Ausnahmezustand in Brüssel: Die Rue de la Loi ist nach einer Explosion in der Metro-Station Maelbeek gesperrt. Auch die Menschen im Zollernalbkreis reagieren betroffen. Foto: Stoffel

Anschläge in Brüssel machen auch im Zollernalbkreis betroffen. Angst lässt sich an Buchungen ablesen.

Zollernalbkreis - Terror in Brüssel: Die Anschläge auf den Flughafen und U-Bahn-Stationen in der Belgischen Hauptstadt beschäftigen auch die Menschen im Zollernalbkreis.

"Die Terroristen wollen unsere Gesellschaft durcheinander bringen, das ist nicht gut", meint Winfried von Hühne, der gerade in der Balinger Fußgängerzone unterwegs ist. Dem ehemaligen Bundeswehrsoldaten gefällt die momentane Situation in der Welt gar nicht: "Frieden ist immer besser als Krieg." Von Anschlägen in Deutschland geht er jedoch nicht aus: "Ich hoffe, dass unsere Sicherheitskräfte wach bleiben und uns alle vor dem Terror schützen."

Mehr Angst hat eine Passantin in der Balinger Fußgängerzone: "Man ist wacher", meint sie. In Deutschland fühle sie sich noch sicher genug, um auch größere Veranstaltungen zu besuchen. Als sie vor kurzem bei einem Konzert in der Stuttgarter Porschearena gewesen sei, habe sie dennoch ein mulmiges Gefühl gehabt. "Wir machen aber keinen Urlaub in diesem Jahr", sagt sie. Schon nach den letzten Anschlägen habe sie ihre Reisen nach Spanien und Bulgarien abgesagt. Auch wenn sie jetzt durch die Balinger Fußgängerzone gehe, frage sie sich bei manchen Leuten: "Was geht in ihren Köpfen vor?"

Das Reisebüro Bühler verzeichnete am Dienstagmorgen aber noch keine Stornierungen, wie eine Mitarbeiterin sagt. Früh am Morgen seien erste Informationen über die Internet-Plattform Twitter gekommen. Dann seien verschiedene Mails eingegangen, die das Team über die Geschehnisse informierten. "Im Nachhinein merkt man solche Anschläge schon", weiß sie. Die Leute würden weniger in Länder wie Ägypten oder die Türkei fliegen. Stattdessen würden sie auf den Kanaren oder in Griechenland Urlaub machen. Und Länder wie Spanien seien deshalb im Sommer buchstäblich überfüllt mit Touristen.

Anja Wallner, Leiterin der Stadtbücherei Haigerloch, will sich von den Anschlägen nicht beeinflussen lassen: "Wenn man jetzt zu Hause sitzen bleibt und nirgendwo mehr hingeht, haben die ja schon gewonnen", meint sie. Sie hat für diesen Sommer bereits Karten für mehrere große Open-Air-Konzerte, und die will sie auch besuchen.

Konrad Wiget, Ortsvorsteher von Haigerloch-Stetten, hat gestern Vormittag gerade seine Frau vom Flughafen abgeholt, die von einer China-Reise zurückkam, als die Nachricht von den Anschlägen kam. Trotz allen Entsetzens darüber wollen er und seine Familie so weiter leben wie bisher. Auch wenn er bei manchen Veranstaltungen vielleicht ein mulmiges Gefühl haben werde, halte er es für völlig falsch, wenn die Leute sich zurückziehen würden und kein öffentliches Leben mehr stattfindet. Natürlich sei man auf dem Land nicht so gefährdet wie in großen Städten.

Auch in Albstadt hält sich die Furcht in Grenzen. Ein Senior quittiert die Frage, ob er künftig noch sorglos das Cannstatter Volksfest besuchen wird, mit dem Hinweis auf sein Alter – "78, ich bin dort nicht so oft" –, fügt dann aber hinzu: "Ich würde mich durch Bombenterror nicht davon abhalten lassen." Und auch die jungen Damen im Reisebüro sind nicht so leicht zu beeindrucken. "Wenn man nur noch über Bomben nachdenkt, geht man am Ende überhaupt nicht mehr aus dem Haus."

Gewiss, dass die Kunden beunruhigt sind, lasse sich an den Buchungen ablesen: "Über Brüssel lässt sich nichts sagen, das ist kein ausgesprochener Urlaubsort, aber Tunesien geht gar nicht mehr, die Türkei hat binnen kurzem stark abgebaut, und Ägypten zieht derzeit nur noch Sporttaucher an. Alles will jetzt nach Spanien." Und die Damen selbst? Die eine war vor einem halben Jahr in Israel – "in Jerusalem, zwei Tage nach dem großen Attentat" – und die andere im Dezember – in Ägypten.