Immer vorwärts: Im Wahlkampf beim Degerfeldfest ist Stella Kirgiane-Efremidou im gemütlichen Oldtimer unterwegs – in der Politik gibt die SPD-Kandidatin für den Wahlkreis Zollernalb/Sigmaringen hingegen richtig Gas. Foto: Eyrich

SPD-Kandidatin rechnet sich Chancen aus, für Wahlkreis Zollern­alb/Sigmaringen in Bundestag einzuziehen.

Zollernalbkreis - Eine realistische Chance, als zweite Abgeordnete für den Wahlkreis Zollernalb/Sigmaringen in den Deutschen Bundestag einzuziehen, rechnet sich SPD-Kandidatin Stella Kirgiane-Efremidou bei der Wahl am 24. September aus – und erklärt, warum das so wichtig sei.

"Warst Du schon bei Stella?" lautet das geflügelte Wort, wenn in Weinheim jemand ein Problem hat. In ihrem Wohnort, wo sie mit ihrem Mann Alexandros Efremidis ein Restaurant betreibt und Stimmenkönigin im Stadtrat ist, gilt Stella Kirgiane-Efremidou als Problemlöserin und Anpackerin, was ihr 2012 das Bundesverdienstkreuz eingebracht hat.

Sie sitzt dem Koordinierungskreis zur Integration, dem griechisch-deutschen Freundeskreis Philia, dem SPD-Ortsverein und dem von ihr gegründeten Stadteilverein "Pro Weststadt" vor, ist Vorstandsmitglied im Netzwerk griechisch-stämmiger Kommunalpolitiker in Europa, im Förderverein der griechisch-orthodoxen Gemeinde Mannheim, in der SPD Baden-Württemberg und Mitglied des Europa- und des Migrationsbeirats.

Seit 29 Jahren laden sie und ihr Mann zum "Essen für einen guten Zweck" ein und haben seither 180.000 Euro gespendet, die Kindern mit Behinderung zugute kommen – weil sie 1989 Seite an Seite mit einer Frau entbunden hat, die ein Kind mit Chromosomendefekt gebar.

Wann schläft die 51-Jährige? "Nie vor 2 Uhr nachts", sagt sie lachend, und ihr Mann fügt hinzu: "Meine Frau hat einen starken Willen, und wenn sie etwas anfängt, will sie es zu Ende bringen."

Auch bei der Bundestagswahl: Schon 2013 hatte Stella Kirgiane-Efremidou für den Wahlkreis Zollernalb/Sigmaringen kandidiert, in dem sie aufgewachsen ist. Nur 0,8 Prozent fehlten der SPD damals, damit sie über die Liste ins Parlament eingezogen wäre. Diesmal, mit Listenplatz 23, könnte es klappen, wenn die Zweitstimmen für die SPD reichen. Der Kreisvorsitzende Alexander Maute betont: "Wir werden wohl nie mehr jemanden mit einem so guten Listenplatz und so gutem Stand in der Partei bekommen."

Warum ist es Stella Kirgiane-Efremidou so wichtig, als zweite Abgeordnete neben CDU-Mann Thomas Bareiß, der erneut die besten Chancen auf das Direktmandat hat, ihren Heimat-Wahlkreis zu vertreten? "Politik wird nicht im Bundestags-Plenum, sondern in den Ausschüssen gemacht", und dort arbeiteten die Abgeordneten eines Wahlkreises oft zusammen. Kein Wunder, dass Tübingen mit vier Bundestagsabgeordneten da meist besser wegkomme als der Zollernalbkreis und Sigmaringen mit nur einem.

"Druck machen, damit der Wahlkreis besser bedient wird"

"Vor vier Jahren haben wir uns über die wichtigsten Themen unterhalten, und jetzt sind es dieselben – es hat sich nichts verändert", das macht Stella Kirgiane-Efremidou auch ein bisschen ungeduldig. "Wir müssen mehr Druck machen, damit der Wahlkreis besser bedient wird, zumal angesichts der vielen Steuern, die hier bezahlt werden", sagt sie und nennt die Themenfelder: Verkehr, ÖPNV, Bahn, Breitbandausbau.

Auch der Ärztemangel macht ihr Sorgen: "Wir müssen mehr Anreize schaffen für Ärzte, in den ländlichen Raum zu kommen – aber dafür muss die Infrastruktur stimmen." Dann müssten auch Menschen im Alter nicht in die Stadt umziehen, nur weil sie nicht mehr Autofahren könnten: "Wer 60, 70 Jahre in seiner Heimat gelebt hat, verdient es, bis zum Schluss dort bleiben zu können."

Mit Blick auf die Ortsumfahrung Lautlingen betont Stella Kirgiane-Efremidou, dass es "keine Ortsumfahrung wert ist, die Bevölkerung im Ort zu spalten", und plädiert dafür, dass sich alle einvernehmlich für die durchsetzbare Variante einsetzen, sobald geklärt sei, welche Trasse am besten vorangetrieben werden kann.

"Dicke Bretter bohren" will sie im Fall ihrer Wahl auch in Sachen Bahn-Elektrifizierung: "Da reicht ein Anruf pro Halbjahr nicht aus." Die Talgangbahn sieht die 51-Jährige als "knallharten Standortfaktor" und fragt sich: "Wenn die Reaktivierung machbar ist – warum sollte man dann dagegen sein?"

Von ihren unermüdlichen Einsätzen im Wahlkampf bringt Stella Kirgiane-Efremidou ebenfalls viele Themen mit. Etwa aus der Seniorenresidenz an der Eyach, wo sie eine Schicht lang mitgearbeitet und erfahren hat, dass der Zeitdruck den Pflegekräften noch mehr zu schaffen macht als der geringe Verdienst. Oder aus Ostrach, wo die Mitarbeiterin einer Firma nachts arbeiten musste, weil die Internetleitung dann nicht so überlastet war. Letzteres freilich war schon vor vier Jahren – und dennoch klagten noch viele Gemeinden über zu langsame Datenleitungen: "Das kann doch nicht sein im Land der Tüftler und Denker", wundert sich die SPD-Kandidatin, die hofft, ab dem 25. September auch in diesem Punkt helfen zu können. "Wenn sie gewählt wird, werden die Leute den Unterschied sehen", sagt Alexandros Efremidis. "Warst Du schon bei Stella?" sei nicht umsonst ein geflügeltes Wort.