im Gespräch war eine Vergärungsanlage für die Region Neckar-Alb, die aus Bioabfällen Biogas herstellt. Aber die kommt wohl vorerst nicht. Ab 2016 sollen die Aufträge zur Verarbeitung des Bioabfalls jedoch neu vergeben werden, und zwar gemeinsam von den drei Partnern. Kosten für die Beteiligten: jeweils 4500 bis 5000 Euro.

Was die Vergärungsanlage angeht, war unklar, wo sie gebaut werden sollte und was sie bei einer Vertragsdauer von mindestens zwölf Jahren kostet. Unklar war auch die Rechtsform, in der die Anlage betrieben werden soll. Zwar wäre zusammengerechnet genügend Bioabfall vorhanden – etwa 30.000 Tonnen im Jahr –, aber nicht alle Gesprächspartner sind bereit, für den Betrieb einer solchen Entsorgungsanlage über einen längeren Zeitraum hinweg einen Mehrpreis zu bezahlen. Zu den Kritikern gehört auch der Zollernalbkreis.

Nach Berechnung durch externe Gutachter wird ab 2018/2019 mit einem Entsorgungspreis von "mindestens" 78 Euro pro Tonne Bioabfall, zuzüglich Transportkosten, gerechnet. Das würde für den Zollernalbkreis bei geschätzten 8500 Tonnen Biomüll im Jahr Mehrkosten von mindestens 170.000 Euro pro Jahr bedeuten.

Unklar ist zudem, wie es sich auswirken würde, wenn die garantierten Mindestmengen in zehn Jahren nicht mehr geliefert werden könnten. Und die Ergebnisse eines Versuchs mit der Vergärungsanlage Freudenstadt hat nach Mitteilung des Abfallwirtschaftsamts "ernüchternde Ergebnisse" geliefert: Der Biomüll aus dem Zollernalbkreis sei zu heterogen, sprich, die Vergärungsanlage könne nicht alles verarbeiten, was in der Biotonne gesammelt wird. Steige der Störstoffanteil im Biomüll nur geringfügig, werde er in der Vergärungsanlage erst gar nicht angenommen. Erschwerend komme hinzu, dass die Kosten für die Bearbeitung in einer solchen Anlage höher seien als in einer Kompostieranlage.

Im Zollernalbkreis haben nach Angaben des Abfallwirtschaftsamts mehr als 60 Prozent der Haushalte und Gewerbebetriebe eine "braune Tonne"; in den vergangenen Jahren wurden jährlich zwischen 8000 und 8500 Tonnen Bioabfall getrennt erfasst. Nach der letzten EU-weiten Ausschreibung muss der Landkreis bis zum Jahresende 68,31 Euro pro Tonne Biomüll für die Verwertung und den Transport ab Umschlagstelle Hechingen bezahlen. Der größte Teil des Biomülls von der Zollernalb landet im Kompostwerk Singen. In der Vergärungsanlage in Freudenstadt soll in diesem Jahr eine Teilmenge von bis zu 2000 Tonnen verarbeitet werden. Der Versuch kostet den Landkreis inklusive Transport 99,78 Euro pro Tonne.